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Zum Verständnis des Jünger‘schen „Waldganges“

1951 veröffentlichte Ernst Jünger den Essay „Der Waldgang“. Im Hintergund dieses Werkes stehen der „Arbeiter (1932)“ und auch die „Marmorklippen (1939)“. Der „Arbeiter“ berührt schon mit seinem Titel eine Thematik, die der sozialistische Staat als die ihm eigentümliche ansieht, und die „Marmorklippen“ stehen dem totalitären Staat kritisch gegenüber, nicht nur dem nationalsozialistischen, auch dem stalinistischen. Vor diesem Hintergrund fragt der „Waldgang“ nach der Möglichkeit des Widerstandes angesichts einer modernen Diktatur, die er vor allem am Beispiel derjenigen des kommunistischen Ostblocks beschreibt. Doch wird die Fragestellung keineswegs auf eine solche beschränkt. Auch die liberale Demokratie des Westens wird kritisch betrachtet. „Bereits bei den Abstimmungen läßt sich oft schwer entscheiden, wo das Recht aufhört und die Gewalt beginnt.“1 Das Recht, Anordnungen zu treffen, so wäre zu ergänzen, kommt der Mehrheit allenfalls solange zu, wie sie sich im Einklang mit den Grundgegebenheiten des menschlichen Daseins befindet; Mißachtung des Rechtes der Unverletzlichkeit der Wohnung, des Rechtes auf ein Vaterland und die eigene, überlieferte Sprache oder das Privateigentum widersprechen dem jedenfalls.

In modernen Diktaturen wird nicht mehr traditionell gewählt, sondern eine „Freiheitswahl oder Friedensabstimmung“2 durchgeführt, bei der klar ist, wofür man seine Stimme abzugeben hat, um sich nicht gesellschaftlich zu disqualifizieren. Man vergleiche damit einmal Kanzler Schröders „Aufstand der Anständigen“ und ihren „Kampf gegen Rechts“. – Das diktatorische Regime kalkuliert bei solchen Wahlen eine geringe Anzahl von Gegenstimmen ein, schon weil das Vorhandensein von Regimegegnern die Aufrechterhaltung des umfangreichen Polizeiapparates rechtfertigt.

Die moderne Diktatur sucht den Gegner mittels wissenschaftlicher Theorien lückenlos zu widerlegen und behält sich dessen Liquidierung vor. „Zahllose leben heute… Sie mußten (auch) erfahren, daß jeder Rationalismus zum Mechanismus und jeder Mechanismus zur Folter führt, als seiner logischen Konsequenz. Das hat man im 19. Jahrhundert noch nicht gesehen.“3 Abgesichert wird die Herrschaft vor allem durch Erregung von Furcht, von Todesfurcht. „Der freilich ist am leichtesten einzuschüchtern, der glaubt, daß, wenn man seine flüchtige Erscheinung auslöscht, alles zu Ende sei. Das wissen die neuen Sklavenhalter, und darauf gründet sich die Bedeutung der materialistischen Lehren für sie. … Demgegenüber ist es wichtig zu wissen, daß jeder Mensch unsterblich und daß ein ewiges Leben in ihm ist…“ Der Grund des menschlichen Seins ist unzerstörbar; daher der „Durst nach den ihr (sc. der Zeit) überlegenen Ordnungen.“ Doch die „Philosophen…[antworten] mit immer billigeren Weltausdeutungen“.4

Um also Widerstand leisten zu können, muß als erstes die Furcht überwunden werden. Jünger führt Sokrates5 als Beispiel an, der vor dem Schierlingsbecher nicht zurückschreckte. Um nicht in einem vordergründigen Konservatismus zu enden, ist es zweitens entscheidend, sich auf das Überzeitliche, auf die Grundgegebenheiten des menschlichen Seins zu besinnen. Eben dies bezeichnet Jünger als Waldgang. – Damit bezieht er sich auf einen germanischen Brauch, der in Skandinavien praktiziert wurde, wonach ein Geächteter sich aus der Gemeinschaft in den Wald fortbegeben mußte; Jünger führt den isländischen Waldgänger als Beispiel an.

