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Die Entstehung der Neuen Linken 4: Die manichäischen Umkehrungen

von virOblationis

Das im vorigen Abschnitt beschriebene Feld der Beliebigkeit stellt ein Ideal dar, nämlich das des vollendeten neueren Liberalismus, in der angelsächsischen Version mit zwei Toren an den beiden Schmalseiten. Während der ältere Liberalismus im 19. Jahrhundert vom Bürgertum getragen wurde, von schöpferischen Individuen, ist der neuere Liberalismus dadurch geprägt, daß die Gesellschaft wesentlich bestimmt wird von multinational tätigen Aktiengesellschaften, in denen die Menschen gut(bezahlt)e Jobs suchen so wie das Kapital in aller Welt die lukrativsten Anlagemöglichkeiten. – Zwar besteht weiterhin das Ziel des Liberalismus darin, alle überlieferten Formen des sozialen Lebens zu zerstören, um das Individuum zu befreien, doch dieses wird nicht mehr durch Kraft aus einem Rest an Gewißheiten schöpfenden Persönlichkeiten repräsentiert, sondern durch eine durcheinanderwirbelnde Menge sozialer Staubkörner.

Das Feld der Beliebigkeit als Lebensgrundlage hat die Menschen beliebig werden lassen. Wie die Aktiengesellschaften nur das eine Ziel haben, ihren Gewinn fortwährend zu steigern, so suchen auch die einzelnen Menschen nach immer höheren Einkommen – oder sie sollten es zumindest tun, indem sie sich von allen Traditionen lösen und vom Wind wechselnder Moden hin- und hergetrieben Triebbefriedigung suchen bis zum sozial verträglichen Ableben.

Das Feld der Beliebigkeit bildet die gestige Grundlage des politischen Programms sowohl der Neoliberalen als auch der Neuen Linken. Schon während des 2. Weltkrieges (1939 -1945) war sie in Ansätzen wirksam, wie die Betrachtung des Gebetes Roosevelts* zum Flag-Day 1942 im vorigen Abschnitt gezeigt hat. – Es verhält sich ja keineswegs so, daß die geistigen Grundlage etwa geheim gehalten würde. Sie ist für uns nur deshalb so mühsam zu erkennen, weil es bisher kaum Versuche gab, sie zu explizieren. Eine Ausnahme und ein bedeutendes Werk zu deren Aufklärung bildet aus meiner Sicht Manfred Kleine-Hartlages Buch „Die liberale Gesellschaft und ihr Ende. Über den Selbstmord eines Systems (2013)“, denn darin wird eine Liberalismus und Marxismus [in ihrer gegenwärtigen Gestalt] gemeinsame Metaideologie nachgewiesen.** Was ich das Feld der Beliebigkeit nenne, wird als Metaideologie charakterisiert, die von ihrem Grundsatz her anti-traditionell ausgerichtet ist und eine utopisch-abstrakte Freiheit samt Gleichheit verwirklichen will; dabei erhebt sie den Anspruch auf Universalität und gebärdet sich totalitär.

* Franklin D.[elano] Roosevelt; geb. 1882, gest. 1945

** s. II. Ideologien der Destruktion

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Eine vollständige Homogenität wiese das Feld der Beliebigkeit dann auf, wenn darin lauter Einzelelemente versammelt wären, die vom negativen zum positiven Pol oder in umgekehrter Richtung verschoben werden können. Es gibt aber auch schwer aufzulösende Zusammenhänge, die wie ein Spielfeld en miniature strukturiert sind, z.B. das Verhältnis zwischen WASPs und Afro-Amerikanern, denn bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts existierte ein verbreiteter weißer Racismus, der die WASPs als höherwertig, die als Sklaven ins Land Transportierten als minderwertig betrachtete; letztere gehörten damit zum gewissermaßen negativen Pol, erstere zum positiven. Wenn man dies unter der Voraussetzung einer Geneigtheit zum manichäischen Denken in Extremen kritisieren will, dann ergibt sich nicht an Stelle des bisherigen Racismus einfach eine neue Gleichheit, sondern die Pole werden ausgetauscht, es entsteht ein schwarzer Racismus, der die WASPs nunmehr benachteiligt. Von daher läßt sich die Entwicklung der us-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung verstehen samt dem Zwang durch „affirmative action“ . – Man bedenke auch, wie die us-amerikanische Frauenbewegung den Alkoholkonsum – vor allem ja der Männer – ins Nichts umkehrte und mit dem Beschluß der Prohibition 1919 triumphierte.* Ein ebenfalls schon früher angeführtes Beispiel manichäischer Umkehrung bildet das angelsächsische Verständnis von Tier- und Umweltschutz, der bei der Auffassung ankommt, der Mensch sei nicht die Krone der Schöpfung, sondern ein Schädling für die Natur, der zu verschwinden habe, damit sie ungestört existieren könne: Ein Dr. Jekyll entpuppt sich als Mr. Hyde!**

