Inhaltsverzeichnis

Abgetreten

Ich habe mir gestern zwei Sendungen zum Abgang zu Guttenbergs angesehen. Eimal die Münchener Runde und später Phoenix – Der Tag.  Zwei Bemerkungen sind mir dabei besonders aufgefallen.

Leyendecker und Feldenkirchen äußerten in der Münchener Runde u.a. sinngemäß, der Abgang zu Guttenbergs sei schon deshalb positiv zu bewerten, weil damit endlich wieder solides Mittelmaß Einzug halte. Diese Ansicht  ist insoweit logisch nachvollziehbar, als nur organisierte Mittelmäßigkeit die Dürftigkeit des eigenen Intellekts und Auftritts zu verbergen vermag und Mittelmaß schon alleine aus diesem Grund  Mittelmaß propagiert.

Hier kann man sich die Münchener Runde noch einmal ansehen.


Die zweite Bemerkung gibt mir bedeutend mehr zu denken. Der Name ist mir nicht präsent, der ältere Herr war Constanze Abratzky in Phoenix – der Tag als Ansprechpartner zum Thema Guttenberg zur Seite gestellt. Er warf eine grundsätzliche Frage auf: Wieso hatte zu Guttenberg überhaupt diesen bürgerlichen Leistungsnachweis angestrebt ?

Leider wurde das nicht weiter diskutiert, denn die Beweggründe zu Guttenbergs würden mich auch interessieren. Damit kein Missverständnis aufkommt: Das soll keinesfalls eine Abwertung des Doktorgrades sein. Es ist auch leicht nachvollziehbar, dass Akademiker, die sich diesen Titel ehrlich erarbeitet haben, erbost sind über zu Guttenbergs Plagiat. Von denen, denen die Promotion nicht gelang, ganz zu schweigen. Aber wieso hat zu Guttenberg diesen bürgerlichen Leistungsnachweis überhaupt angestrebt?

19 Kommentare zu „Abgetreten“

  • Alex:

    Die akademische Elite hat nur deshalb so pikiert auf Guttenberg reagiert, weil an Hand seines Beispiels öffentlich wurde, auf welch unglaubliches Niveau die Massenuniversität mittlerweile herabgesunken ist. Guttenberg ist kein Einzelfall, er ist die Spitze eines Eisberges. [Allerdings hatte der Baron das überhaupt nicht nötig.]
     
    Der Doktor-Titel – früher Wissenschaftlern vorbehalten, die etwas Einzigartiges beizubringen hatten – ist heute zu einer Art Ersatzadelstitel verkommen, den jeder bekommt, der irgendwie dazugehört. Wie in der Endzeit des Feudalismus, als jeder reiche Jude sich einen Titel kaufen oder ergaunern konnte.
     
    Man muss keine Achtung vor Doktoren haben, außer sie praktizieren als niedergelassene Ärzte. Der Rest ist Schein, nicht Sein. Man schaue nur auf die Legionen von sogenannten „Experten“, die durch jede „Fernsehpiepshow“ tingeln und ihr Pseudowissen zum Besten geben. Quacksalber ist noch ein gelinder Ausdruck, den ich für diese Art Menschen aufbringen kann. Die leben vom guten Glauben in eine Wissenschaft, die längst von Scharlatanen und ihren Claqueuren überschwemmt ist.
     
     
     

  • @ Alex

    Soweit d’accord. Einspruch erhebe ich, was den Dr.Titel betrifft. Mir sind einige Doktoren bekannt, deren Wissen wirklich eindrucksvoll ist und Respekt verdient.

  • Freidenker:

    Es scheint einen Konsens darüber zu geben das Gutti kein Mittelmaß ist oder war, so wollen es uns die Medien suggerieren.
    Es erschließt sich mir immer noch nicht was denn bitte die herausragenden Leistungen des Guttes denn sein sollen ?
    Desweiteren wird schon etwas von einem Comeback gefaselt, als Beispiel wurde ironischerweise der unsägliche Paolo Pinkel angeführt.
    Nun denn, in ihren politischen Überzeugungen dürfte Paolo und Gutti nicht allzuweit voneinander entfernt liegen, dann wird es auch Kräfte geben die ein Wiederkommen möglich machen.