Der „Waldgang“ vollzieht sich in der Einsamkeit. Dabei begegnet der Mensch „dem Zweifel und dem Schmerz“, zwei Mächten, die er überwinden muß; darin besteht seine „Reifeprüfung“6. Die Begegnung mit dem Grund des menschlichen Daseins eröffnet die Möglichkeit, eine Vorstellung von menschlicher Freiheit zu gewinnen und sie in die Zeit hineinzutragen. Die von Jünger politisch verstandene „…Freiheit ist das Thema der Geschichte überhaupt…“7. Der Freiheit korrespondiert die Notwendigkeit. „Es (sc. das Notwendige) mag als Zwang, als Krankheit, als Chaos, ja selbst als Tod an uns herantreten – in jedem Falle will es als Aufgabe begriffen sen.“8 Die dem Menschen gegebene Freiheit erlaubt, das „wie“ der Reaktion auf das Notwendige eigenständig zu gestalten und will sich ihre Weise nicht durch lückenlose Theorien vorschreiben lassen. „Die Freiheit…ist unsterblich, wenngleich sich immer in die Zeitgewänder einkleidend. Dazu kommt, daß sie stets von neuem erworben werden muß.“9 – Eine Hilfe beim Waldgang mag das Wort des Dichters sein, das eine „echte Seinsberührung“ vermittelt. „Im Urgrund ist das Wort nicht Form, nicht Schlüssel mehr. Es wird identisch mit dem Sein.“10

Natürlich stellt die Diktatur eine gewaltige Macht dar. Im gesellschaftlichen Abseits, in Lagern mögen tausende und abertausende verschwinden, ihre sterblichen Überreste irgendwo verscharrt werden. „Ein Wunder muß geschehen, wenn man solchen Wirbeln entkommen soll. Das Wunder hat sich unzählige Male vollzogen und zwar dadurch, daß inmitten der unbelebten Ziffern der Mensch erschien und Hilfe spendete…. In jeder Lage und jedem gegenüber kann so der Einzelne zum Nächsten werden…“11 „Der Wahlspruch des Waldgängers heißt ‚Jetzt und Hier‘ – er ist der Mann der freien und unabhängigen Aktion.“12 Er handelt aus der ihm zu Teil gewordenen Berührung des menschlichen Seins heraus. Seine Tat mag zum Ausdruck einer zeitgemäßen Konzeption der Freiheit werden, die andere zur Nachahmung veranlaßt. Wenn es aber gelingt, aus dem Überzeitlichen, also dem, was für das Menschsein von konstituierender Bedeutung ist, zu schöpfen, dann „können [dem] die reinen Zeitmächte nicht standhalten.“13

Nicht von sich aus fordert der Waldgänger die staatliche Autorität heraus. „Auch Wilhelm Tell geriet wider seinen Willen in den Konflikt.“14 Aber seine Tat kann den Anstoß zu einer Kettenreaktion geben; im Falle Tells führte dies zur Vertreibung der Habsburger aus der Schweiz. „Der Stein aus einer Hirtenschleuder (sc. des jugendlichen St. David15) [bildete den Auftakt zur Niederlage der Philister], die Fahne, die eine Jungfrau (sc. die hl. Jeanne d‘Arc16) aufnahm [führte zur Vertreibung der Engländer aus Frankreich], und eine Armbrust [im Falle Wilhelm Tells17] haben schon genügt.“18

Die politische Tat des Waldgängers ist eine kriegerische, und der zweifach angeführte Wilhelm Tell scheint darauf hinzuweisen, daß es sich um einen Gewaltstreich handelt, was ja auch der junge David mit seinem Sieg über Goliath bestätigen würde. Doch Ernst Jünger nennt auch die Jungfrau [von Orleans], die keineswegs persönlich in Kampfhandlungen eingriff; vielmehr führte sie die bis dahin unterlegenen Truppen zum Sieg, worauf Jünger mit den Worten über sie, die „die Fahne…aufnahm“ hinweist. Es geht also nicht darum, daß der Waldgänger eine Gewalttat durchführt, sondern darum, daß seine Handlung eine Umwälzung der machtpolitischen Verhältnisse anstoßen kann, durch die die bis dahin unüberwindlich erscheinenden Zwingherrn vertrieben werden, die Habsburger aus der Schweiz, die Philister aus dem Land der zwölf Stämme Israels und die Engländer aus Frankreich.