* s. Die geistigen Wurzeln der Neuen Linken 2b: Das manichäische Denken (zweiter Teil)

** Anspielung auf Robert Louis Stevenson (geb. 1850, gest. 1894) Roman „Strange Case of Dr Jekyll and Mr Hyde (1886; dtsch. zahlreiche Ausgaben)“

Mit welcher geradezu spielerischen Leichtigkeit Pole – minderer Bedeutung – vertauscht werden können, zeigen Geschichten aus dem angelsächsischen Sprachraum, bei denen man mit dem oder den Helden sympathisieren soll, meist bei dem Versuch zu einer Menge Geld zu kommen, auch wenn dies auf verbrecherische Weise geschieht. Als besonders abstoßendes Beispiel ist mir der Film „Bonny and Clyde (1967; dtsch. Bonnie und Clyde, 1967)“ in Erinnerung geblieben, der einige meiner Klassenkameraden für sich einnahm; auch wurde gern die Melodie des fast gleichzeitig veröffentlichten Schlagers „The Ballad of Bonnie and Clyde (1967)“ gesummt, nicht gesungen, da man vom Text kaum mehr als „Bonnie and Clyde“ verstanden hatte.

Das traditionelle Verständnis vom Vater als Familienoberhaupt ist ebenfalls umgekehrt worden, indem man die Frauen ganz allgemein gegenüber den den Männern zu privilegieren sucht; die Rede von Gleichheit und Gleichberechtigung dient dann nur als Vehikel, um sich auf eine Umkehrung der Verhältnisse hin in Bewegung zu setzen. Man spricht von [omnipräsenter] struktureller Diskriminierung [der Frauen], die es gebiete, sie z.B. bei der Vergabe einflußreicher Posten weiter zu bevorzugen, auch wenn Männer schon in eine Minderheitenposition geraten sind; tatsächlich wird damit die Umkehrung verschleiert. Deshalb ist man bei weniger begehrten, mühseligen Tätigkeiten keineswegs darauf bedacht, daß Frauen die Hälfte der Belegschaft stellen. – Vor geraumer Zeit fielen mir in zahlreichen Schaufenstern der Umgegend Zettel etwa in der Größe von Din A 4 auf. Sie zeigten ein Strichweiblein, das einem Strichmännlein zwischen die Beine tritt; damit sollte zu einem Kurs für Selbstverteidigung aufgefordert werden. Man stelle sich einmal den Skandal vor, wenn das Strichmännlein – zu irgendeinem Werbezweck – dargestellt worden wäre, wie es das Strichweiblein – wohin auch immer – tritt!

Am Anfang dieser Entwicklung standen Bücher wie das von Marilyn French*, „The Women‘s Room (1977; dtsch. Frauen, 1978)“. Darin werden Männer als lästige Fesseln für die weibliche Selbstentfaltung dargestellt; eine Ehescheidung wie die von Marilyn French 1967 stellte unter solchen Umständen schon so etwas wie das Eintrittsbillet für die bessere Damengesellschaft dar. – Doch dabei blieb es nicht. Schon in „The Women‘s Room“ fällt der Satz: „All men are rapists, and that‘s all they are.“ Alle Männer sind Vergewaltiger und nichts mehr. Selbst dabei beläßt es die us-amerikanische Autorin nicht: „Meine Gefühle gegenüber Männern sind das Ergebnis meiner Erfahrung. Ich empfinde wenig Sympathie für sie. Wie ein Jude, der gerade aus Dachau frei gekommen ist, beobachte ich den jungen, ansehnlichen Nazisoldaten sich windend, mit einer Kugel im Bauch, zu Boden fallen, und ich schaue nur kurz hin und gehe weiter. Ich brauche nicht einmal mit den Schultern zu zucken: Ich mache mir einfach nichts daraus. … Für immer und ewig werde ich Nazis hassen… Mein Haß ist durch Erfahrung erlernt.“** So stellt die famose French also endlich die Verbindung Männer – Nazis und Frauen – Juden her. Dies ist nicht mehr zu überbieten, da die Männer nun mit dem Pol des absolut Bösen identifiziert werden.

