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Volkstrauertag

Nach dem 1. Weltkrieg taruerten viele Nationen um ihre gefallenen Soldaten. Daraus entstanden Feierlichkeiten, so in Großbritannien samt Commonwealth der Remembrance Day und in Deutschland der Volkstrauertag, nachfolgend auch Heldengedenktag genannt. Natürlich stand auf Seiten der siegreichen Nationen der Waffenstillstand vom 11. November im Vordergrund, so daß Gedenkfeiern vorzugsweise an diesem Termin stattfinden, denn die Waffenstillstandsbedingungen kamen für die Mittelmächte denen einer Kapitulation gleich (Auslieferung der Flotte etc.). Auf Seiten Deutschlands stand natürlich – man denke an Versaille – die Trauer im Vordergrund.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde aus dem Volkstrauertag ein Gedenken für die Opfer beider Weltkriege sowie der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Dadurch wurde nicht mehr nur der eigenen Toten gedacht, sondern auch derer, die dem deutschen NS-System zum Opfer fielen. So hieß es noch 2011 in einer Meldung: „Hintergrund des Tages ist, dass an die Kriegstoten und die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird.“

In diesem Jahr hat sich der Charakter des Volkstrauertages offenbar noch einmal verändert: Nun heißt es, es werde am Volkstrauertag 2012 der Kriegstoten sowie der Opfer von Gewaltherrschaft aller Nationen gedacht. Also eine Auflösung in Beliebigkeit? – Gewiß, einerseits schon. Man gedenkt der eigenen Toten, die ihr Leben als Opfer darzubringen hatten, nur noch auf alternativen Veranstaltungen zum Tage. Andererseits bedeutet die Ausdehnung zu einem Gedenken für die Opfer von Gewaltherrschaft aller Nationen aber auch einen Beitrag für die geistige Mobilmachung zur Verhinderung solcher Opfer, sprich: zugunsten der US-Interventionspolitik. Ganz in diesem Sinne votierte der Grünen-Parteitag jüngst auch für eine Ermöglichung von Militäreinsätzen trotz „Blockade“ im UN-Sicherheitsrat wie im Falle Syriens.

1 Kommentar zu „Volkstrauertag“

  • Plikiplok:

    Wörter, Begriffe, Werte, Einrichtungen, usw. der BRD sind nicht in Erz gegossen, ihre kurze Verfallsdauer gibt eher einen Hinweis auf den provisorischen Charakter dieses Gebildes. Die hier inzwischen anzutreffende ungenierte Neuinterpretation und Umdeutung von vermeintlich Eindeutigem und Festgefügtem läßt auf tiefe gesellschaftliche Verunsicherung, sowie auf Vorläufigkeit und Übergang im politischen Betrieb schließen; sie läuft in der BRD des Jahres 2012 zu neuer Höchstform auf.

    Die in der BRD als Ziel gesetzte, neu zu gestaltende Gesellschaft, läßt sich mit dem überkommenen Vokabular der deutschen Sprache offenbar nur schwer vereinbaren, und so werden nicht nur neue Begriffe – fast ausschließlich aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum, die, aus Bequemlichkeit, gleich unverändert übernommen werden – in die Köpfe „der Menschen“ eingepflanzt, sondern es soll über die Bedeutungsveränderung in der Sprache auch eine Bewußtseinsveränderung des modernen Menschen erreicht werden. Die Deutungshoheit über den Sprachgebrauch in der angestrebten neuen Bevölkerungszusammensetzung dürfte dabei zu einem wesentlichen, herausragenden Machtinstrument werden.

    Paradigmatisch hält sich der Souverän (das Volk) nicht mehr die Regierung, die den Bestand seiner Freiheit zu gewährleisten hat, sondern selbst seinen genuinen Souveränitätsanspruch hat er längst ungefragt der Regierung überantwortet, die dann autoritär bestimmt, wie sie „die Menschen da draußen“ beglücken will.

    Der inflationäre Einsatz des Begriffes „rechtsradikal“, gebraucht für fast alles, was dem herrschenden Zeitgeist nicht mehr in den Kram paßt, deutet schon die Richtung an, in der die neue Gesellschaft sich zu entwickeln hat.

    Gegenwärtig wird der eindeutig belegte Begriff „Mord“ von den BRD-Medien durch den euphemistischen Begriff „gezielte Tötung“ ersetzt, sobald er in irgendeiner Verbindung mit Israel steht. Die ewigen Nichttäter können per definitionem nicht „morden“, sie töten nur „gezielt“.
    Da bleibt es dann nicht aus, wenn das jährliche Totengedenken zum Volkstrauertag inzwischen zutreffend kommentiert wird mit: „Grotesk: Gedenken der Opfer von Gewaltherrschaft und Krieg auf jüdischem Friedhof in BRD während Israel bombt, was das Zeug hält.“

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