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Die neuste Sau

Kurz und knapp: Ich war und bin keine Anhängerin des Ministers von und zu Guttenberg, aber die neuste Kampagne hat einen ganz üblen Geschmack. Zwar wird die neuste Sau vorerst nur im Konjunktiv durch das nachkriegsdeutsche Dorf getrieben [es könnte sein, gilt es zu prüfen, steht der Verdacht usw.] doch hat sich nach ersten Verdachtsäußerungen ruckzuck ein Blog gebildet, das nun akribisch jede einzelne Zeile des Corpus Deliciti durchackert. Das ist ekelhaft. Nicht eine wissenschaftliche Prüfungskommission, nein, eine handvoll übereifriger Selbstberufener [wieder einmal] hat das Schnüffel-und Jagdfieber gepackt. Würg. Stasi lässt grüßen.

Sollte das wirklich eine politisch motivierte konzertierte Aktion sein – und es spricht einiges dafür – zeigt diese Aktion vor allem eines: Eine grenzenlose Verachtung gegenüber dem Wähler, von dem solcherart Agierende ja annehmen, er sei nicht per leidenschaftlichen politischen Auseinandersetzungen über die Probleme dieses Landes zu mobilisieren, sondern ausschließlich per  Schlammschlachten der untersten Schubladen. Wenn diese Leute in ihrer Einschätzung des Wählers recht haben, dann Gnade uns Gott allen.

Evt.knallen den kleinbürgerlichen unter den  Linken auch nur endgültig die Sicherungen durch und trachten, wenn schon der inbrünstig gehasste Adelstitel nicht aberkannt werden kann, doch wenigstens nach dem Doktortitel.

20 Kommentare zu „Die neuste Sau“

  • Paul:

    Judith, du überschätzt den Wähler. Er wird sich genau von solchen Aktionen seine Wahleintscheidungen diktieren lassen. Gutti mag noch bombige Umfragewerte haben, aber die links dominierte Parteiennomenklatura lehnte ihn ab als noch kein einziger Skandal geblasen wurde. Hier darf man nicht Ursache und Wirkung vertauschen. Da sind niederste Instinkte zu Gange und wenn die aktiviert werden, geht die Post ab.

  • Alex:

    Der „Wähler“ ist doch genau der, der „solcherart agiert“. Deshalb ist das keine „grenzenlose Verachtung des Wählers“, nein, man sollte „den Wähler“ grenzenlos verachten.
    Das ist die „offene Gesellschaft“, das ist Demokratie – hier darf jeder, ganz ohne Verpflichtungserklärung, Stasispitzel sein und „Zivilcourage“ zeigen.
    Wolfs Gesetz: Die Meute jagt den Angeschlagenen, den Verwundeten, den, der zum Abschuss freigegeben wurde, den, der sich nicht mehr wehren kann.
    Willkommen in unserer Welt.

  • @ Paul

    Ich überschätze den Wähler eher nicht. Ich bin auch, wie ich schon vorher geschrieben habe, keine Anhängerin zu Guttenbergs – ich hielt ihn von Anfang an für einen Blender. Nur: im Politbetrieb sind eine Menge Blender, die dazu bedeutend dümmer, ungebildeter und gewissenloser sind.

    Deshalb stößt mich auch nicht direkt die Kampagne als solche ab – Politikampagnen wird es immer geben und schon Schröder wies ja in seiner Zeit darauf hin, er brauche zum Regieren nur Bams und Glotze. Dass darin vor allem eine tiefe Verachtung gegenüber dem Wähler zum Ausdruck kam und kommt,  ist vielen Wählern, glaube ich, gar nicht aufgefallen.

    Und das erschreckt mich – die Gier, die Leichtigkeit, mit der die Leute auf solche Kampagnen anspringen.

  • @ Alex

    Na ob von und zu Guttenberg sich nicht mehr zu wehren vermag bleibt in seinem Fall erst mal abzuwarten, hehe. Ich traue ihm und seinem Beraterstab durchaus noch einige Wurfgeschosse im Köcher zu.

    Ver-rückt ist das trotzdem.

    Der eine betet in seiner Jugendzeit rote Massenmörder und den millionenfach leichenproduzierenden Kommunismus an und schafft es damit locker bis in die höchste Riege der Grünen. Der andere betätigt sich als Steineschmeißer und Polizistenklatscher und wird Außenminister – kein Problem für niemanden. Und nun hat [evt.] zu Guttenberg bei der Erringung akademischer Würden geschummelt – und das soll DER Skandal sein. Die haben sie doch nicht mehr alle.