* geb. 1929, gest. 2009

** „My feelings about men are the result of my experience. I have little sympathy for them. Like a Jew just released from Dachau, I watch the handsome young Nazi soldier fall writhing to the ground with a bullet in his stomach and I look briefly and walk on. I don’t even need to shrug. I simply don’t care. … Forever and forever I will hate Nazis… …my hatred is learned from experience…“

Nach Marcuse* bildet nicht das Proletariat, das sich mit der „Geschäftswelt“ arrangiert hat, das revolutionäre Subjekt, sondern die Außenseiter der Gesellschaft, alle „Arbeitslosen und Arbeitsunfähigen“, die „Geächteten und Außenseiter“, wie es am Schluß von „One-Dimensional-Man (1964; dtsch. Der eindimensionale Mensch, 1967)“ heißt. Duch sie kann eine nicht repressive Gesellschaft ohne Triebunterdrückung errichtet werden.** – Damit wird die Rangordnung der Gesellschaft, nach der die Tüchtigen die oberen Plätze einnehmen und die weniger Fähigen oder auch weniger Willigen die unteren, auf den Kopf gestellt.

* Herbert Marcuse; geb. 1898, gest. 1979

** s. dazu Die Frankfurter Schule 5: Marcuse

Gerade im angelsächsischen Bereich waren die Kolonialvölker gegenüber der eigenen „race“ stark abgewertet worden, so daß die Sklaverei dort auch erst 1834 (britisches Kolonialreich) bzw 1865 (USA) aufgehoben wurde; die Kolonien pflegte man rücksichtslos ökonomisch auszubeuten. – Zu Beginn der sechziger Jahre begann Marcuse zaghaft, einige Hoffnung auf die Kolonialvölker als revolutionäres Subjekt zu setzen. Angesichts des Vietnam-Krieges der USA (1964 – 1973) verkündete Marcuse, ohne die ehemaligen Kolonialvölker der „Dritten Welt“ gebe es keine Revolution. Während also zuvor die exotischen Völkerschaften für weniger wertvoll gehalten wurden, so drehte man das Verhältnis nun um, und der 1975 endgültig erfolgte Sieg Nord-Vietnams über den Süden des Landes als Schützling der USA, beflügelte die Hoffnungen der Gestalt gewinnenden Neuen Linken über die Maßen, hatten die USA bis dahin doch noch nie einen Krieg verloren!

Neben Sexismus und Racismus mit umgekehrten Vorzeichen gibt es noch weitere, weniger bedeutsame Umkehrungen. So gilt traditionell das Alter als erstrebenswerte Vollendung des irdischen Lebensweges, da der Mensch zur Weisheit gelangen kann auf Grund jahrzehntelang gewonnener Erfahrung, wobei die bittertste zumeist die lehrreichste ist. Die politischen Geschicke eines Gemeinwesens wurden nicht selten einem Gremium anvertraut, das den Namen einer Ältestenschaft* trug, auch wenn – zumindest später – gar nicht mehr nur die altehrwürdigen Familienoberhäupter darin saßen. – Heute dagegen wird mit dem Alter meist Demenz assoziiert und beständige Jugendlichkeit angestrebt, so daß manche Greisin auftritt wie ein Backfisch und ein alter Narr sich noch darin gefällt, ihr den Hof zu machen, anstatt sich auf den Tod vorzubereiten, der zwar auch schon früher eintreten kann, mit fortschreitendem Lebensalter aber unausweichlich wird.**

* griech. gerousia, latein. senatus

** vgl. Ps. 89 (90), 12

Gewiß hat die Jugend mehr Körperkraft und Begeisterungsfähigkeit, aber eben noch keine geistige Reife. Mit der Abwertung des Alters und dem Kult der Jugendlichkeit wird die geistige Unreife zum Ideal erhoben. – Neulich begrüßten die Massenmedien eine neue italienische Regierung und behaupteten, man dürfe Hoffnungen auf sie setzen: Statt einer Begründung hieß es dann, der neue Ministerpräsident sei der bisher jüngste in Italiens Geschichte, und sein Kabinett bestehe zur Hälfte aus Frauen.

Am schlimmsten ist die Umkehrung des Verhältnisses von Vernunft und Trieben samt Affekten entsprechend der Philosophie Horkheimers*, denn damit wird die gesamte Kultur des Menschen, all seine Bemühungen um der Herstellung ihm bzw. seiner Natur gemäßer Lebensverhältnisse ins Gegenteil verkehrt, und es triumphiert die Torheit! Nein, mehr noch: Der vertierte Mensch! Alles Schöne und Erhabene zieht er in den Dreck. Individualität definiert er zumeist nur noch über die sexuelle Orientierung.

