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Zu früh geschwiegen

Nun hatte man nach deutschem Vorbild auch in Frankreich eine Schweigeminute eingelegt, um damit der jüngsten Opfer desjenigen zu gedenken, den man in bunten Zeiten einzig noch mit gutem Gewissen als Feind identifizieren darf, da stellt sich heraus, daß die Morde aus den Reihen extremistischer Mohammedaner heraus begangen wurden.

Damit erscheint die Angelegenheit natürlich in ganz anderem Licht, denn verbrecherische Extremisten gibt es in jeder Religion und Weltanschauung, mal mehr mal weniger. Bei den Kommunisten, sonst prächtige Diskurspartner, gibt es einige, die gelegentlich über die Stränge schlagen, bei den Mohammedanern ebenso, sogar bei den Liberalen, die als Kolonialpolitiker vielleicht an der Dezimierung des einen oder anderen Völkchens beteiligt waren; unter den Christen sind schon arg viele Möchtegern-Kreuzfahrer, doch gibt es durchaus auch Gutgläubige unter ihnen.

Ganz anders verhält es sich mit den Rassisten, vor allem in der Erscheinungsform der Nationalsozialisten. Sie sind von Grund auf böse. Was auch immer sie tun, Hakenkreuze schmieren, Parolen brüllen, den rechten Arm anheben – alles geschieht aus einem Haß gegen die gesamte übrige Menschheit, dem odium humani generis, und nur durch ihn vermögen sie ihre unvergleichlichen Verbrechen hervorzubringen, und nur sie verdienen den Namen Terrorismus. Daher entdeckt jede gesellschaftlich auseinanderfallende, bunte Republik in ihnen den sämtliche sonst voneinander isolierten Module der Bevölkerung verbindenden Feind und stellt sich ihm als dessen potentielles Opfer inbrünstig schweigend vereint entgegen.

Wie schnell sich die Dinge in ihrer Erscheinung wandeln! – Da hatte man geglaubt, der gemeinsame Nenner der zu Toulouse Ermordeten sei deren nicht-französische Abstammung: drei tote (Fallschirmjäger) nordafrikanischer Herkunft, ein verletzter dunkelhäutiger (Fallschirmjäger), drei jüdische Schüler sowie einer ihrer Lehrer. Nun stellt es sich aber so dar: drei tote Fallschirmjäger (nordafrikanischer Herkunft), ein verletzter (dunkelhäutiger) Fallschirmjäger, drei jüdische Schüler und einer ihrer Lehrer. Damit verlieren die Toten sozusagen ihren exklusiven Status, denn sie sind gar nicht Opfer des Hasses auf das Menschengeschlecht, sondern nur von irgendeinem Radikalen getötet worden, wie es sie leider in jeder Religion oder Weltanschauung gibt; und es finden sich gewiß Erklärungen dafür, warum es zu seiner Radikalisierung kommen konnte: Aufgewachsen in einem sozialen Brennpunkt etc. – Morde gehören zum Alttag jeder bunten Republik. Die französische Bevölkerung ist ein wenig vorschnell zum Schweigen mobilisiert worden. Der Haß auf das Menschengeschlecht ist gewiß auch in Frankreich gegenwärtig, nur hatte eben nicht er sich in den jüngsten Anschlägen manifestiert.

 

3 Kommentare zu „Zu früh geschwiegen“

  • Freidenker:

    Nun wären eigentlich die Moslems in Frankreich gefragt,Schweigeminuten,Lichterketten,Distanzierungen,etc zu initiieren.
    Dass es dazu voraussichtlich nicht kommen wird(zumindest nicht in erwähnenswertem Ausmaße),sagt vieles aus über das Verhältnis der „Umma“ zu Mördern im Namen ihrer Religion.
    Man stelle sich die Reaktionen im umgekehrten Falle vor:französischer Breivik tötet 7 Moslems……..

  • Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte ein „Rechter“ die jüdischen Kinder ermordet. Dann wären alle Franzosen daran schuld. Naja, vielleicht nur fast alle.

    Freidenker hat recht: Wo sind die ummatischen Lichterketten?

  • Couperinist:

    Bei dem Breivik lautete eine SPIEGEL-Überschrift „blond, blauäugig, skrupellos“. Man konnte richtig den Genuss merken, mit dem diese Selbsthasser sich an dem Thema weideten. Jetzt sieht man in der ZEIT einen (für die Opfer) betenden Moslem. Beim SPIEGEL hatte man vor der Aufspürung des Killers schon mal vorzeitig die „Fremdenfeindlichkeit“ en la France angemahnt.

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