  • Freidenker:

    Immerhin hat er seinen Doktor nicht vor sich hergetragen, ich kannte nur den „Freiherr“.
    Und ein paar Absätze scheint er ja sebst geschrieben zu haben, im Gegesatz zu den „Ehrendoktoren“ die sich sonnst in der Politik tummeln, ist das schon eine Leistung.

    Mangels Erwartungen kann mich „Gutti“aber nicht enttäuschen, der Rest sind Nebelkerzen. 

    Die Amis wollten auch mal wegen Spermaflecken einen Präsidenten absetzen, fussballfeldgroße Blutflecken über den ganzen Planeten verteilt, schaffen so etwas noch nie.

  • Ich sehe es anders. Der Fall Guttenberg ist doch symptomatisch: Ein Minister, der seine Dissertation abschreibt, ein „Außenpolitiker“, der nicht in der Lage ist, auf seinem eigenen Gebiet, der internationalen Politik, 400 Seiten mit seinen eigenen Gedanken zu füllen – das ist genau das, was dieser herrschenden Schranzenkaste ähnlich sieht.

  • Ups – ich habe jetzt erst gemerkt, dass Du schon bei mir zum selben Thema kommentiert hast.

  • Zuschauer:

    Aber da ist Herr zu Guttenberg doch in excellenter Gesellschaft.
    Der Link ist leider ‚tot‘ und der Artikel nur in Englisch. Wenn notwendig, will ich ihn gerne uebersetzen.
     
    CANBERRA TIMES
    hursday, 19 September 2002 View all news | Send to a friend | Print

    A theory of Einstein the irrational plagiarist
    Christopher Jon Bjerknes.

    THE name „Einstein“ evokes images of a good-humoured genius, who revolutionised our concepts of space, time, energy, mass and motion. Time named Albert Einstein „person of the century“. The language itself has incorporated „Einstein“ into our common vocabulary as a synonym for extraordinary brilliance. Many consider Einstein to have been the finest mind in recorded human history.

    That is the popular image, fostered by textbooks, the media, and hero worshiping physicists and historians. However, when one reads the scientific literature written by Einstein’s contemporaries, a quite different picture emerges: one of an irrational plagiarist, who manipulated credit for their work.

    Einstein is perhaps most famous for the special theory of relativity, published in 1905 in the German physics journal, Annalen der Physik. The paper was devoid of references, a fact that Einstein’s friend and Nobel prize winner for physics, Max Born, found troubling.

    „The striking point is that it contains not a single reference to previous literature,“ Born stated in 1955, before the International Relativity Conference in Bern. „It gives you the impression of quite a new venture. But that is, of course, as I have tried to explain, not true.“

    Though Einstein’s 1905 article contained no references, it was so strikingly similar to a paper written by Hendrik Lorentz the previous year, that Walter Kaufmann and Max Planck felt a need to publicly point out that Einstein had merely provided a metaphysical reinterpretation and generalisation of Lorentz‘ scientific theory, a metaphysical reinterpretation and generalisation Henri Poincare had already published.

    As Charles Nordmann, astronomer to the Paris Observatory, pointed out: „It is really to Henri Poincare, the great Frenchman whose death has left a void that will never be filled, that we must accord the merit of having first proved, with the greatest lucidity and the most prudent audacity, that time and space, as we know them, can only be relative. A few quotations from his works will not be out of place. They will show that the credit for most of the things which are currently attributed to Einstein is, in reality, due to Poincare.“

    Einstein acknowledged the fact, but justified his plagiarism in a cavalier fashion in Annalen der Physik in 1907. „It appears to me that it is the nature of the business that what follows has already been partly solved by other authors. Despite that fact, since the issues of concern are here addressed from a new point of view, I believe I am entitled to leave out a thoroughly pedantic survey of the literature, all the more so because it is hoped that these gaps will yet be filled by other authors, as has already happened with my first work on the principle of relativity through the commendable efforts of Mr. Planck and Mr. Kaufmann.“

    The completed field equations of the general theory of relativity were first deduced by David Hilbert, a fact Einstein was forced to acknowledge in 1916, after he had plagiarised them from Hilbert in late 1915. Paul Gerber solved the problem of the perihelion of Mercury in 1898. Physicist Ernst Gehrcke gave a lecture on the theory of relativity in the Berlin Philharmonic on August 24, 1920, and publicly confronted Einstein, who was in attendance, with Einstein’s plagiarism of Lorentz‘ mathematical formalisms of the special theory of relativity, Palagyi’s space-time concepts, Varicak’s non-Euclidean geometry and of the plagiarism of the mathematical solution of the problem of the perihelion of Mercury first arrived at by Gerber. Gehrcke addressed Einstein to his face and told the crowd that the emperor had no clothes.