* Max Horkheimer; geb. 1895, gest. 1973; s. dazu Die Frankfurter Schule 2: Horkheimer

Ein eher etwas bizarres Beispiel einer Umkehrung lieferte die seit Mitte der fünfziger Jahre in den USA entwickelte TZI, Ruth Cohns* Themenzentrierte Interaktion, die dazu dient, in persönlichen Beziehungen die Gefühlsebene hervorzuheben, was traditionell als eher hinderlich für ein gedeihliches Zusammenwirken angesehen wird, da man Persönliches der Sache unterordnet, wenn diese von Belang ist. Cohns beide Postulate für die Kommunikation lauten „Sei dein eigener Chairman“, bestimme also selbst, was du willst, und „Störungen haben Vorrang“. Wenn sich alle konsequent daran hielten, gäbe es statt Kommunikation nur ein Durcheinander von Störungen sämtlicher Chairmen. Dieses Konzept setzt voraus, daß man sich im allgemeinen an die Regeln gesitteter Kommunikation hält, die dann von einigen verhaltensauffälligen Chairmen auf den Kopf gestellt werden dürfen.

* geb. 1912, gest. 2010; jüdisch-deutsche 1941 in die USA emigrierte und 1974 zurückgekehrte Psychoanalytikerin

Die Umkehrungen stehen in der Tradition des manichäischen Denkens und sind zum Kennzeichen der Neuen Linken geworden, die daneben mit dem neueren Liberalismus das Feld der Beliebigkeit als ideologische Grundlage teilt. Mittels der Herstellung des Gegenteils traditionell herrschender Zustände sollen letztere aufgehoben werden, und über dieses Geschehen stellt mann dann die Verheißung, es würde dadurch künftig eine vollendete Gleichheit verwirklicht werden. Hinter diesem Gedankengang, der selten expliziert, aber gewöhnlich vorausgesetzt wird, steht die Synthese aus These und Antithese als Rest marxistischer Ideologie in der Neuen Linken, auf Grund dessen ihr Neo- bzw. Kultur-Marxismus oder einfach Marxismus attestiert wird, obwohl sie den Kern des Sozialismus, die ökonomische Gleichheit, preisgegeben hat, denn sie strebt eine solche weder wie die Kommunisten durch Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln an, noch will die Neue Linke den Werktätigen gemäß New Deal wenigstens einen größeren Anteil an der Menge der produzierten Güter zukommen lassen. Die Neue Linke begnügt sich damit, die bestehenden Verhältnisse, so weit sie noch traditionell bestimmt sind, zu negieren, begründet dies mit bislang fehlender Gleichheit, ohne deutlich zu machen, wie solche wohl entstehen soll, solange man – gemäß der Frankfurter Schule – an der Kritik bzw. der bloßen Negation alles Bestehenden festhält. Man entkommt kaum der Schlußfolgerung, daß das eigentliche, mit dem Feld der Beliebigkeit des neueren Liberalismus vorzüglich zu vereinbarende Anliegen der Neuen Linken im Konterkarieren alles Traditionellen besteht, ohne daß dabei eine Zukunftsperspektive entwickelt wird; man zielt auf die Gegenwart, während die Verheißung von utopischer Gleichheit sozusagen entschwebt: Welchem politischen Zweck dient dies? – Um die Frage zu beantworten, ist die Betrachtung der geschichtlichen Entwicklung fortzusetzen.

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Nach den Wahlen vom November 1946 gehörte den US-Republikanern zum ersten Mal seit 1932 wieder die Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses, was zu Contaiment-Politik gegenüber dem Osten und Marshall-Plan im Westen führte. – Es gab einige von der Niederlage der US-Demokraten enttäuschte Anhänger Roosevelts, die sich nach dem Beginn des Kalten Krieges 1947 von der Partei abwandten und sich der mit Stalin verbundenen politischen Linken in den Vereinigten Staaten von Amerika zuwandten. In diesen Zusammenhang gehört die 1948 erfolgte Gründung der Progressiven Partei durch Roosevelts früheren Vize-Präsidenten Henry Agard Wallace*.

* geb. 1888, gest. 1965; Vize-Präsident 1941 – 1945

Die eigene Partei der US-Demokraten hatte Roosevelt genötigt, bei Antritt seiner vierten Amtszeit, den gemäßigteren Truman* an Stelle von Wallace zu ernennen. Deshalb sammelte Wallace seit 1946 Anhänger seines Kurses um sich. Als Präsidentschaftskandidat der Progressiven Partei trat Wallace in den Wahlen vom November 1948 an, erhielt aber nur etwa zweieinhalb Prozent der Stimmen. Zu Wallace‘ Unterstützern hatte der Sänger Pete Seeger** gehört. Die zu den gleichzeitig stattfindenden Kongreßwahlen antretende Progressive Partei forderte nicht nur ein Ende jeglicher Konfrontation mit der UdSSR,*** sondern auch die Aufhebung von Racentrennung, eine staatliche Krankenversicherung, Mindestlöhne und die Auflösung des Komitees für un-amerikanische Umtriebe; ihre Positionen vereinten die des New Deal mit solchen der KPUSA****, die wiederum zu Gunsten von Wallace auf die Aufstellung eines eigenen Präsidentschaftskandidaten verzichtete.

