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Bravo, Hellas!

Letzte Meldung: Am gestrigen Abend kündigte der griechische Ministerpräsident Papandreou an, eine Volksabstimmung solle über die an die finanziellen Rettungsmaßnahmen geknüpften Sparauflagen entscheiden.

Das ist natürlich wieder ein Tiefschlag für die Brüsseler Institutionen und ein weiterer Schritt hin zu einem Europa der Nationen, der Völker, der Vaterländer. Und in finanzpolitischer Hinsicht wird es m.E. nur eine einzige Konsequenz geben können: Die Rückkehr zur Drachme. Allzu schade nur, daß Papandreou dies nicht etliche Milliarden eher eingefallen ist; aber das waren ja auch keine von Griechenland zu bezahlenden.

Das griechische Beispiel zeigt aber sehr anschaulich, wie schwierig es ist, die am grünen Tisch entwickelten Vorstellungen einer europäischen Währung in die widerstrebende Wirklichkeit zu übertragen. Wenn sich nun schon die wenigen Griechen erfolgreich des Euro wehren sollten, was wird denn im Falle Italiens wohl erfolgen, im Falle Spaniens, dann Portugals, Irlands und vielleicht am Ende des zerberstenden Belgien; von Frankreich ganz zu schweigen.

 

9 Kommentare zu „Bravo, Hellas!“

  • Meyer:

    Na die Nachfahren der Hellenen haben mitgenommen, was mitzunehmen war.

    Eine wunderbare Entwicklung!

  • quer:

    Brüssel ist gelähmt. Mit Schrecken sieht man den Fluch der bösen Tat. Dabei wäre alles so einfach gewesen: Streng nach den Vertragstexten von Lissabon (keine Schuldenübernahme oder Hilfe, Beachtung der 3%-Regel)) zu handeln.

    Möglicherweise entdeckt man diese Texte ja neu. Verhindern wird man das Auseinanderbrechen des Euro in seiner heutigen Form jetzt allerdings nicht mehr. Also wieder im Buch von Olaf Henkel blättern, und den Nord-Euro kreiren… Allerdings: Mit, oder ohne Frankreich?

  • Warum kann nicht am Ende einer solchen Abstimmung für Griechenland die Islandlösung stehen. http://rundertischdgf.wordpress.com/2011/11/02/die-islandlosung-auch-bei-griechenland-moglich/

  • Dietmar:

    Was, wenn dem Griechen-Chef dieses Referendum nicht einfach so über Nacht eingefallen ist, sondern er es als Teil eines sorgfältig inszenierten Theaters verkündet hat? Gespielte Entrüstung in der EU, verlautbartes Erschrecken usw. Wem von diesen Lügnern kann man denn heute überhaupt noch trauen? Denn: Ob das griechische Volk wirklich über so etwas Grundlegendes, wie einen Euro-Austritt abstimmen darf, oder ihm mit einer geschickten Fragestellung nur die Wahl zwischen Pest und Cholera bleibt und seine Abstimmung dann allen anderen als leuchtendes Beispiel des Volkswillen verkauft werden soll, müssen wir abwarten.

    Inzwischen beruhigt man hierzulande das Volk mit Verkündigungen, wie Rentenerhöhung, Steuersenkung, Soli-Wegfall und andern Utopien. Nächste Jahr fällt das dann alles aus: Man hatte es zwar so sehr gewollt – aber leider, leider geht es dann wegen neuer Krisen-Ereignisse nicht. Also – noch viel Spass im Tollhaus.

  • Johann Hartmann:

    Mittlerweile sind zwei weitere Tage vergangen, die das Europäische Politbüro unter Führung von Merkozy nicht untätig hat verstreichen lassen. Man hat sich schließlich auf die Variante eines Griechischen Staatsstreichs geeinigt. Papandreou wird durch einen willfähigen Politiker ersetzt, der all das macht, was man von ihm erwartet. Die hierfür nötige demokratische Fassade in Athen war schnell aufgebaut.
    Nun, Griechenland hat seinen Stellenwert, weniger wegen seines finanzökonomischen Gewichts, sondern wegen der Gefahr, dass sich an ihm andere Pleitekandidaten ausrichten und damit das ganze Lieblingskonstrukt von Merkozy zum Einsturz bringen könnten. Hier genügt offenbar die innenpolitische Verschwörung, um zum gewünschten Ziel zu gelangen. Man muss sich allerdings fragen, welche Knüppel aus dem Sack geholt würden, hätte ein Schwergewicht wie die BRD die Absicht, den Euroraum oder gar die EU zu verlassen. EuroGendfor? Die NATO? Oder genügt es lediglich, auf jenes Dokument zu verweisen, das jeder Bundeskanzler unterschreiben muss, wenn er frisch ins Amt kommt…?

  • Leser:

    Inzwischen beruhigt man hierzulande das Volk mit Verkündigungen, wie Rentenerhöhung, Steuersenkung, Soli-Wegfall und andern Utopien. Nächste Jahr fällt das dann alles aus: Man hatte es zwar so sehr gewollt – aber leider, leider geht es dann wegen neuer Krisen-Ereignisse nicht.

    Es kann nicht ausfallen. Jedenfalls nicht ganz. Denn 2013 ist Bundestagswahl! … und da müssen doch noch die Süßigkeiten verteilt werden. Gebohrt wird dann hinterher… 😆

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