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Jasmin-Revolution

heißt das neuste Baby aus der Zauberkiste der Revolutionen im Namen von Freiheit, Menschenrechten und Demokratie. Jenseits aller Spekulationen ein paar Fakten. Soviel scheint als gesichert zu gelten: Die UGTT, die einzige große Gewerkschaft in Tunesien, hat bei den Protesten gegen Ben Ali eine zentrale Rolle gespielt. Welche Geigen aus Militär und Opposition im Revolutions-Orchester mitgefidelt haben, ist bisher nicht so recht durchschaubar. Die gefährliche Arbeit auf der Straße leistete jedenfalls, wie meistens bei solchen Revolutionen, die junge, frustrierte Bevölkerung, die verständlicherweise auf eine bessere Zukunft für sich hofft.

Nun, so heißt es, käme die Grausamkeit des Ben Ami an’s Licht, als da wären Folterknäste in der Sahara, Morde an Oppositionellen, Despotie und flächendeckende Überwachung bei gleichzeitiger Korruption – eine Korruption, die eine dünne Elite-Schicht sehr reich machte und die Bevölkerung arm hielt.


Ist die BRD in Tunesien aktiv? Eindeutig  Ja.

Als zentrale Plattformen seien genannt: Die Deutsch – Tunesische Industrie- und Handelskammer, die, nach eigener Darstellung , als „Partner der deutschen und tunesischen Wirtschaft“ firmiert, wenn es um den „Zugang zum ausländischen Markt geht; der Deutsche Akademischer Austauschdienst [DAAD] in  Tunis und die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit [GTZ]. Hier die Plattform des Goetheinstituts in Tunesien.

Firmen aus der BRD sind schon seit längerem in Tunesien aktiv. Lt. der deutsch-tunesischen Industrie-und Handelskammer wuchert Tunesien mit folgenden Pfunden, genannt „wichtige Standortfaktoren“: politische und soziale Stabilität [eine Fehleinschätzung, wie sich gerade zeigt], niedrige Lohnkosten für qualifizierte Arbeitskräfte, eine leistungsfähige Transport- und Kommunikationsinfrastruktur, geografische und kulturelle Nähe zu Europa. Und das alles fast zum Nulltarif, genannt “ handfeste Steuervorteile“.


Automobilsektor der BRD

270 Unternehmen aus Deutschland sind bereits vor Ort tätig  –  die deutschen Exporte nach Tunesien erreichten 2009  knapp 1,8 Milliarden Euro und stiegen gegenüber dem Vorjahr noch einmal  um satte 16 %. Damit sei Tunesien nach dem deutlich bevölkerungsreicheren Ägypten der zweitwichtigste Absatzmarkt für deutsche Waren in Nordafrika. Der BRD-Automobilsektor [Volkswagen, Mercedes, Audi und Co] lässt schon länger in Tunesien fertigen und dann reimportieren.  Die Palette dort reicht  von Kabelbäumen bis zu mechanischen und elektrischen Teilen, die die großen Autokonzerne aus Deutschland dort zu Niedrigstlöhnen fertigen lassen darf und dann unter dem Label  „Made in Germany“  in D. einbauen lässt. Die entsprechenden Marktanalysen finden Sie hier.


Freihandelszone mit der EU

Seit einiger Zeit besteht außerdem ein Freihandelsabkommen zwischen Tunesien und der EU für Industrieprodukte – Teil der sogenannten Maghreb-Union, einer 1989 gegründeten Union zwischen der EU und den westmoslemischen Staaten Nordafrikas, Tunesien, Algerien und Marokko. Ziel war die Schaffung einer Freihandelszone.


Fazit

So wie es aussieht, ist der jetzt als furchtbarer Folterer und Mörder entlarvte Diktator Ben Ami in seiner 23-jährigen Amtszeit von deutschen und europäischen Eliten durchaus akzeptiert und hofiert worden. Wussten die Eliten aus Politik, Wirtschaft und Journaille nicht, welche grausamen Menschenrechtsverstöße Ben Ami betrieb? Wenn nein, lässt das tief blicken. Wenn ja, auch.

4 Kommentare zu „Jasmin-Revolution“

  • […] “So wie es aussieht, ist der jetzt als furchtbarer Folterer und Mörder entlarvte Diktator… […]

  • Karl Eduard:

    Ist ja auch mit dem Iran so. Die deutsche Regierung, die unermüdlich herumreist und die demokratischen Rechte einfordert, die sie in Deutschland faktisch beseitigt hat, toleriert den intensiven Handel deutscher Firmen mit dem Iran – und mit China. Letzteres schmeisst schon mal gerne „Umweltaktivisten“ lange Treppen hinunter, um ihre Knochen zu zerschmettern. Das ist gelebte Humanität deutscher Regierungen. Ich habe ja nichts gegen Welthandel aber dann sollen die Heucheldemokraten ihre verdammte Klappe halten, die herumsalbadern von Menschenrechten, Freiheiten und dem Kram und doch solche Regimes durch Tatenlosigkeit fördern und daß sie weitermorden und foltern.

  • @Karl Eduard

    In dieser Beziehung hat die BRD einfach gut von den Angelsachsen gelernt. Thorsten Hinz beschreibt die angelsächsische Attitüde, eigenes Macht – und Vorherrschaftsstreben moralisch zu verbrämen, sehr interessant:

    Weiterhin hatte Deutschland kein Rezept gegen die angelsächsische Gewohnheit gefunden, eigene Interessen mit dem Anspruch moralischen Rechts zu verbinden. Die Gewohnheit, die dem Profit-und Machtstreben ein gutes Gewissen verschaffte, wurzelte in der puritanischen Gesinnung und wurde subjektiv ehrlich empfunden. Da sie weltweit mit überlegener Macht verbunden war, hatte sie sich international zu einem allgemein akzeptierten Faktum entwickelt.

    Wenn deutsche Politiker und Publizisten dagegen auf moralische Begründungen verzichteten, wurde ihnen das nicht als Aufrichtigkeit gutgeschrieben, sondern bestätigte bloß das moralische Recht der Angelsachsen und das Unrecht Deutschlands.

     

    In dem Sinn hat die nachkriegsdeutsche Elite einfach gut aufgepasst und passt sich der angelsächsischen Attitüde nun an. Man kann das Heuchelei nennen oder politische Klugheit.

    Was nun Israel, die USA, Frankreich, England oder generell andere Länder angeht – die sollen erst einmal den Dreck vor ihrer eigenen Haustür aufkehren, bevor sie wieder moralisierend die Bäckchen gegen Deutschland aufblasen. Ich bin wahrlich keine Freundin den herrschenden BRD-Eliten, aber die Vorstellung, dass anderer Länder Eliten wertwoller und ehrlicher seien als unsere eigenen, ist so typisch für die neurotische Verfasstheit mancher Deutscher.

  • TROPENWOLF:

    Soweit hat die „Entnazifizierung“ in Dummschland gute Rendite gebracht. Heute machen die dummschen alles mit was ihre Meister von ihnen verlangen. Am liebsten machen sie aber die Drecksarbeit die Israel und die USA vermeiden

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