* Harry S. [s. Großväter Shipp und Solomon] Truman; geb. 1884, gest. 1972; Vize-Präsident 1945, US-Präsident 1945 – 1953

** geb. 1919, gest. 2014

*** Wegen der Einführung der Deutschen Mark nach den Westzonen auch in den Westsektoren Berlins erfolgte die Blockade West-Berlins, weshalb die Westsektoren über eine „Luftbrücke“ (1948 – 1949) versorgt wurden, bis die Sowjets ihre Blockade beendeten.

**** Kommunistische Partei der USA

Es hatte bereits 1912 bis 1916 eine Progressive Partei gegeben, die sich zu jener Zeit aus dem linken Flügel der US-Republikaner gebildet hatte; Theodore Roosevelt* kandidierte 1912 in den Präsidentschaftswahlen für sie und unterlag Woodrow Wilson**. 1924 bis 1934 existierte noch einmal eine us-amerikanische Progressive Party, und 1948 gründete Wallace die dritte dieses Namens; sie löste sich nach den Präsidentschaftswahlen von 1952 auf. Eine der Nachfolgeorganisationen der Progressive Party war die 1959 gegründete maoistische Workers World Party.

* geb. 1858, gest. 1919; US-Präsident 1901 – 1909; Friedensnobelpreis 1906

** geb. 1856, gest. 1924; US-Präsident 1913 – 1921; Friedensnobelpreis 1919

Es gab in der Vergangenheit immer wieder Berührungen zwischen US-Demokraten aus der Anhängerschaft Roosevelts und der politischen Linken in den USA, doch der grundlegende Unterschied zwischen ihnen blieb die Frage der Systemveränderung bzw. die Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln, welche die US-Demokraten nicht übernahmen und die nach dem Ende des UdSSR 1991 selbst die KPUSA aufgab.

Anhänger Roosevelts, die ihrer Partei nicht den Rücken kehrten, sondern in der Partei der US-Demokraten verblieben, bezeichneten sich selbst meist als „progressive“ und wurden von ihren Gegnern gewöhnlich „liberals“ genannt. Ihnen hatte schon zu Roosevelts Zeiten die Socialist Party of America nahegestanden. Die SPA umfaßte traditionell Gewerkschafter und Sozialreformer. Sie hatte sich zu Wilsons Zeit gegen die Teilnahme am 1. Weltkrieg (1914 – 1918) gewandt. In den dreißiger Jahren stand sie politisch zwischen den US-Demokraten Roosevelts und der KPUSA. Im 2. Weltkrieg fand die SPA zu keiner klaren Linie, bis sich 1940 die Stalin feindlichen Trotzkisten abspalteten und die Socialist Workers Party bildeten. – Der Stalin freundlicher gesonnene Teil der SPA sprach sich danach für Roosevelts Interventionismus aus und gründete zusammen mit parteipolitisch unabhängigen Gewerkschaftern, Theologen und Politikern die Union for Democratic Actions (UDA); sie unterstützte nach Roosevelts Tod die Partei der US-Demokraten in den Kongreßwahlen vom November 1946, wo diese aber den Republikanern unterlagen. Nach der Wahl von 1956 verzichtete die SPA gänzlich auf die Aufstellung eigener Präsidentschaftskandidaten und versuchte stattdessen fortan verstärkt, Einfluß auf den ihr politisch nahestehenden Flügel der US-Demokraten zu gewinnen. Die SPA stellte sich zwar gegen den Vietnam-Krieg, wollte aber die us-amerikanischen Truppen auch nicht einfach von dort abziehen und den Nord-Vietnamesen das Feld überlassen. Seit 1972 nannte sich die SPA Social Democrats / USA, um sich auch in ihrem Parteinamen vom real existierenden Sozialismus abzugrenzen. 2005 lösten sich die Social Democrats / USA auf.

Nach der Niederlage in den Kongreßwahlen vom November 1946 bildeten die Anhänger Roosevelts unter den US-Demokraten zusammen mit ihren Unterstützern von der Union for Democratic Actions (UDA) die Americans for Democratic Action (ADA); zu den Gründern gehörte z.B. Eleanor Roosevelt*, aber auch Hubert Humphrey, der später zum Vize-Präsidenten aufstieg.** Da der Wähler die US-Demokraten 1946 abgestraft hatte nahmen die Anhänger des verstorbenen Roosevelt nunmehr eine kritischere Haltung gegenüber der UdSSR ein als zuvor. In den sechziger und frühen siebziger Jahren gehörten die Amerikaner für demokratische Aktivität aber zu den Gegnern des Vietnam-Krieges. Danaben engagierte sich die ADA für die Bürgerrechts- und die Frauenbewegung. – Gegenwärtig setzen sich die Angehörigen von ADA vor allem für eine stärkere Steuerprogression und damit für den Umverteilungsstaat ein, für mehr Umweltschutz, womit sie vor allem Maßnahmen gegen die sog. Klimaerwärmung meinen, für Verbraucherschutz und die Rechte bzw. Privilegien von ethnischen und sexuell definierten Minderheiten, Kindern und Frauen; die Programmatik der ADA läßt sich in Deutschland am ehesten mit derjenigen der Grünen sowie der SPD vergleichen.