Wenn nämlich das Regime erst einmal Schwäche zeigt, droht sich die neunundneunzigprozentige Zustimmung der Wähler allzu rasch ins Gegenteil zu wenden. Dann „läßt sich durchaus nicht [mehr] mit derselben Gewißheit darauf zählen, daß…der Beifall der neunundneunzig anderen erhalten bleibt.“ Vielmehr mag es geschehen, daß sie sich dem einen Oppositionellen anschließen und daß „wenn ein böser Morgen dämmert, …die Herde zum Rudel wird.“19

*

Von „echte[r] Seinsberührung“ und „den ihr (sc. der Zeit) überlegenen Ordnungen“ ist im „Waldgang“ die Rede. Aus diesem Bereich wird offenbar das gewonnen, was sich in der politischen Tat des Waldgängers manifestiert, der „die reinen Zeitmächte nicht standhalten“ können. – Um ein tieferes Verständnis der Jünger‘schen Konzeption des „Waldganges“ zu erlangen, ist die Frage zu beantworten, wie Jünger diesen im „Waldgang“ nur andeutungsweise bezeichneten überzeitlichen Bereich der Grundgegebenheiten des menschlichen Seins versteht.

An dieser Stelle hilft der 1963 veröffentlichte Essay „Typus . Name . Gestalt“ weiter, da er denselben Gedankengang – in anderem Zusammenhang – ausführlicher darstellt. – Daß „Sein“ für Jünger nicht einfach identisch ist mit den sinnlich wahrnehmbaren Dingen, hat er schon 1929 in der ersten Fassung von „Das abenteuerliche Herz“ deutlich gemacht durch seine Abwertung der Photographie, die als „Schöpferin materieller Abbilder“ lediglich Aspekte der äußeren Realität zeige. Es fehlt ihr, so wäre zu ergänzen, das Geistig-Seelische hinter dem Sichtbaren. Dies bestünde z.B. in der Erinnerung an eine Gestalt, die man auf einem Photo sieht. Doch läßt sich ein geistig-seelischer Gehalt auch substituieren, indem man ein Photo mit einer Botschaft verbindet. Dies nimmt Jünger auf, und so spricht er im „Arbeiter“ von einer möglichen „Entwicklung, innerhalb deren die Photographie den Rang einer politischen Angriffswaffe gewinnt.“

Jüngers Essay „Typus . Name . Gestalt“ ist im Vergleich zu dem mehr als ein Dutzend mal aufgelegten „Waldgang“ ein weniger häufig beachtetes Werk. „Typus . Name . Gestalt“ wendet sich einem Thema zu, das seit der Austragung des von Jünger im Kapitel 37 erwähnten mittelalterlichen Universalienstreits in den Hintergrund gerückt ist, weil der Sieg des Nominalismus endgültig zu sein scheint: Die Art, lateinisch species, von Jünger meist Typus genannt, habe keine eigenständige Existenz, so daß auch der sie bezeichnende Begriff, bei Jünger der Name, nur im menschlichen Geist existiere, der ihn zu Stande bringt.20

Der Aristotelismus erkennt das Vorhandensein der Art zwar an, doch nur in den sinnlich wahrnehmbaren Einzeldingen, nicht außerhalb von ihnen; Jünger hingegen folgt platonischem Denken, indem er dem Typus eine „geringere Realität…[aber eine] stärkere Wirklichkeit“21 als den Einzeldingen zuspricht. Die Typen gehen aus dem Ungesonderten, dem Urgrund des Seins hervor, und sie bilden „schwer zu bestimmende Größen“22. Der Name, den sie gewissermaßen an sich tragen,23 ist deshalb nicht unbedingt deckungsgleich mit dem Namen, den der Mensch ihnen gibt.24 Wegen dieser Differenz zwischen der Art selbst und dem namenverleihenden Menschen spricht Jünger von dessen „Setzen“ im Sinne eines Bestimmens der Typen.