    This was Einstein’s response published in the Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung on August 27, 1920, translated into English in the book Albert Einstein’s Theory of General Relativity edited by Gerald E. Tauber: „. . . Gerber, who has given the correct formula for the perihelion motion of Mercury before I did. The experts are not only in agreement that Gerber’s derivation is wrong through and through, but the formula cannot be obtained as a consequence of the main assumption made by Gerber. Mr Gerber’s work is therefore completely useless, an unsuccessful and erroneous theoretical attempt.

    „I maintain that the theory of general relativity has provided the first real explanation of the perihelion motion of mercury. I have not mentioned the work by Gerber originally, because I did not know it when I wrote my work on the perihelion motion of Mercury; even if I had been aware of it, I would not have had any reason to mention it.“

    The fact that Einstein was a plagiarist is common knowledge in the physics community. What isn’t so well-known is that the sources Einstein parroted were also largely unoriginal. In 1919, writing in the Philosophical Magazine Harry Bateman, a British mathematician and physicist who had emigrated to the United States, unsuccessfully sought acknowledgment of his work.

    „The appearance of Dr Silberstein’s recent article on General Relativity without the Equivalence Hypothesis encourages me to restate my own views on the subject,“ Bateman wrote.

    „I am perhaps entitled to do this as my work on the subject of general relativity was published before that of Einstein and Kottler, and appears to have been overlooked by recent writers.“

    My book is a documentation of Einstein’s plagiarism of the theory of relativity. It discloses his method for manipulating credit for the work of his contemporaries, reprints the prior works he parroted, and demonstrates that he could not have drawn his conclusions without prior knowledge of the works he copied but failed to reference.

    Numerous republished quotations from Einstein’s contemporaries prove that they were aware of his plagiarism. Side-by-side comparisons of Einstein’s words juxtaposed to those of his predecessors prove the almost verbatim repetition. There is even substantial evidence presented in the book that Einstein plagiarised the work of his first wife, Mileva Maric, who had plagiarised others.

    Mr Bjerknes, an American historian of science, has authored six books on Einstein and the theory of relativity. Albert Einstein: The Incorrigible Plagiarist (ISBN 0971962987) is available at http://www.amazon.com.

    Excerpts at: http://www.xtxinc.com

  • Karl Eduard:

    Mich widert nur an, daß nun versucht wird, diesen miserablen Dienstherren über eine abgekupferte Arbeit abzuschiessen, statt wegen seines unmöglichen Vorgehens als Vorgesetzter.

  • virOblationis:

    Ich frage mich, ob solch ein Vorgehen, nämlich Quellen aus dem Netz mehr oder weniger wörtlich zu übernehmen, nicht schon ein allgemein verbreitetes Phänomen innerhalb der Studentenschaft ist. Wahrscheinlich, so stelle ich es mir vor, ist diese Möglichkeit einfach zu verlockend – und früher, in der Zeit, aus der die Examens- und Promotionsordnungen stammen, noch gar nicht absehbar gewesen.
    Wäre es angesichts dessen nicht besser, die Prüfungsordnungen zu ändern? Ein mögliches Vorbild könnte die mittelalterlich-frühneuzeitliche Disputation sein, bei der dem Candidaten Thesen vorgegeben werden – meinethalben können sie auch von ihm selbst stammen -, die in öffentlichem Lehrgespräch gegen Einwände zu verteidigen sind. Dann zeigt sich ja, wer wirklich Sachkenntnisse und nötige Befähigung hat. – Außerdem hätte eine solche Lösung den Charme, daß sie der Tendenz, immer dickere Wälzer zu produzieren, entgegenwirken würde.

  • Anna Luehse:

    #virOblationis
    Es geht nicht darum, daß sich v.G. anderer Texte bedient hat, sondern, daß er die Quellen nicht gekennzeichnet hat.

