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Älteste

Traditionell führen die Alten das Gemeinwesen, weil sie am meisten Lebenserfahrung haben, d.h. sie hatten die meiste Gelegenheit dazu, den Wert der allen mehr oder weniger bekannten kulturellen Überlieferungen im Wandel der Zeiten zu erfahren. In den verschiedenen Sprachen kommt der Vorrang des Alters in der politischen Führung immer wieder zum Ausdruck, so im römischen Senat von senex, Greis und in der spartanischen Gerousia mit den Geronten, von geron, Greis; man vergleiche auch den slawischen Starost, den Ältesten. Noch heute gibt es in manchen Institutionen einen Ältestenrat.

Luc. 22, 66 bezeichnet das Jerusalemer Synedrium als das Presbyterium des Volkes, als dessen Ältestenrat, zu dem neben den Hohenpriestern und Schriftgelehrten die Ältesten gehörten, womit in neutestamentlicher Zeit freilich – unabhängig von ihrem Alter – die einflußreichsten, mächtigsten nicht-priesterlichen Persönlichkeiten verstanden wurden.

Während man früher Jüngeren also den Ehrentitel eines Ältesten zuerkennen konnte, will heute niemand mehr als alt gelten. „Jung bleiben“ heißt die Devise, da die Traditionen verfallen sind, deren Beobachtung den würdigen Greis ehemals auszeichnete. Statt eines durch Weisheit gekrönten Alters, verbreitet sich heute immer weiter der Altersschwachsinn.

4 Kommentare zu „Älteste“

  • Georg Mogel:

    Vom Unterschiede der Lebensalter
     
    Die größte Energie und höchste Spannung der Geisteskräfte findet, ohne Zweifel, in der Jugend statt, spätestens bis ins 35 ste Jahr: Von dem an nimmt sie, wiewohl sehr langsam, ab. Jedoch sind die späteren Jahre, selbst das Alter, nicht ohne geistige Kompensation dafür. Erfahrung und Gelehrsamkeit sind erst jetzt eigentlich reich geworden: Man hat Zeit und Gelegenheit gehabt, die Dinge von allen Seiten zu betrachten und zu bedenken, hat jedes mit jedem zusammengehalten und ihre Berührungspunkte und Verbindungsglieder herausgefunden; wodurch man sie allererst jetzt im Zusammenhange versteht. Alles hat sich abgeklärt . Deshalb weiß man selbst das, was man schon in der Jugend wußte, jetzt viel gründlicher; da man zu jedem Begriffe viel mehr Belege hat: Was man in der Jugend zu wissen glaubte, das weiß man im Alter wirklich, überdies weiß man auch wirklich viel mehr und hat eine nach allen Seiten durchdachte und dadurch ganz eigentlich zusammenhängende Erkenntnis; während in der Jugend unser Wissen stets lückenhaft und fragmentarisch ist. Nur wer alt wird, erhält eine vollständige und angemessene Vorstellung vom Leben, indem er es in seiner Ganzheit und seinem natürlichen Verlauf, besonders aber nicht bloß, wie die Übrigen, von der Eingangs-, sondern auch von der Ausgangsseite übersieht, wodurch er dann besonders die Nichtigkeit desselben vollkommen erkennt; während die Übrigen stets noch in dem Wahne befangen sind, das Rechte werde noch erst kommen.
     
    A. Schopenhauer,
    „Aphorismen zur Lebensweisheit“

  • Georg Mogel:

    Liebe Blogbetreiber !
    Meine beiden Kommentare zu „Älteste “ und „Geschichtsquiz“ sind im Orkus von „Moderation“ oder  ??  verschwunden.
    Gibt es dafür Gründe ?

  • @Georg Mogel

    Ja. Der Grund heißt Akismet und ist der Spamfilter. Er schiebt immer mal wieder Kommentare in die Spam – sei es, weil sie zuviele Links erhalten, sei es, weil Akismet geupdatet wurde und spinnt.  Sobald ich die Kommentare entdecke, oder ein Forist darauf aufmerksam macht, fische ich sie raus. Das kann manchmal dauern, weil ich nicht permanent am PC sitze.

  • […] erst konnte ich einen geistigen Zusammenbruch im fortgeschrittenen Alter mitverfolgen. Den äußeren Anlaß bildete angesichts einer zunehmenden Anzahl technischer […]

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