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Wählerwanderungen – Hamburg

Die erste Wahl des „Superwahljahres“ 2011 ist gelaufen: In Hamburg hat die SPD einen grandiosen Sieg eingefahren, tönt es landauf, landab. Die beste Nachricht ist dabei zweifelsohne, dass das Kalkül der Grünen, von Neuwahlen massiv zu profitieren, nicht aufgegangen ist. Sie werden auf’s Oppositionsbänkchen verwiesen.

Ansonsten hat der Hamburger Wähler wieder den „Normalzustand“ für sein Hamburg hergestellt – die Hansestadt ist traditionell SPD-Gebiet [Wahlergebnisse seit 1947] und die Legislaturperiode der CDU war ein historischer Ausreißer. Die Wahlbeteiligung lag noch einmal unter dem ebenfalls historischen Tief von 2008:  57 % der Wähler, so die vorläufige Prognose, bequemte sich diesesmal zur Wahlurne, davon wählten ca. 3% ungültig. Wobei man einpreisen muss, dass das neue Wahlverfahren für ein amtliches Endergebnis mehr Zeit braucht – gravierend wird sich allerdings nichts mehr ändern.  Ich stelle deshalb, wie immer,  die realen Zahlen den irrealen gegenüber und füge vier Grafiken ein, die die Wählerwanderung aufschlüsseln.

Parteien Irreal [100 %] Real [57 %, davon ca. 3% ungültig]
CDU 21.9 % 11,8 %
SPD 48.3 % 26,0 %
GAL 11.2 % 6.0 %
FDP 6.6 % 3,5 %
SED aka Linke 6.4 % 3,4 %
Sonstige 5.6 % 3.0 %
Nichtwähler Zählen nicht 43 %
 
Wählerwanderung

 

Von den „Sonstigen“ war die Piratenpartei die stimmenstärkste und konnte [irreal]zweikommanochwas einfahren – alle anderen „Sonstigen“ liegen  [irreal] im einprozent- bis nullkommanochwasbereich. Die Grafiken kann man zum Vergrößern anklicken und man sollte es  auch tun und genau studieren – nicht nur, weil  man sehen kann, wie sehr der Wähler wandert [„volantil“] sondern auch, wieviele Daten – und damit Rückschlüsse – Wahlanalysten zur Verfügung stehen.

9 Kommentare zu „Wählerwanderungen – Hamburg“

  • virOblationis:

    Anscheinend lag die Wahlbeteiligung noch tiefer als zuerst angenommen: Nicht 59%, sondern 57% – und von denen stiimmten 3,3% ungültig:
    http://www.statistik-nord.de/wahlen/wahlen-in-hamburg/buergerschaftswahlen/2011/
    N.b.: Die Zahl der ungültigen Stimmen mag allerdings nicht ausschließlich dem verbreiteten Unmut, sondern auch dem komplizierten Wahlsystem zuzuschreiben sein.
     

  • @ Vir

    Nur 57 Prozent und 3.3 Prozent ungültig? Wow. Ich werde das sofort neu berechnen. Was hältst Du von der Wählerwanderung? Gesetz der Fall, du seist Parteienanalyst der CDU, welche Schlussfolgerungen und Konsequenzen für die neue Strategie würdest Du ziehen?.

  • virOblationis:

    @ Judith
    Die Wählerwanderung zeigt m.E., wie flexibel die Wähler nach vorangegangenen Lockerungsübungen geworden sind: So mir nichts dir nichts haben sie den disparaten Haufen der Hamburger SPD in die absolute Mehrheit geführt. Nach nicht einmal einer vollen Wahlperiode hier 15% mehr, dort 20% weniger – das sind Größenordnungen, die früher kaum denkbar waren; ein Vorbote solchen Trends war der Erfolg der Schill-Partei (fast 20% auf Anhieb im Jahre 2001).
    Was die CDU betrifft müßte ich als ein ihr zugehöriger Analyst wohl darauf beharren, daß doch nicht alles an Schwarz-Grün verkehrt gewesen sein könne und daß man leider noch nicht genügend als moderne Großstadtpartei zu erkennen sei und daß dafür eben Ahlhaus stehe. – Als unabhängiger Beobachter denke ich: Die CDU erfährt, daß sie überflüssig ist, da wir genügend linke und liberale Parteien im etablierten Parteienspektrum haben.
     
     

  • Freidenker:

    Ein Trend scheint ungebrochen, die Wahlbeteiligung sinkt, und „Sonstige“ steigen leicht.

    Das dazwischen sind Farbenspiele für die Statistiker, die politischen Weichenstellungen finden offensichtlich woanders statt.

    Nun schauen wir halt dem Olaf vier Jahre beim scheitern zu,
    was soll´s !!!

  • diegedankensindfrei:

    Bringen mich die Statistiken des Superwahljahres weiter als die von Deutschland sucht den Superwasweissich?

  • @ diegedankensindfrei

    Sie sagen einiges über die Datenfülle aus, die denen da „oben“ so zur Verfügung steht und auch, wie sie arbeiten – also etwas über das System. Gegenfrage: Was würde dich denn weiterbringen?

  • @vir

    Sorry für die späte Antwort – ich verfolge schon den ganzen Tag intensiv, was in Libyen passiert. Bzw. versuche es, weil die Informationen mehr als spärlich sind.

    Ja, ich vermute auch, dass die CDU noch mehr ergrünt und erlinkst. Solange ihre konservativen Wähler sich vor allem in die Stimmenthaltung flüchten, wird sich daran auch nichts ändern.  Überflüssig ist die Partei seit Angela Merkels Kurs sowieso – ich bin nur gespannt, wie lange sie es noch vertuschen kann. 

  • diegedankensindfrei:

    @Judith
     
    Sicher, ein interessanter Punkt. Das ganze ist aber so eine Art selbstreferentielles Theater mit Politclowns und den sog. MSM, und das Klatschvieh sind die „Wähler“. Das die Datenverarbeitung nun immer ausgefeilter wird ist ein Phänomen, das in vielen Bereichen eine Rolle spielt.
     
    Weiter bringen mich Gedanken, wie du sie gerade im Rahmen des Trauermarsches angerissen hast. Strategische Kriegsführung statt trotziger Empörtheit.

  • @diegedankensindfrei

    Ich bleibe bei dem militärischen Bild, um so verständlicher zu machen, was ich meine: Will strategische Kriegsführung erfolgreich sein, muss man wissen, wie der „Gegner“ kämpft; man muss wissen, welche Waffen er führt; man muss wissen, wie er sie wann einsetzt und man muss wissen, wer seine Verbündeten und seine Feinde sind.  Kurz: Man muss wissen, wie die gegnerische Truppe aufgestellt ist.  Weiß man das nicht, kämpft man andauernd die falschen Schlachten gegen die falsche Truppe mit den falschen Waffen.

    Wolfschlag hat auf der Sezession einen Artikel über die sich neu formierenden Ausländerparteien – der Artikel samt Argumentation ist lesenswert.

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