Als von der Neuzeit geprägter Denker geht Jünger davon aus, daß der Mensch der Natur gegenüber steht; ein antiker Neuplatoniker hätte nach den Typen aus dem Ungesonderten die Menschen dann irgendwie aus dem Bereich des Typus hervorgehen lassen. Doch in Übereinstimmung mit dem Platon25 sieht Jünger den Urgrund offenbar als immateriell an, und wie der Neuplatoniker Porphyrios26 versteht Jünger diesen anscheinend als reines Sein, das sich materialisierend sichtbar als das Universum erscheint. Dieses nimmt eine – wenn auch nicht ewige – Gestalt an, die eine ganze Menschheitsepoche bestimmt; der Monotheismus kennt neben einer einzigen Gestalt lediglich untergeordnete Typen, der Polytheismus geht von mehreren Gestalten nebeneinander aus.27 Die aus dem Ungesonderten heraustretende Gestalt bei Jünger läßt sich durchaus vergleichen mit der nach neuplatonischer Auffassung aus dem göttlichen Urgrund durch Emanation hervorquellenden Vernunft, dem Nous, der die gesamte intelligible Welt in sich birgt.28

Es ist klar, daß der Mensch die Gestalt nicht einfach feststellen kann. Sie läßt sich nicht messen. Wissenschaft reicht nicht zu ihr hin. Sie mag aber als Typus jemandem erscheinen wie der göttliche Skarabäus in der Form des Mistkäfers. Dann kann die Gestalt hernach verkündigt werden, ohne daß man einen adäquaten Namen für sie hätte, denn die Namen sind Typen zugeordnet, nicht dem, was in der sinnlich nicht zu erfassenden Wirklichkeit noch oberhalb von ihnen existiert. – „Kunst und Kulte eines Jahrtausends erschöpfen sich, die Erinnerung an die Begegnung im Sinnbild darzustellen und zu begehen.“29

Entgegen der platonisch-aristotelischen Tradition hält Jünger die Typen, also die Arten, für vergänglich. Hinsichtlich der Natur denkt er dabei auch an die Evolutionstheorie, wie sein Zitieren des „struggle for life“30 in Kapitel 62 zeigt. Vom biologischen unterscheidet Jünger nicht grundsätzlich den geschichtlich-gesellschaftlichen Bereich, in welchem er Typen von Menschen und deren sozialem Miteinander sowie von jeglichen Normierungen einschließlich des Rechts konstatiert. Den neuzeitlichen Wandel der Verhältnisse deutet Jünger als Typenschwund, der mit einem Schwund typensetzender Kraft einhergeht, doch: „Voraussagen läßt sich, daß die typensetzende Gewalt [zukünftig] wiedergewonnen werden wird.“31

Die Benennung eines Typus durch den Menschen geschieht intuitiv: Wie der Typus, so entstammt auch der Mensch dem Ungesonderten, und dieses bleibt in ihm als Namenloses gegenwärtig. Daraus wählt er bei der Wahrnehmung des Bildes eines Typus den Namen aus. „Die typenbildende Macht des Universums drängt aus dem Ungesonderten, das Wort aus dem Namenlosen empor. Das Ungesonderte und das Namenlose sind ein und dasselbe; Weltgrund und Grund im Menschen sind eins. … Wo Wort und Bild sich treffen, geben sie flüchtige Kunde von der Heimat, aus der sie kommen und der sie zustreben. Das ist ein Gruß von Ufer zu Ufer über den Fluß der Erscheinungen hinweg.“32