* geb. 1884, gest. 1962

** geb. 1911, gest. 1978; Vize-Präsident 1965 – 1969

Die Interessen der Werktätigen, denen der New Deal (1933 – 1939) dienen sollte, spielten eine zunehmend geringere Rolle für die Anhänger Roosevelts. Zwar gehörte der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten von 1952 und 1956 noch diesem Flügel an,* doch er verlor gegen den General Eisenhower**, der für die US-Republikaner angetreten war, obwohl die US-Demokraten (1954 und) 1956 die Kongreßwahlen gewannen.

* Adlai E.[wing] Stevenson; geb. 1900, gest. 1965

** Dwight D.[avid] Eisenhower, US-Präsident 1953 – 1961; geb. 1890, gest. 1969

Der nach dem New Deal von Roosevelt – im Rahmen der Globalisierung zu Gunsten des US-Großkapitals – betriebene Interventionismus (1939 – 1945) mußte sich mittelfristig negativ auf den durchschnittlichen Lebensstandard der Werktätigen auswirken, zunächst vor allem durch die Verlagerung von Produktionsstätten in Länder mit niedrigerem Lohnniveau. Diejenigen US-Demokraten, die weiterhin Politik in der Tradition des New Deal betreiben wollten, hätten deshalb die Neue Weltordnung unter der Ägide der USA in Frage stellen müssen, waren dazu aber nicht stark genug; sie hätten sich selbst ins politische Abseits befördert. So bot sich eine Alternative an: Eine Unterstützung durch Minderheiten. – Die USA weisen kein Staatsvolk auf. Um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts bildeten die WASPs zusammen mit den übrigen Nachkommen europäischer Einwanderer als melting pot of nations, Schmelztiegel der [weißen und christlichen] Nationen, immer noch die große Mehrheit der Bevölkerung. Daneben vergrößerte sich jedoch mit zunehmender Geschwindigkeit – auf Grund der höheren Geburtenrate – der afro-amerikanische sowie der lateinamerikanische Anteil an der Bevölkerung der USA. Diese ethnischen Minderheiten sowie die (weißen) Frauen als Unterstützer zu gewinnen bot sich an.

Ein Vorbild dafür lieferten die us-amerikanischen Juden: Die Bande zwischen ihnen und den Nachkommen der Calvinisten waren ohnehin traditionell gut, doch war ihre Anzahl erst im 19. Jahrhundert allmählich gestiegen, bis dann während des letzten Viertels desselben Jahrhunderts eine große Menge von Juden aus dem ost- und ostmitteleuropäischen Teil des Zarenreiches, wo sich ihre Lebensbedingungen verschlechterten, in die USA emigrierte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wählten sie eher republikanisch, und erst durch Roosevelt wurden sie in großer Zahl als Unterstützer der US-Demokraten gewonnen. – Man bedenke in diesem Zusammenhang, daß andererseits auch eine unverhältnismäßig große Anzahl von Juden für den Marxismus, ein Gutteil auch für den daraus hervorgehenden Bolschewismus, eintrat.

Um die Frauen hatte sich Eleanor Roosevelt ins Besondere mit ihren Pressekonferenzen bemüht und gleichfalls um sie sowie die Afro-Amerikaner mit ihrer Zeitungskolumne „My Day“. – So bestanden die Grundlagen in den vierziger Jahren also bereits; es galt nur noch, das Vorhandene zu intensivieren, um die Minderheiten als beständige Unterstützer der Anhänger Roosevelts in der Partei der US-Demokraten zu gewinnen.