  • @Freidenker

    Stopp. Ich bin keine Anhängerin zu Guttenbergs, aber das Plagiatieren einer Doktorarbeit gleichzusetzen mit der wissentlichen Inanspruchnahme junger Zwangsprostituierter ist unwürdig.

    Eine wöchentliche halbstündige Talkshow in einem drittklassigen Sender würde ich auch nicht als come back bezeichnen – ich bin mir ziemlich sicher, Friedmann sieht das genauso. Dass er aber überhaupt als Moralprediger auftreten darf, ist tatsächlich ein Witz. Und das in Sendungen, in denen sich über die moralische Verfehlung des Barons echauffiert wird. Süß.

    Mich interessiert aber vielmehr, warum zu Guttenberg den Doktorgrad überhaupt angestrebt hat. Leider gibt es bisher keine Antwort darauf 🙁

  • Freidenker:

    @Judith

    Ich habe die Taten nicht miteinander verglichen.

    Friedmann hatte eine eigene Talkshow im N24, lief aber nicht besonders, desweiteren ist er Dauergast in unzähligen politischen Quasselrunden. Das würde ich schon als ein Comeback bezeichnen.
    Leider weiß ich nicht wie die Talkshowauftritte von den Sendern honoriert werden, und wer darüber entscheidet wer eingeladen wird. Das wäre unabhängig von Paolo interessant zu wissen.

    Die Option eines Comebacks des Herrn Guttenberg wird in mehreren Medien diskutiert, und das am Tag seines Rücktritts, so etwas erlebe ich zum ersten mal.

    Die von Dir im Artikel angesprochene Sendung habe ich aber nicht gesehen, und darauf bezog ich mich auch nicht in meinem Kommentar.

  • Nicht jeder Titel ist gekauft. Sicher. Mancher ist rechtmäßig erworben. Aber welcher? Wer kann das nach Guttenberg noch sicher behaupten?
    Warum Guttenberg den Doktorgrad angestrebt hat? Nun, weil der Titel heute zum „guten Ton“ gehört. Jeder muss heute eine Titel haben. „Von und zu“ reichen nicht mehr.

  • Freidenker:

    Mich interessiert aber vielmehr, warum zu Guttenberg den Doktorgrad überhaupt angestrebt hat. Leider gibt es bisher keine Antwort darauf

    Eitelkeit?

    Familientradition?

    Es wurde ihm „angetragen“?

    Langeweile?

    Sich beweisen wollen?

    Sich anderen beweisen ?

    Er konnte sich einen Dr. leisten ?  (finanziell)

    In seinen „Kreisen“ hat man einen Dr. ?

    Für sein berufliches (finanzielles) Fortkommen war der Dr. jedenfalls nicht von Nöten.

  • @Freidenker

    Ich habe die Taten nicht miteinander verglichen.

    Pardon, stimmt. Da habe ich falsch gelesen.

    Ich denke, über das come back zu Guttenbergs wird deshalb sofort spekuliert, weil den entsprechenden Leuten natürlich klar ist, dass die Guttenberg-Hatz eine konzertierte linke Aktion war, in die sich dann unterschiedliche Kreise aus unterschiedlichen Motiven haben vor den Karren spannen lassen. Damit soll wohl klar gemacht werden, dass eine verlorene Schlacht noch kein verlorener Krieg ist.  Ein politischer [SPD gegen Union] und journalistischer [Spiegel gegen Bild] Machtkampf ?