Was für das „Setzen“ von Typen durch den Menschen beschrieben ist, gilt auch für die Erschaffung von Kunstwerken. Wie der Neuplatoniker danach strebt, in den Urgrund der Gottheit einzugehen, so dringt der Künstler zum Ungesonderten vor. „Es geht um letzte Annäherungen an das Ungesonderte, ja um Verschmelzung mit ihm. Dort ist der Nullpunkt, die Mitternacht. Das führt über die Kunst hinaus. Erst im Frühlicht darf das Namenlose wieder benannt werden.“33 Derjenige, der das überzeitliche, immer gleiche Sein erreicht hat, vermag große Kunst zu schaffen. „Das Echte wird weniger durch die Zeitgenossen ausgesondert als durch die Zeit. Sie macht Sterne erster Größe sichtbar, und zwar durch Auslöschung der schwächeren Lichter: Die innere Distanz tritt nunmehr auch als räumliche hervor.“34

Diese Kunsttheorie nun gleicht dem, was Jünger zum politischen Handeln schreibt: Der Waldgang führt hinab zum Grund menschlichen Daseins. Daraus gewinnt der Waldgänger eine neue, zeitgemäße Vorstellung menschlicher Freiheit, die er durch die Tat manifestiert. – Wie bei der großen Kunst, deren Echtheit sich von allein erweist, weil der Grund des Daseins, dem sie so nahe steht, allen Menschen in gleichem Maße gegenwärtig ist, ob sie dessen je inne werden oder nicht, so überzeugt die durch „echte Seinsberührung“35 gewonnene neue Konzeption von Freiheit, weil sie eben von dem überzeitlichen Seinsgrund her stammt, von dem alle Menschen her kommen, und dadurch vermag diese Tat andere für sich einzunehmen, so daß eine politische Kettenreaktion entsteht, der „die reinen Zeitmächte“, also die zeitgebundenen Kräfte, „nicht standhalten“36, können. – Angesichts politischer Machtverhältnisse, die keine Freiheit zulassen, hofft Jünger also auf ein politisches Genie, vergleichbar einem großen Künstler, das mit einer Freiheitstat ein Fanal schafft, welches die Zeitgenossen zum Umsturz und damit zur Befreiung beflügelt.37

 

Anmerkungen

1Waldgang, Kap. 28

2Waldgang, Kap. 4

3Waldgang, Kap. 30

4ebd. Kap. 33

5geb. ca. 469, gest. 399 v. Chr.

6Waldgang, Kap. 23

7ebd., Kap. 17

8ebd., Kap. 18

9ebd., Kap. 18

10ebd., Kap. 34

11Waldgang, Kap. 30

12ebd., Kap. 26

13ebd., Kap. 16

14Waldgang, Kap. 28

151. Reg. (Sam.) 17; geb. zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts, gest. ca. 960 v. Chr.

16geb. wohl 1412, gest. 1431

17geb. wohl zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts, gest. möglicherweise 1354

18ebd., Kap. 17

19Waldgang, Kap. 9

20Ganz anders hatte Jünger im „Arbeiter (1932)“ den Typus geschichtlich verstanden, nämlich im Sinne der Menschen der Zukunft, der Arbeiter in ihrer Gleichförmigkeit, die im Begriff seien, an die Stelle des bürgerlichen Individuums zu treten.

21Typus . Name . Gestalt, Kap. 11

22ebd., Kap. 111

23„Auch die Fülle und Vielfalt der Tiere und Pflanzen ist Sprache im tieferen Sinn.“ (Typus . Name . Gestalt, Kap. 16)

24„Das Weltbild kann sich ändern, doch nicht die Welt. Das Unzureichende der Namen, nicht aber des mit ihnen Gemeinten wird offenbar. Die Sprache muß nun schärfer umgrenzen, tiefer ausloten.“ (Typus . Name . Gestalt, Kap. 13)

25geb. 427, gest. 347 v. Chr.

26geb. ca. 233, gest. nach 301/304 oder 301/305

27In „Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt“ hatte Jünger noch ganz unbefangen von Gestalten im Plural gesprochen.