    # Judith
    Auch ich bin keine Anhänger des Atlantikers. Aber die Kampagne der Linken hat natürlich Frau Merkel entlastet. Das Volk wird durch die Mainstream-Medien mit einer Doktorarbeit beschäftigt und sie kann inzwischen ihre gefährlichen Finanztransaktionen durchziehen. Was sie uns damit aufbürdet, wird die Mehrheit wieder einmal zu spät bemerken.
    Zusätzlich wird Frau Merkel nicht traurig sein, wenn am Image des politischen Konkurrent ein wenig gekratzt wird.
     

  • virOblationis:

    @ Anna Luehse
    Natürlich hatte ich vorausgesetzt, daß die übernommenen Texte nicht als Zitate gekennzeichnet werden; was für eine Nachlässigkeit, dies unerwähnt zu lassen. Aber davon abgesehen: Man kann eine Arbeit auch dann nicht als eine eigene ausgeben, wenn Gänsefüßchen gesetzt wurden, die übernommenen Textblöcke aber zu weiten Raum einnehmen. Eben dies verleitet ja dazu, die Gänsefüßchen wegzulassen.
     

  • Freidenker:

    Zum Thema Guttenberg trifft Winkler den Nagel auf den Kopf.

    http://michaelwinkler.de/Kommentar.html

  • Wahnfried:

    Mich amüsiert diese Debatte auf das Äußerste! Da werfen Berufspolitiker, die täglich ihr eigenes Ehrenwort brechen, einem anderen Berufspolitiker vor, genau das zu tun.
     
    Sympathien habe ich für den BILD-Baron von Gnaden des German Marshall Funds allerdings keine.

  • Freidenker:

    Ich habe mir mal den Spass gemacht und bei BILD Guttenberg als Suchbegriff eingegeben. Die Zeitung für die sonnst keine Geschichte zu schmierig ist, umschifft das Thema gekonnt.

    Auf Platz zwei der Trefferliste „Ich würde Guttenberg gerne als Kanzler sehen“, so spricht es der in Amerika lebende Gottschalk bei Beckmann.

    Die Welt ist doch so einfach, man glaubt es nicht !!!

    Danke BILD, dank dir werde ich nicht dumm sterben.

    😉

  • Freidenker:

    Nachdem Gutti vorerst auf seinen Doktortitel verzichtet, und sogar Fehler einräumt, kann es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit sein bis er für den Zivilcouragepreis vorgeschlagen wird.

    😉

  • Ich muss gerade lachen. Einige Angestellte der schreibenden Zunft nennen das Kesseltreiben selbsternannter Schnüffler „Schwarmintelligenz“.  Mielke muss sich doch vor Wut im Grab umdrehen: Schwarmintelligenz – dass IHM das nicht für seine IMler eingefallen ist.

    Der Tod dreier junger deutschen Bundeswehrsoldaten schafft es gerade mal mit einigen wenigen Artikeln in die Journaille  – und auch nur für einen Tag. Zu Guttenbergs Dissertationsverfehlungen dominieren dagegen seit Tagen MSM und Talkshows. Die Prioritäten sind unverkennbar.

  • Freidenker:

    @ Judith

    Hab noch ein wenig Geduld, wenn es nach Guttis Plänen geht, dann dienen bald die ersten Ausländer in der BW, und wenn von denen der erste im Einsatz stirbt, dann hast Du deinen Aufschrei der Journaille.

  • Le Plaisir:

    Wer die Wehrpflicht abschafft, wirft DIE FREIHEIT, DIE DEMOKRATIE, „sein“ VATERLAND Feinden, zum Frass, vor die Füsse!

    http://www.youtube.com/watch?v=7RgLEGibyXs

  • Freidenker:

    Eigentlich hätten wir alle es wissen müssen, ein Mensch der über einen Intellekt verfügt der es ihm ermöglicht selbst eine Doktorarbeit zu verfassen, nimmt niemals einen Kerner mit nach Afghanistan, und lässt seine Frau auch nicht im Unterschichtenfernsehen Kinderschänder jagen.
    Von seiner offensichtlichen Affinität zu Bildzeitung mal ganz zu schweigen.

    Im Bundestag schlägt derweil die Mittelmäßigkeit auf die Beliebigkeit ein, ein Doktor ist da fürwahr von Nöten, aber einer mit zwei kräftigen Pflegern im Schlepptau, und  Jacken mit langen Ärmeln zum hinten zubinden.

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