  • Georg Mogel:

    Zeitalter der Massen
    Heute werden die Forderungen der Massen nach und nach immer deutlicher und laufen auf nichts Geringeres hinaus als auf den gänzlichen Umsturz der gegenwärtigen Gesellschaften, um sie jenem primitiven Kommunismus zuzuführen, der vor dem Beginn der Kultur der normale Zustand aller menschlichen Gemeinschaft war….
    Je weniger die Masse vernünftiger Überlegung fähig ist, umso mehr ist sie zur Tat geneigt. Die Organisation hat ihre Kraft ins Ungeheure gesteigert. Die Glaubenslehren, die wir auftauchen sehen, werden bald die Macht der alten Glaubenslehren besitzen, d.h. die tyrannische und herrische Kraft, welche sich aller Auseinandersetzung entzieht. Das göttliche Recht der Massen wird das göttliche Recht der Könige ersetzen.
    Gustave Le Bon,
    Psychologie der Massen
    Ausgabe von 1911
    Die heutigen “Massen”, von den Medien in wohliger Unwissenheit gehalten, zum Stimmvieh zynischer Politiker deformiert, sind machtlos. Die herrschende Ochlokratie  -dazu zählt auch der recht mittelmäßige aber anmaßend auftretende Baron Guttenberg mit dem medial bedienten „Glamour-Faktor“       –  hat sich über die Nationalstaaten auf eine “EUdSSR” ausgebreitet und sich diese zur Beute gemacht. Gut, daß die Wahlbürger -zum Teil kenntnislos gehalten und zum anderen Teil wirklich zu blöde sind, um zu durchschauen, daß in ihrem Namen entgegen ihren Interessen regiert wird. Wahlen sind das Sedativ und Euphorikum der Massen aber ohne Wirkung auf den Ablauf der Geschehnisse, der von einer überschaubaren Zahl von Akteuren bestimmt wird. Doch gerade in Krisenzeiten zeigt sich, daß die lumpenproletarische Grundströmung stets mächtig geblieben ist. Von der konservativen Kulturkritik wurde schon früh bemerkt, daß die Masse, die als Konsument und Stimmbürger zu einem Hauptdarsteller des Geschehens gemacht wird, die Wertehierarchie umstürzt und ihre Gewohnheiten als verbindlich festlegt.
    Wie schrieb Spengler: “Der Gegensatz zu vornehm ist nicht arm, sondern gemein.”

  • Freidenker:

    die Guttenberg-Hatz eine konzertierte linke Aktion war

    Das sehe ich ähnlich, Guttenberg war halt auch ein sehr dankbares Opfer, er schaffte es in nur kurzer Zeit seine eigene übersteigerte Parodie von sich selbst zu sein.

    Ein von, jung, Pomade in den Haaren, verheiratet mit einer Bismarck, Dr, immer gut angezogen, sehr sehr reich, beide gutaussehend, noch verheiratet mit der ersten Frau, Kinder mit der eigenen Frau, geliebt von der BILD, forsch im Auftreten, wenn auch nicht sonderlich eloquent.
    Er war also ein Stachel im Fleisch der linken, zweifelsohne, und ich höre geradezu die Sektkorken knallen, nach seinem Rücktritt.

    Er ist aber halt auch ein Blender mit den richtigen Verbindungen, und hier kann ich den linken nicht wiedersprechen.
    Das die linken nicht besser sind, das wissen wir hier glaube ich alle.

  • Er ist aber halt auch ein Blender mit den richtigen Verbindungen, und hier kann ich den linken nicht wiedersprechen.
    Das die linken nicht besser sind, das wissen wir hier glaube ich alle.

    Aber ich.

     Weil die Linken nämlich nicht nur nicht besser sind – sie sind um Klassen heuchlerischer und die Blender mit kriminellen Vergehen in ihren Reihen sind zahllos. Richtig kriminelle Vergehen und nicht nur die Inanspruchnahme geistigen Eigentums.

    Die Hetzjagd auf zu Guttenberg war maßlos und stand in keinem Verhältnis zur Verfehlung. Das Plagiat war lediglich ein Vorwand um zu Guttenberg aus dem Amt zu drücken: Viele Menschen im Land spüren das – so instinktlos sind sie nicht.  Sie haben dieses Maßlose bei der Hetzjagd gegen Eva Herrman gespürt und bei Sarrazin. Und jetzt spüren sie es wieder bei zu Guttenberg.

