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Gleichnis

Auf der Insel Rhodos gab es drei Städte: Ialysos, Kameiros und Lindos. Als sich griechische Stadtstaaten bildeten, die ganze Landschaften beherrschten, schlossen sich 408/407 v. Chr. die drei rhodischen Städte zusammen und gründeten gemeinsam eine neue Hauptstadt an der Nordspitze der Insel, die den Namen Rhodos erhielt. Dort residierte die gemeinsame Regierung; den drei älteren Städten blieb immerhin die Selbstverwaltung ihrer Angelegenheiten.

Doch dann brach mit Alexanders Feldzug in den Osten 334 v. Chr. das Zeitalter des Hellenismus an. Es entstanden griechische Königreiche von bis dahin unvorstellbarer Größe: Makedonien samt Griechenland, daneben Syrien sowie Ägypten. Rhodos gehörte zwar dem kurzlebigen Alexanderreich an, verstand es aber danach, seine Selbständigkeit zurückzugewinnen und gegen Angriffe zu verteidigen. Demetrios I. Poliorketes, der Städtebelagerer, versuchte 305 bis 304 v. Chr. vergeblich, die Hauptstadt einzunehmen. Seine zurückgebliebenen Belagerungsmaschinen verkauften die Rhodier für dreihundert Talente, und von dem Erlös finanzierten sie den Guß eines gewaltigen bronzenen Standbildes des Sonnengottes Helios, dem sie ihren militärischen Erfolg zuschrieben; Rhodos war seit alters das Zentrum der Verehrung dieses Sonnengottes. Als Koloß von Rhodos ist die Heliosstatue bekannt geworden. Sie stand jedoch nicht einmal hundert Jahre, da stürzte ein Erdbeben sie um (227 v. Chr.), und gemäß einem Orakelspruch richteten die Rhodier sie auch nicht wieder auf.

Bald darauf begann der politische Niedergang des rhodischen Staates, der sich der größeren Reiche um ihn her kaum mehr gewachsen zeigte. Als Makedonien – in Absprache mit Syrien – ab 201 v. Chr. Eroberungszüge in Kleinasien und der Aegaeis unternahm, sah Rhodos seine Unabhängigkeit akut gefährdet und schloß ein Bündnis mit dem vergleichsweise kleinen Königreich Pergamon sowie den Stadtstaaten Byzanz und Kyzikos. In einer Seeschlacht bei Chios (201 v. Chr.) schlugen sich die Verbündeten tapfer und fügten der makedonischen Flotte nicht unerhebliche Verluste zu.

Die Rhodier erkannten, daß sie auf die Dauer zu schwach waren, um ihre Unabhängigkeit behaupten zu können: So blieb ihnen nur die Wahl zwischen der Ausweitung und Festigung des Bündnisses, dem inzwischen auch Athen mit einer Kriegserklärung an Makedonien beigetreten war, oder der Zuflucht zu einer Schutzmacht.

Rhodos wählte das Letztere und sandte zusammen mit Pergamon ein Hilfegesuch nach Rom, das dort auf offene Ohren stieß. So vergewisserte sich Rom der wohlwollenden Neutralität Ägyptens und stellte Makedonien ein Ultimatum, das ignoriert wurde, woraufhin der 2. Makedonisch-Römische Krieg (200 – 197/196 v. Chr.) ausbrach, den Rom für sich entschied.

Rhodos stand seitdem unter römischem Schutz, d.h. die volle Souveränität besaß die Insel nicht mehr. Wirtschaftlich prosperierte sie mehr noch als zuvor. Doch als es den Römern opportun erschien, wurde Rhodos Teil der neugeschaffenen Provinz Lycia et Pamphylia und damit dem Imperium offiziell angegliedert (74 n. Chr.). – Pergamon war bereits 133 v. Chr. in die Provinz Asia umgewandelt worden.

 

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