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Auch wenn der Kalte Krieg 1947 begonnen hatte, fanden noch weiterhin gemeinsame Ost-West-Tagungen mit prominenten Vertretern des kulturellen Lebens statt, so der „Weltkongreß der Intellektuellen zur Verteidigung des Friedens“ in dem unter polnischer Verwaltung stehenden Breslau im August 1948, finanziert von der Sowjetunion, und im Gegenzug der „Kulturelle und wissenschaftliche Kongreß für den Weltfrieden“ im New Yorker Waldorf Astoria im März 1949, woran Dimitri Schostakowitsch, Igor Strawinsky, T. S. Eliot, Bertrand Russell, Benedetto Croce, André Malraux und Karl Jaspers teilnahmen.* – Doch zwei Ereignisse im weiteren Verlauf des Jahres 1949 kühlten die Beziehungen zwischen Westen und Osten auf den Gefrierpunkt herunter, nämlich das Bekanntwerden einer ersten Atombombenexplosion zu Testzwecken in der UdSSR, die Truman am 23. September bekanntgab, und die Proklamation der Volksrepublik China am 1. Oktober angesichts des Rückzugs der Nationalchinesen nach Formosa.

* Dimitri Schostakowitsch; geb. 1906, gest. 1975 / Igor Strawinsky; geb. 1882, gest. 1971 / T.[homas] S.[tearns] Eliot; geb. 1888, gest. 1965 / Bertrand Russell, dritter Earl Russel; geb. 1872, gest. 1970 / Benedetto Croce; geb. 1866, gest. 1952 / André Malraux; geb. 1901, gest. 1976 / Karl Jaspers; geb. 1883, gest. 1969

Dies kam auch in den Kulturkongressen zum Ausdruck, die nun exklusiven Charakter hatten, so der Kongreß für kulturelle Freiheit im West-Berliner Titaniapalast 1950. Für geraume Zeit dominierte nun ein neuer wissenschaftlicher Entwurf zur Erfassung des real existierenden Sozialismus, die Totalitarismus-Theorie, deren Vorgeschichte in die Zeit vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges zurückreichte.

Zur Gründung eines us-amerikanischen Congress for Cultural Freedom (CCF), eines Kongresses für kulturelle Freiheit, hatte im Mai 1939, also noch vor Beginn der Verhandlungen für einen Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und der UdSSR, vor allem Sidney Hook*, ein Schüler John Deweys** aufgerufen; Dewey, der als Philosoph und Paedagoge besorgt war wegen des bedeutenden Einflusses der KPUSA auf die New Yorker Lehrerschaft, übernahm den Ehrenvorsitz.

* geb. 1902, gest. 1989

** geb. 1859, gest. 1952

Der CCF trat im Oktober 1939 erstmals zusammen. Er gab eine Reihe von Veröffentlichungen zur Politik und Ökonomie heraus, darunter solche zu nationalsozialistischen und sowjetischen Aktivitäten in den USA. Der CCF kritisierte – unter dem Beifall der us-amerikanischen Trotzkisten* – sowohl Faschismus als auch Bolschewismus, die er beide als totalitaristisch charakterisierte; natürlich wandten sich zahlreiche Intellektuelle der Roosevelt-Aera gegen die Zuordnung der UdSSR zu derselben Kategorie wie das nationalsozialistische Deutschland.

* Man erinnere sich, daß (der 1879 geb.) Trotzki (Leo Trotzki, eigentl. Lew Dawidowitsch Bronstein) in seinem mexikanischen Exil 1940 durch einen Sowjetagenten erschlagen wurde.

Ein grundlegendes Werk der Totalitarismus-Theorie schuf der in die USA emigrierte, ursprünglich jüdisch-deutsche Historiker Sigmund Neumann*, mit „The permanent Revolution (1942; dtsch. Die permanente Revolution, 2013)“. – Als die ebenfalls in die USA emigrierte, ursprünglich jüdisch-deutsche Philosophin Hannah Arendt** mit „The Origins of Totalitarism (1951; dtsch. Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, 1955)“ in den fünziger Jahren reüssierte, steuerte sie lediglich noch einen Spätling der Totalitarismus-Theorie bei, der den bolschewistischen Totalitarismus auf den Stalinismus beschränkte, den Marxismus-Leninismus also exculpierte, da die totale Herrschaft die ideologische Grundlage, von der sie ausgehe, zerstöre; man sieht, wie sich bei Arendt die Totalitarismus-Theorie bereits aufzulösen beginnt. Angemerkt sei, daß Arendts Buch aus einer bunten Vielfalt von Beobachtungen und Überlegungen besteht, die sich über hunderte von Seiten ergießen.

* geb. 1904, gest. 1962

** Johanna Arendt; geb. 1906, gest. 1975

Im Zeichen der Ost-West-Konfrontation des Kalten Krieges sollte der CCF nach West-Europa verlegt werden, um einen Beitrag dazu zu leisten, daß dem nicht-sowjetischen Teil des Kontinents neben der ökonomischen Stabilisierung mit Hilfe des Marshall-Planes auch ideologische Festigkeit verliehen werde. Als neuer Sitz des CCF wurde das traditionsreiche Paris ausersehen und ein bedeutender Kongreß für kulturelle Freiheit vom 26. bis zum 30. Juni 1950 in West-Berlin abgehalten, an welchem sogar der greise John Dewey teilnahm. – Die Veranstaltung begann einen Tag nach der Überschreitung des 38. Breitengrades durch nord-koreanische Truppen, dem Beginn des Korea-Krieges (1950 – 1953).