  • Georg Mogel:

    @Judith:
    “… Wer sich für clever hält, findet sich nicht unmoralisch, sondern per se schlauer als andere. Wer seinen Titel türkt, geht davon aus, daß er ihn ohnehin verdient hat und sich selbst und anderen keinen umständlichen Nachweis schuldet. So konservativ Guttenberg zuweilen auftritt, so modern verfuhr er mit seiner Doktorarbeit und in seinem Selbstverteidigungsmanagement. Ihm lag am Titel (und noch mehr am Posten), nicht an wissenschaftlicher oder -falls es das gibt- politischer Redlichkeit. Vielleicht hätte er vergleichsweise bescheiden, zunächst seinem zweiten juristischen Staatsexamen den Vorzug geben sollen. Im konservativen Wertebewußtsein kommt Haltung lange vor Karriere. ”

    Heino Bosselmann in der JF vom 25.2. 2011

    Guttenberg hat sich mediengschickt und schamlos bis zuletzt als Opfer einer (notwendigen) Kampagne  gegen sich stilisiert und hat dabei auch die gefallenen BW-Soldaten instrumentalisiert. Ein Vergleich mit Herman und Sarazin ist völlig unangemessen. G. hat mit seinem  Verhalten in einer Weise gegen Treu und Glauben verstoßen, die ihn für ein Ministeramt -besonders als VM in der jetzigen Lage der BW- objektiv disqualifiziert. Was seine bisherigen „Leistungen“, auch in öffentlichen Ämtern betrifft, so hat er im wesentlichen den Verkauf von viel heißer Luft beworben. Er ist ein geschickter Vermarkter seiner selbst. Daß fast alle unsere Politiker derart handeln, exkulpiert G. als „Konservativen“ nicht.   In Zeiten einer tiefstehenden Sonne werfen selbst Zwerge lange Schatten.  Und G. wird leider nach einer gewissen Zeit (Schamfrist mag man hier gar nicht gebrauchen) wieder auf der polit. Bühne stehen und „Glamour“ verbreiten. Man sollte das Thema jetzt  beenden und sich den zahlreich vorhandenen Problemen dieses Landes zuwenden.

  • @George Mogol

    Guttenberg habe die getöteten Soldaten instrumentalisiert, ist bestenfalls ein unbewiesene Behauptung, schlimmstenfalls eine böswillige Unterstellung.

    Es kann ja nicht wirklich überraschen, dass das genau von jenen gerne kolportiert wird, die  ihr Desinteresse gegenüber dem Tod der drei Soldaten kaum verbergen konnten – mussten sie sich doch für zwei drei Stunden etwas anderem widmen als ihrer heißgeliebten Hatz. Jene Schreiber der Schmierenjournaille, die selbst ihre drei, vier Alibiartikel noch mit der Causa Guttenberg einschmückten. Der Themenschwerpunkt der entsprechenden Onlinemedien von Spiegel bis Süddeutsche war eindeutig – und entlarvend.

    Niemand ist heuchlerischer und verlogener als die vereinigten Linksgrünen und ihre Hofschranzen – und das spüren viele Menschen immer mehr.  Es sind nicht zu Guttenbergs Verfehlungen, die diese Menschen kleinreden wollen – sie erkennen nur die Unverhältnismäßigkeit, die Maßlosigkeit der Hatz. 

    Für mich am besten auf den Punkt gebracht hat Wilhelm v. Gottberg in der Preußischen Allgemeinen: Der Rücktritt

    Ich unterstütze nachdrücklich die Initiative in Facebook. :Wir wollen Guttenberg zurück.

    Nicht weil ich ihn „zurück haben“ will – für mich war er von Beginn an so wenig ein Heilsbringer wie Obama – , aber weil es gut und richtig ist, dass die Menschen sich gegen die Maßlosigkeit solcher Hetzjagden auflehnen.

