Inhaltsverzeichnis

Ergänzung

Nachdem nun der Schuldenschnitt für Griechenland beschlossen ist, zeichnen sich aus meiner Sicht mehrere positive Aspekte ab:

1. Die EU-Institutionen rückten bei diesem Beschluß in den Hintergrund.

2. Den US-Forderungen nach hemmungsloser Vergrößerung der Geldmenge (durch Konjunkturprogramme) wurde nicht nachgegeben; im Gegenteil wird die Geldmenge durch den Verzicht der Banken auf 100.000.000.000 Euro zumindest ein wenig verkleinert. Die Eu hat damit zugleich ein wenig mehr Distanz von den USA gewonnen.

3. Der erweiterte Eurorettungsschirm will zwar Gelder aus außereuropäischen Ländern und Institutionen (bes. IWF) einwerben, stellt aber dennoch ein europäisches Projekt dar, schon deshalb, weil die Euro-Länder dafür haften; auch damit findet ein kleiner Schritt hin zu einem Rückzug aus der globalisierten Welt dar.

4. Deutschland spielte endlich einmal nicht ausschließlich die Rolle des Geldgebers, sondern brachte eigene Interessen ein.

All dies bedeutet natürlich nicht, daß uns die bittere Realität in Form der mittel- und langfristigen Folgen der Überschuldung sowie der Globalisierung erspart bleiben wird; und kurzfristig besteht die Gefahr, daß der Schuldenerlaß nur dazu einlädt, neue Schulden aufzunehmen. Doch gilt es stets, nicht pauschal zu urteilen.

 

4 Kommentare zu „Ergänzung“

  • Manfred:

    Hallo VirOblationis,

    ab jetzt erscheint ein Auszug aus jedem Artikel automatisch praktisch zeitgleich in den Korrektheiten. Wer auf den Titel klickt, landet automatisch hier. Und nur hier kann auch kommentiert werden.

  • virOblationis:

    Grüß Dich, Manfred!

    Das begrüße ich sehr. Eine gute Idee.

  • Dietmar:

    Diesen befremdlichen Optimismus kann ich nicht teilen. Was für ein „Deutschland“ ist denn gemeint? Die BRD mit einem Grundgesetz ohne Geltungsbereich und einer Schrumpf – Bundeswehr?
    Mit einer angeblich intakten Demokratie, in der aber die MdB namentlich abstimmen müssen, damit Abweichler gemobbt, beschimpft und von den Listenplätzen des Parteienkartells ausgeschlossen werden? Oder eine Regierung, die angeblich das Haushaltsrecht des Parlamentes hochhält, die Hoheit über die eigene Währung als Voraussetzung dafür aber längst an supranationale Institutionen abgetreten und damit der Strategie neoliberaler Globalisten Folge geleistet hat?

    Wer die jüngsten Bücher der Professoren Hankel und Schachtschneider und ihre bestürzenden Analysen gelesen hat, kann angesichts der neuen Unwägbarkeiten wohl eher nicht in Jubel ausbrechen. Mit dem EFSF und erst Recht mit dem kommenden ESM werden nicht nur Vermögen verpfändet, die noch Generationen nach uns erst erarbeiten müssen. Es wird Recht gebrochen und einem zum Scheitern verurteilten Finanzsystem Tribut gezollt, das sich mit Spekulationsvolumina von Hunderten von Billionen Dollar längst von der Realwirtschaft gelöst hat und sich jeder Kontrolle entzieht. So lange die EU diesem Finanzsystem und dem Dollar als Leitwährung unterworfen bleibt, solange kann sie sich von den Einflüssen und Strategien der Wallstreet und der City of London weder „entfernen“ noch je wirklich befreien.

  • virOblationis:

    @ Dietmar
    Ihrer Einschätzung stimme ich fast ausnahmslos zu. Die für uns ruinösen Folgen der Euro-Rettungsversuche stelle ich keineswegs in Frage. Auch Ihrer Einschätzung der parlamentarischen Demokratie folge ich; ich gehe sogar noch darüber hinaus durch die Feststellung, daß die politische Klasse inzwischen wie ein Block unter Merkels Führung wirkt, da die letzten Unterschiede zwischen CDU und SPD samt Grünen (Mindestlohn) abgeschliffen werden: Mit dieser so geeinten Parlamentsmacht tritt Merkel in den Verhandlungen mit den anderen Europäern auf, und sie hat es geschafft, gegen Frankreichs Widerstand den Banken einen fünfzigprozentigen Verzicht aufzunötigen.
    Nur in einem Punkt vertrete ich eine andere Ansicht als Sie. Da Sie schreiben: „So lange die EU diesem Finanzsystem und dem Dollar als Leitwährung unterworfen bleibt, solange kann sie sich von den Einflüssen und Strategien der Wallstreet und der City of London weder „entfernen“ noch je wirklich befreien.“ – Gerade in dem bisher nahtlosen Anschluß Europas an die USA meine ich Haarrisse zu erkennen, und solche bzw. deren konsequente Verbreiterung würden dem deutschen wie dem gesamteuropäischen Interesse entsprechen.
    Ferner meine ich, daß die getroffenen und zu treffenden Entscheidungen in bezug auf den Euro vor allem von dem Staat, in diesem Fall: Deutschland, ausgehen sollten, dessen Bürger bedürftige Länder mit den meisten finaziellen Mitteln unterstützen, und nicht von niemandem verpflichteten europäischen Institutionen; damit will ich aber nicht sagen, daß die getroffenen Entscheidungen unbedingt glücklich sind, da ich ein System der Landeswährungen mit der Möglichkeit zur Ab- oder Aufwertung dem Euro jedenfalls vorziehen würde.
    Der Fall Griechenland stellt ja nur eine Étude dar. Das Konzert wird aufgeführt, wenn Italien zusammenbricht. Sollten dafür jetzt die Weichen durch Forderungsverzicht der Banken gestellt worden sein, dann sehe ich selbst dann noch positive Aspekte, nämlich eine im Falle Italiens nachhaltige (der Inflation entgegenwirkende) Verringerung der Geldmenge, auch wenn mir – wie der überwiegenden Mehrzahl der Foristen – eine Notzeit bevorstehen sollte.

Kommentieren