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Wohltuende Zögerlichkeit

Am gestrigen Tage hielt Bundespräsident Gauck eine Ansprache anläßlich seines ersten Besuches der Bundeswehr. Natürlich fehlte es nicht an allzu oft schon gehörten Floskeln; dazu die wiederholte Anrede „Liebe Soldatinnen und Soldaten“, die „in Einsätzen ihren Mann und ihre Frau [stehen]“ und dadurch charakterisiert werden, daß sie sich “ von vielen militärischen Traditionen abgesetzt“ haben.

Doch läßt die Wortwahl an anderen Stellen aufhorchen: Es ist von den Deutschen als dem „eigene[n] Volk“ die Rede, vom „Volkswillen“, (dem das DDR-Regime nur scheinbar entsprach,) vom „Dienen“ und den Soldaten als „Kameraden“ (ohne „Kameradinnen“). – Dieses Vokabular reicht üblicherweise aus, um einen Sprecher der Nähe zum Rechtsextremismus verdächtigen zu können.

Sodann der Inhalt der Ansprache: Neben Wiederholungen von Altvertrautem, von zu bekämpfendem fernen „Terror“ und „systematisch missachtet[en]“ Menschenrechten. Das hätte als rhetorische Vorbereitung dienen können, um anschließend mit Blick auf Syrien in die Kriegsposaune zu stoßen, schon um den Anschluß an die USA nicht zu verlieren. Stattdessen heißt es in Gaucks Ansprache:  „Allerdings müssen wir militärische Einsätze begründen. Wir müssen diskutieren: darüber, ob sie die gewünschten Ziele erreichen oder schlimmstenfalls neue Gewalt erschaffen, und auch darüber, ob wir im Einzelfall die Mittel haben, die für ein sinnvolles Eingreifen nötig sind.“ Wenn Gauck im selben Atemzug von einem „Patriotismus“ spricht, der sich „darin zeigt, dass man sein Heimatland liebt, die Heimatländer der anderen darum aber nicht verachtet“, dann gewinnt dies angesichts der immer aggressiveren Kriegspropaganda des Westens gegen Syrien schon einen ganz eigenen Klang.

Gewiß, das ist noch keine Kritik an der westlichen Strategie mittels vorgeblicher Durchsetzung von Menschenrechten Angriffskriege zu führen, doch wirkt schon Gaucks Zögerlichkeit wohltuend, kontrastiert sie doch die allgemein verbreitete Angriffslust der politischen Klasse des Westens.

 

 

2 Kommentare zu „Wohltuende Zögerlichkeit“

  • Anna Radack:

    „Wir müssen diskutieren: darüber, ob sie die gewünschten Ziele erreichen oder schlimmstenfalls neue Gewalt erschaffen, und auch darüber, ob wir im Einzelfall die Mittel haben, die für ein sinnvolles Eingreifen nötig sind.”
    Er hätte den letzten Teil seines Satzes noch ergänzen sollen: „…und die Fähigkeiten besitzen, einmal Angefangenes IM SINNE UNSERER ZIELSETZUNG auch zu beenden“. Diese Fähigkeit spreche ich allen westlichen Invasoren ab. Siehe Vietnam, Korea, Irak, Afghanistan,Kosovo, Libyen. Selbst ein Hitler, hätte er den Krieg gewonnen, wäre letztlich gescheitert. Oder wie stellt man sich vor, Osteuropa bis an den Ural ruhig zu stellen, mit einer Grenze vom Weißen bis zum Kaspischen Meer einschließlich aller Kaukasusvölker? Allein diese Vorstellung ist lachhaft.
    Hinzu kommt, dass die militärischen Zielstellungen der westlichen Staaten vom Prinzip her scheitern müssen. Denn die von einer Herrscherdynastie „befreiten“ Völker wollen nicht das ihnen angebotene Gesellschaftsmodell. Sie nutzen die herbeigebombte Demokratie unverzüglich, um die nächste Diktatur zu wählen. Man kann sich nur schlecht vorstellen, dass westliche Politiker, die an den Schaltstellen der Macht sitzen, dies nicht erkennen. So bleibt nur die Annahme, dass es es im Grunde gar nicht um „Demokratie“ geht, sondern um Rohstoffe und globale strategische Positionen. Mit einem Wort: mag herrschen wer will in diesen „beglückten “ Ländern, Hauptsache die Schürfrechte sind in Sack und Tüten.

  • @Anna

    Und? Ja es geht um Rohstoffe. Es ging immer um Rohstoffe. Auch die Landkriege in Europa gingen um Rohstoffe (Land! Bauernhöfe! Weizen!).

    Aus welcher Perspektive ist es negativ für sein Überleben zu kämpfen? Was nützt es Afrika das die bösen Europäer weg sind, Südafrika vom erst-welt-staat zum Slum verkommt und die Chinesen den Kontinent übernehmen? Entweder sie nehmen die Rohstoffe oder wir. Wenn sie die Rohstoffe nehmen, dann herrschen sie mit ihrer Konfuzianisch-Kommunistischen Diktatur über weitaus mehr als sie es jetzt schon tun. Wenn wir die Rohstoffe haben, können wir zumindest noch von Demokratie sprechen ohne völlig unterzugehen.

    Es ist doch kein Zufall dass in Europa der Maosimus als „Grüne“ (Trittin und co waren Maoisten) die Deindustrialisierung vorantreibt und in China die Sklavenarbeiter alle anderen Arbeiter auf der Welt ruinieren und arbeitslos machen.

    Genausowenig wie Tata, eine Indische Firma halb GB übernimmt – den Autohersteller Jaguar unter anderem – während ein Verwandter der Tata Gründer der Chef der UNO Klimaschutzkonferenz ist und die Co2-Religion fördert.

    Die Welt ist kein Paradies, die Meschen sind keine lieben Menschen. Wir sind liebenswerte Drecksäcke, aber keine Ponys.

    Templarii

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