  • Vera Lengsfeld, Bürgerrechtlerin in der ehemaligen DDR, stellte ihren offenen Brief an die ZDF-Redaktion Berlin Direkt online ein.
    http://www.vera-lengsfeld.de/aktuelles.php

    Sehr geehrte Redaktion,

    es ist nicht nur absolut unverständlich, dass sie ausgerechnet Herrn Bartsch als Chat-Partner über die Verfehlungen von zu Guttenberg ausgesucht haben. Dietmar Bartsch hat als letzter Schatzmeister der SED gemeinsam mit deren letzten Vorsitzenden Gysi für die Verschiebung von geschätzten 24 Milliarden DM DDR-Vermögen gesorgt. Dieser Vorgang ist in der 13. Legislaturperiode vom Deutschen Bundestag untersucht worden. Gysi, Bartsch und andere PDS-Politiker haben sich mit gleich lautenden Erklärungen geweigert, ihr Wissen über das verschwundene Vermögen preis zu geben. Kann so ein Politiker den Zuschauern als glaubwürdiger Kritiker zugemutet werden? Mehr noch, im Chat wurden alle kritischen Fragen, warum die Linke Gysis Stasitätigkeit und den ebenfalls vom Bundestag als „erwiesen“ angesehenen Mandantenverrat nicht als Rücktrittsgrund bewertet, zu Guttenbergs Verfehlungen aber schon,“moderiert“, d.h. zensiert. Mit freier Meinungsäußerung und Diskussion hat das nichts zu tun. Eher fühle ich mich an DDR-Praktiken erinnert. Für eine zeitnahe Stellungnahme wäre ich dankbar!
    Mit freundlichen Grüßen!

    Das ist genau die Unverhältnismäßigkeit, die die Leute im Land spüren: Mitglieder der umgetauften SED blasen moralisierend die Bäckchen auf, gerieren sich als „anständige Demokraten“ und schwingen sich zum Richter auf über zu Guttenberg. Den Angehörigen der Mauertoten muss schlecht werden bei soviel Heuchelei.

    Antwort bekam Frau Lengsfeld bisher nicht. Logisch. Was bliebe der ZDF-Redaktion darauf auch zu antworten – außer noch mehr Heuchelei. Eine Schande ist das.

  • Freidenker:

    @ Judith

    Ich schätze deine Artikel, und dein politisches Wissen, aber hier bin ich völlig anderer Meinung.

    Die Tatsache das die anderen, in dem Fall die linken, auch nicht besser sind, rechtfertigt kein Vergehen.
    So wird auch gerne die Vertreibung aus den Ostgebieten gerechtfertigt, auch wenn der Vergleich weit hergeholt ist.

    Trotz Pressehetze, Guttenberg ist freiwillig zurückgetreten, es war seine Entscheidung. Hätte er von Anfang an „Fehler eingeräumt“, so wäre die Journaillie vielleicht etwas gnädiger mit ihm umgegangen, aber das ist alles „hätte, wäre, wenn.“

    Ich glaube auch das der Rücktritt politisch kein großer Verlust ist, aber das ist meine persönliche Meinung.

    Und hiermit beende auch ich dieses Thema, und wenn Du magst, so überlasse ich dir das letzte Wort.

  • @Freidenker

    Ja, ich will dagegen argumentieren.

    Du schreibst richtig: wenn der Vergleich weit hergeholt ist.

    So weit hergeholt, dass er nicht mehr passt.

    Es geht um die Verhältnismäßigkeit von Vergehen und Hatz – und darum, wer eigentlich die Kritisierer, die Moralisierer sind.

    Abgeschmackt ist, wenn ein Michel Friedmann ausgerechnet über das Vergehen von zu Guttenbergs referieren will – noch abgeschmackter, wenn es hochgradig belastete Mitglieder der umgetauften SED tun. Eine groteske Verzerrung – so verzerrt, wie wenn ein Mörder über einen Apfeldieb moralisch richten wollte.

