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Pro-vokationen

Heftig umstritten sind die Provokationen der Pro-Partei. Im nordrheinwestfälischen Wahlkampf versuchte der SPD-Innenminister, das Zeigen von Karikaturen vor Moscheen, gezielte Provokation der Mohammedaner, gerichtlich verbieten zu lassen; er scheiterte. Nun wiederholt sich das Geschehen auf Bundesebene durch die Ankündigung der öffentlichen Vorführung eines Filmchens, der in den öffentlich rechtlichen Sendern immer wieder „Schmähvideo“ genannt wird, ohne mitzuteilen, worin genau die Schmähung besteht. Doch da die Mohammedaner sich weltweit ereifern, muß es eine solche ja geben, und wie die „Aktuelle Kamera“ der DDR liefert man die erwünschte Interpretation zugleich mit der Nachricht: „Schmähvideo“. – Überflüssig zu fragen, warum man nicht von einem „Schmähheft“ sprach, als der Papst mit Urinfleck auf dem Titelblatt eines vorgeblichen Satiremagazins dargestellt wurde.

Wer vom öffentlichen Diskurs ausgeschlossen wird, muß Radau machen, will er wahrgenommen werden, zumindest mit beiden Fäusten gegen die verschlossene Tür trommeln oder aber sich mit der verordneten Bedeutungslosigkeit zufrieden geben. Natürlich steht der politische Provokateur, den man gesellschaftlich auszugrenzen sucht, als Störenfried dar, geradezu als eine Bedrohung des inneren Friedens; doch muß man fragen, wie brüchig dieser nicht ohnehin bereits geworden ist. Schließlich ist auch darauf hinzuweisen, daß sich die Pro-Partei gewiß anderer Methoden bedienen würde, suchte man sie nicht mundtot zu machen, und man bräuchte sich keiner solchen anstößigen Methoden zu bedienen, wenn sich das gesellschaftliche Leben durch die von den etablierten Parteien zu verantwortende kaum gezügelte Zuwanderung kulturfremder Menschenmassen nicht so radikal verändert hätte, daß auf eine Karikatur oder einen unliebsamen Film mit Mord und Totschlag reagiert wird.

Die Pro-Partei hat begonnen zu provozieren, und es zeigt sich die Fremdartigkeit der islamischen Kultur. Wie wenig hat ihr Verständnis des menschlichen Daseins mit dem abendländischen gemein! Dem entspricht ein ganz unterschiedliches Gottesverständnis, was in der Kirche insbesondere seit dem Vaticanum II (Nostra aetate 3) in der Regel verschleiert wird. Ebenso sucht man in der „westlichen“ Gesellschaft, sich auch weiterhin ungestört dem Traum von der einen Menschheit hinzugeben und zeigt sich erbost über die, die ihn mit ihren Provokationen zu verscheuchen drohen. – Aber man denke nur an Beispiele von Taten, die Nationen später als Beginn ihrer Befreiung verstanden haben, z.B. Tells Attentat auf Geßler: Wie anstößig mußte dies den damals über die Urkantone der Schweiz herrschenden Habsburgern erscheinen!

Ich weiß nicht, ob die Vordenker der Pro-Partei mit ihrer Provokation bewußt an die konservativ-subversiven Aktionen der Jahre 2008 und 2009 anknüpfen. Mir scheint eine Verbindungslinie durchaus erkennbar zu sein, denn auch die Provokationen der Pro-Partei benutzen das Stören als Methode und haben m.E. ebenso wie die damaligen Aktionen letztlich das Ziel, die verschlossene Tür des öffentlichen Diskuress aufzusprengen. Nur geschieht dies durch eine – wenn auch kleine – Partei auf einer ganz anderen Ebene als bei einer Schar von Freiwilligen. Die Wirkung ist im Falle einer Partei weit nachhaltiger. Doch provoziert auch Pro in solcher Weise, daß nicht einfach auf Kosten der Beleidigung von Menschen Politik betrieben wird, sondern Pro führt mit ihrem Handeln zum Offenbarwerden des für Deutsche ganz fremdartigen Selbstverständnissesses mohammedanischer Mitbewohner des Landes. Damit aber wird indirekt das eigene Selbstverständnis wieder bewußter.

Der Grund menschlichen Daseins als gemeinsame Basis so unterschiedlichen Selbstverständnisses läßt sich erahnen. In dieser Tiefe gewinnt die Tat des Waldgängers ihre Gestalt; sie verleiht ihr die Durchschlagskraft, auch wenn sie oberflächlich betrachtet nur anstößig anmutet. -„Wenn es aber gelingt, aus dem Überzeitlichen, also dem, was für das Menschsein von konstituierender Bedeutung ist, zu schöpfen, dann ‚können [dem] die reinen Zeitmächte nicht standhalten.’“ (Waldgang, Kap. 16) ‚Der Wahlspruch des Waldgängers heißt ‚Jetzt und Hier‘ – er ist der Mann der freien und unabhängigen Aktion.‘ (ebd., Kap. 26) Er handelt aus der ihm zu Teil gewordenen Berührung des menschlichen Seins heraus. Seine Tat mag zum Ausdruck einer zeitgemäßen Konzeption der Freiheit werden, die andere zur Nachahmung veranlaßt.“ Davon scheint mir Pro gar nicht weit entfernt zu sein. Auch scheint das Vorbild schon zu wirken.

 

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