28Es bleibt zu untersuchen, inwieweit Jünger hier von dem in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts weithin bekannten Biologen und Philosophen Hans Driesch (geb. 1867, gest. 1941) beeinflußt ist, zu dessen Hörern Jünger gehörte.

29Typus . Name . Gestalt, Kap. 119

30Diese Wendung ist Darwins Werk „On the origin of species (1859)“ entnommen.

31Typus . Name . Gestalt, Kap. 49

32ebd., Kap. 11

33ebd., Kap. 54

34ebd., Kap. 20

35Waldgang, Kap. 34

36ebd. Kap. 16

37Dazu ist anzumerken, daß Jünger im „Arbeiter“ das Individuum mit dem bürgerlichen Zeitalter für erledigt erklärt, an erster Stelle das Genie als „eminente[n] Repräsentant des Individuums“ (Kap. 40); der „Geniekultus“ habe den Höhepunkt eines der Vergangenheit zugehörigen Kulturbetriebes gebildet (Übersicht zu Kap. 61).


2 Kommentare zu „Zum Verständnis des Jünger‘schen „Waldganges““

  • Johanna, Tell und David. Wahrscheinlich kann man noch viele andere nennen. Spartacus? „An mein Volk“? Graf Yorck in Tauroggen? Schill, Gneisenau und Nettelbeck? Hofer?

    Was diese Leute taten, waren symbolische Handlungen in der Situation eines bereits übergelaufenen Fasses. Aber zu dem Faß kam noch eine innere Kraft, die ebenfalls vorhanden war, diese Situation zu bereinigen. Allesamt keine Intellektuellen, die durch Gedanken das Bewußtsein veränderten, sondern: „Wäre ich besonnen, ich wäre nicht der Tell!“

    Heute ist das Faß nicht nur übergelaufen, es plätschert seit Jahrzehnten vor sich hin. Und doch passiert nichts. Es ist nicht der fehlende Tell, es ist die fehlende Kraft, die sich hinter einem Tell vereinigen könnte. Diese Situation ist anhand des pervertierten Bürgerbegriffs festzumachen. Der moderne Bürger gibt 40.000 € für ein Fahrzeug der deutschen Mittelklasse aus, aber keine fünf Euro für den strukturellen Selbsterhalt. Weder durch ausreichend Nachwuchs, noch durch eigene Wehrhaftigkeit. Auf dem Boden der Wehrpflicht („An mein Volk“, der Hilferuf des Fürsten) ist der Liberalismus als Machtbeteiligung entstanden. Wenn wir schon mitkämpfen, wollen wir auch mitbestimmen. Zurecht. Eine parallele Entwicklung fand wirtschaftspolitisch statt. Wenn man von uns Steuern verlangt, wollen wir über deren Verwendung mitbestimmen. Ebenfalls zurecht.
    Und heute? Es gibt kein Fundament für einen Tell. Und ganz sicher ist unüberlegte Gewalt so selbstzerstörerisch, wie echte Gewaltlosigkeit.
    Abstrakte Denker, wie der späte Jünger, sind niemals die Fahnenergreifer. Sie haben zu viel Abstand. Der späte Jünger stand eben nicht mehr mit beiden Beinen in der Welt. Seine Gedanken sind deswegen nicht falsch! Das ist klar.

    Ein Bild: Der Fahnenergreifer ist nur der Bauer, der erntet. Der Same ist der tragende Gedanke, der Humus die menschliche Basis. Weder haben wir den Humus, noch ist der Same gepflanzt.

    Eine Veränderung in dieser Welt ohne GewaltPOTENTIAL wird es niemals geben. Und wie weit wir davon entfernt sind, ist offensichtlich.

  • Georg Mogel:

    @ Meyer:

    – Frisch, Vater zeigs, daß du ein Schütze bist,
    Er glaubt dirs nicht, er denkt uns zu verderben-
    Dem Wütrich zum Verdrusse, schieß und triff.

    Friedrich Schiller,
    Wilhelm Tell

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