  • Paul:

    Gut daß der Windhund weg ist. Als scheinkonservatives Zugpferd hätte er der Union wieder die Leichtgewichte unter den konservativen Wählern zugetrieben.

  • Freidenker:

    @Judith

    Der Vergleich mit Herrman und Sarrazin hinkt aber auch ganz gewaltig.
    Beide wurden wegen ihrer Meinung verfolgt, bei Sarrazin reichte schon das Erwähnen von Fakten, aber der Schuss ging ja dann glücklicherweiße nach hinten los.

    Guttenberg hat offensichtlich gegen Gesetze verstoßen, ich glaube der Straftatbestand des Betruges ist erfüllt.
    Guttenberg war zu der Zeit schon Politiker, in wie weit er seine Stellung als Abgeordenter genutzt hat um dem Betrug Vorschub zu leisten, ist Spekulation.
    Seine Salamitaktik bei den argumentativen Rückzugsgefechten tut ein Übriges, Fehler macht man, und man steht dazu, aber man „räumt sie nicht ein“, und schon gar nicht erst dann wenn die Beweiße erdrückend sind.

    Ja ich weiß, ich wollte nichts mehr daszu sagen…. 😉

  • ThePassenger:

    @Judith
    Auch mich hat das „Doktortum“ ansich aufgrund der Guttenberg Affäre interessiert. Ich habe noch einen Erklärungsversuch für die eigentliche Ausgangsfrage nach dem Warum.

    Mit dem Doktor werden im allgemeinen, unabhängig von der Fachrichtung, gewisse Fähigkeiten verbunden. Wissenschaftlich korrektes Arbeiten zum Beispiel, Umgang mit Zahlen und Statistiken, einen Gedanken konsequent zuende zu denken… gewisse Qualitäten eben die einen „Entscheider“ oder Manager neben seinem reinen Faktenwissen ausmachen.
     
    Ich habe mich über das Thema „Doktor“ mit div. Personen unterhalten, einige davon haben einen, andere könnten einen haben wenn sie die ent. Zeit & Energie investieren würden.
     
    Für die klassischen Mediziner, so mein Eindruck, wird der Doktor immer bedeutungsloser. Die Facharztprüfungen sind wesentlicher für die Karrierre als die Fachrichtung einer Doktorarbeit. Durch die Kommerzialisierung der Medizin sind die Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb der Hierarchie kaum mehr gegeben. Die Entscheidungen treffen ohnehin die Erbsenzähler, warum also einen Doktor aus Karrieregründen machen wenn man in die wirkliche Entscheidungsbene kaum noch aufsteigen kann?
     
    Zudem sind die Ärzte nach dem Grundstudium Ende 20, Anfang 30, haben also oftmals überhaupt nicht mehr die Lebenszeit um sich noch zum Büttel eines Professors zu machen, worauf es faktisch hinausläuft wenn man nicht das nötige Kleingeld hat um das Wohlwollen der Professoren anderweitig zu bekommen.
     
    Andere wiederrum, meiner Erfahrung nach ausnahmslos Naturwissenschaftler, hatten als Hauptmotivation aus Interesse an der Sache ihren Doktor gemacht. Für sie ist der Doktor die logische Konsequenz aus ihrem Interessengebiet und sie haben in ihren Fachbereichen auch das ent. Umfeld dafür im Sinne von Leistung statt Vitamin-B oder Geld.
     
    Vielleicht ist hier die Trennlinie zu ziehen, in best. Bereichen sind Doktorarbeiten in Sinne von Forschung & Fortschritt nahezu bedeutungslos geworden (Medizin z.B.) weil die Innovationen aus der Privatwirtschaft oder anderen Fachrichtungen kommen, während in anderen Bereichen die reine geistige Arbeit noch in der Lage ist Fortschritte zu erzielen.
     
    Ein Doktor kann in allen Fachrichtungen sinnvoll sein wenn man sich für Höheres empfehlen will. In manchen Bereichen geschieht dies im klassischen Sinne zum Zwecke von Forschung und Fortschritt, in anderen Bereichen zur reinen Profillierung für die spätere Karriere.
     
