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Archiv für April 2013

Anschauungsunterricht

von virOblationis

Man stelle sich einmal vor, der US-Verteidigungsminister besuchte zusammen mit dem US-Innenminister Vietnam. Kaum gelandet würden beide erst einmal eine Stunde im Fluguzeug festgehalten, um die Papiere ihrer Delegation genau zu überprüfen. Anschließend würde der Verteidigungsminister in eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die us-amerikanischen Kriegsverbrechen während des US-Indochinakrieges (1964 – 1973) geführt, wo man ihm in einer Rede das Massaker von My Lai exemplarisch vor Augen gestellt hätte; als weitere Stichworte wären Tonkin-Zwischenfall, Napalm und Agent Orange genannt worden. Schließlich wären vietnamesische Veteranen aufmarschiert vor dem US-Minister, der selbst Soldat im Vietnamkrieg gewesen ist. Diesen Beitrag weiterlesen »

Faule Früchte

von virOblationis

Nun wird endlich auch der Vorname des Täters bekannt, und es bestätigt sich die – angesichts des Tatgeschehens bereits gehegte – Vermutung, daß es sich um einen Einheimischen gehandelt hat: Ein gewisser Hans B. erschoß den amtierenden Hamelner Landrat und danach sich selbst. Den Anlaß dafür bildete anscheinend ein jahrelanger Rechtsstreit wegen irgendeiner Belanglosigkiet, manche melden, es sei Gartenzaun gewesen. Diesen Beitrag weiterlesen »

Staatskult 3: Unter ferner liefen

In den beiden vorangegangenen Artikeln war von der Praktizierung der auf Kollektivierung von Schuld basierenden Ideologie als einem Staatskult die Rede. Dies geschah vor allem deshalb, weil sich – nach meiner Beobachtung – inzwischen eine desinteressierte Haltung verbreitet hat, die das als Staatskult bezeichnete Phänomen zwar als irgendwie konstitutiv für das Gemeinwesen hinnimmt („Gründungsmythos„), ohne aber selbst innerlich daran beteiligt zu sein; ähnlich mögen sich die meisten Bürger des Römischen Reiches in bezug auf den Zwang zur Teilnahme am Kaiserkult mittels Opferedikt verhalten haben. Diesen Beitrag weiterlesen »

Staatskult 2: „Unter Geiern“

Entstanden ist der deutsche Staatskult zu der Zeit, als BRD und DDR angesichts der Entwicklung der ab 1959/1960 einsatzbereiten Interkontinentalraketen ihre Bedeutung als Frontstaaten im Kalten Krieg (1947 – 1989) zunehmend verloren. Wie konnten sie diesen Verlust kompensieren? Einerseits durch ökonomische Effizienz innerhalb des jeweiligen Lagers, andererseits durch herausragende Leistung auf ideologischem Gebiet. So wurde in der DDR mit dem Wechsel von Ulbricht zu Honecker (1971) die nationale Frage für obsolet erklärt, was indirekt auch die Russifizierungspolitik innerhalb der UdSSR rechtfertigen konnte. Im Westen knüpfte man an den Jerusalemer Eichmann-Prozeß (1961) an, der den Begriff des „Schreibtischtäters“ hervorgebracht hatte, wodurch Schuld nun nicht mehr nur direkt Tatbeteiligten zugeschrieben wurde. Sie ließ sich auf diese Weise kollektivieren und bis auf weit entfernt am Geschehen Beteiligte ausdehnen. Damit waren geistige Grundlagen geschaffen für den deutschen Staatskult, der angesichts kollektiver Schuld seine Repräsentanten mit der Entsühnung beauftragt, damit sich das sündige Volk nicht erneut das Gericht der inzwischen Vergöttlichten und deren auf Erden lebenden epiphanen Vertreter zuzieht. Diesen Beitrag weiterlesen »

Staatskult 1: Unter Göttern

von virOblationis

Es wäre eine schöne Gelegenheit gewesen, heute – anläßlich des nachgeholten Festes Mariae Verkündigung – der Muttergottes einmal ganz herzlich für ihr „ja“ zu danken, das die Voraussetzung war für die Menschwerdung Gottes, dessen Geburt wir zu Weihnachten begehen. – Natürlich hat’s dies von seiten unserer Staatsführung nicht gegeben. Stattdessen wieder der übliche Kultusbetrieb: Nicht einmal eine Industriemesse mit internationaler Beteiligung kann mehr eröffnet werden, ohne vorherigen Gedenkakt. Diesen Beitrag weiterlesen »

Der große Bruder läßt grüßen

von virOblationis, der sich in der Festwoche eigentlich nicht echauffieren wollte

Ist das nicht eine freudige Nachricht in der Osterwoche, zumindest für finanziell Minderbemittelte: Säumigen Zahlern soll der Strom künftig gar nicht mehr abgesperrt werden. – Dies jedenfalls sieht das „Saarbrücker Modell“ vor, das in seiner gutmenschlichen Intention einer Forderung der Linkspartei entspricht. Zum Anlaß für die Vorstellung des „Saarbrücker Modells“ nimmt man eine Brandkatastrophe, die durch eine Kerze ausgelöst worden sein soll, die man entzündete, weil der Strom wegen unbezahlter Rechnung abgestellt worden war. Das „Saarbrücker Modell“ mutet sehr human an, nicht wahr? Diesen Beitrag weiterlesen »