    Bezogen auf die Person Guttenberg dürfte die Motivation klar sein, er hat kein 2.Staatexamen abgelegt, daher ist klar dass er nie vor hatte  in diesem Bereich ernsthaft tätig zu werden.
     
    Das deckt sich auch mit dem zielstrebigen Vorgehen von Guttenberg. Seine Mitgliedschaft im „Young Leaders Programm“ der Transatlantiker dürfte bekannt sein, ich pers. schätze es so ein dass er etwas zu früh aus dem Hut gezogen wurde (CSU-Problembär Glos war der Anlaß seinerzeit), zu einem Zeitpunkt also an dem der Doktor eben noch nicht gemacht war. So hat Guttenberg sich also 7 Jahre mit der Doktorarbeit abgekämpft ohne das es so recht voranging, irgendwann hat er die Entscheidung getroffen die Sache jetzt schleunigst zu einem Ende zu bringen.
     
    Ich schätze die Sache so ein dass Guttenberg in dieser Situation einen Vertrauten gebeten hat für seine Doktorarbeit einen Ghostwriter zu suchen. Dies deshalb damit es keine direkte Verbindung zu ihm gibt und er gegenüber dem Ghostwriter nicht erpressbar wird. Der Vertraute hatte wohl wenig Ahnung von der Materie und hat zudem an der falschen Stelle gespart, die bekannte Doktorarbeit war das Resultat.
     
    Guttenberg konnte sich der Loyalität seiner Universität sicher sein, daher hat man sich inhaltlich mit der Arbeit nicht auseinandergesetzt und auf dem kurzen Dienstweg mit Summa cum laude bewertet. Ein starkes Indiz ist das vorzeitige führen des Titels auf Antrag. Die Universität Bayreuth hat anfangs auch gemauert und wollte alles „intern“ klären, erst als der Skandal zu offensichtlich wurde rief man laut „Haltet den Dieb“.
     
    Womit der falsche Doktor aber nicht gerechnet hatte war dass eine Organsiation mit ähnlichen Einflußmöglichkeiten wie er selbst sich dieser Sache annehmen würde.
     
    Ich pers. denke Guttenberg geht in die USA und bekommt dort einen Doktor nachgeschmissen, diesmal einen wasserfesten, mit diesem nachgereichten Titel wird er beim Wähler wuchten wollen um zumindest sein Image bei den konservativ affinen wiederherzustellen suchen. Ich denke pünktlich zu Bundestagswahl 2013 ist Guttenberg wieder an Bord. Derzeit vesucht man den Schmerz seines Fanclubs so groß wie möglich zu gestalten damit die Wiedersehnsfreude umso grösser aufällt. Das jetzt schon diskutierte und von niemanden auch nur ansatzweise dementierte Comeback spricht aus meiner Sicht eine deutliche Sprache.
     
    Derweil sucht der neue Innenminister den Platz von Guttenberg im Herzen der Konservativen warmzuhalten. Auch die zurückhaltende Haltung des neuen Verteidigungsmindters zur Bundeswehrreform dürfte den Blutdruck bei den Konservative wieder etwas senken ohne dabei dem Ex-Minister allzu viel zu schaden.
     
    Das nächste was wir von Guttenberg hören, werden Success-Stories ausserhalb der Politik sein, Spinger-Presse & Co werden kurz vor seinem Comeback ein paar Homestrories lancieren (z.B. „So lebt der Ex-Minister heute“).
     
    Es beibt nur noch eines zu tun: Den Ghostwriter, der nun nat. weiss für wen er die Arbeit wirklich verfasst hat, trotz der abgrundtief schlechten Qualität seiner Leistung so ruhigzustellen dass er nicht doch noch auspackt. Da auch in der Welt der Ghostwriter der Ruf alles ist dürfte dies, neben ein paar Silberlingen die höher liegen als pot. Honorare der Medien zwecks Enthüllung, nicht allzu schwer sein.

Kommentieren