In den USA gründete Sidney Hook 1951 in das American Committee for Cultural Freedom (ACCF) als Nachfolgeorganisation des nach Europa verpflanzten CCF. – Den US-Amerikanern diente der Anti-Totalitarismus dazu, alle Gegner des eigenen Systems zusammenzufassen, und es war unter ihnen nur umstritten, ob der Bolschewismus dazu gehörte oder nicht. Nachdem der Nationalsozialismus eliminiert war, tradierten nur mehr die Anti-Kommunisten die Totalitarismus-Theorie. Für bundesdeutsche Intellektuelle war sie jedoch von höchster Bedeutung, denn wenn sie sich mit dem Anti-Kommunismus bzw. dem Anti-Totalitarismus identifizierten, durften sie sich als Partner der us-amerikanischen Anti-Kommunisten verstehen. Freilich erfolgte dies auf Kosten des Zusammenhalts mit den eigenen Landsleuten, die – von den neuen Partnern – der Herrschaft Stalins ausgeliefert worden waren und sich dadurch auf der Gegenseite wiederfanden. – Tragödie eines Volkes.

Der dem Anti-Totalitarismus verpflichtete CCF förderte junge Talente moderner Kunstrichtungen und seiner Ausrichtung entsprechende Zeitschriften in ganz West-Europa, so auch Heinrich Böll* von der „Gruppe 47“, obwohl diese Vereinigung keineswegs dezidiert ant-sowjetisch ausgerichtet war. Geld erhielt der CCF von Stiftungen in den USA, die wiederum von dem US-Auslandsgeheimdienst CIA** finanziert wurden. – Das ACCF empfing über den CCF ebenfalls Gelder der CIA.

* geb. 1917, gest. 1985

** Central Intelligence Agency, Informations-Hauptdienststelle

Als ab 1962 und abschließend 1966/1967 öffentlich bekannt wurde, daß die CIA hinter dem CCF / ACCF stand, bedeutete dies für beide Organisationen das Ende, zumal sie sich auch politisch nicht mehr auf der Höhe des Zeitgeistes befanden, hatte doch 1964 der Krieg der USA gegen Nord-Vietnam begonnen, und ein großer Teil der Intellektuellen und Künstler stellte sich in den USA und West-Europa gegen die US-Regierung und damit indirekt auf die Seite des Ostblocks, obwohl auch diesem nicht eigentlich ihre Sympathien gehörten, sondern den Kolonialvölkern. In der BRD fand dieser Umbruch seinen Ausdruck auch im Ende der „Gruppe 47“; 1967 trafen sich die ihr Angehörenden ein letztes Mal. Mit der Studentenrevolte bahnte eine jüngere Generation von Intellektuellen einer neuen Ideologie den Weg.

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Der Antikommunismus hatte während der US-Präsidentschaftswahlen 1952 Hochkonjunktur; damit war das politische Klima für die US-Republikaner günstig, und sie errangen in den gleichzeitig stattfindenden Kongreßwahlen eine Mehrheit in beiden Häusern. – Da General Eisenhower im Jahre 1952 für die Wahl zum Präsidenten antreten wollte, entschied er sich angesichts der Lage für die Kandidatur bei den US-Republikanern, nachdem er auch für die US-Demokraten im Gespräch gewesen war.

Eisenhower war während des 2. Weltkrieges unter Roosevelt rasch zu höchsten militärischen Ämtern aufgestiegen. Später schlug Truman Eisenhower vor, in den anstehenden Präsidentschaftswahlen (1948) anzutreten, um sein Nachfolger zu werden; Truman selbst wolle sich dann mit dem Amt des Vize-Präsidenten begnügen. Doch die Wahlprognosen für die US-Demokraten sahen schlecht aus. – Eisenhower schlug einen anderen Weg ein. Er gab sein militärisches Amt als Chief of Staff of the Army, Stabschef der Armee, auf, das er seit Ende 1945 innegehabt hatte, und wurde Präsident der New Yorker Columbia Universität*, ein gewiß sehr ehrenvoller Posten, der ihm zu seinem militärischen Ruhm nun auch noch den Glanz der Wissenschaften verlieh.

* 1948 – 1951; danach war Eisenhower erster Oberkommandierender der NATO in Europa, 1951 – 1952.

Eisenhowers Außenminister John Foster Dulles* verkündete ein „roll back“ an Stelle der Contaiment-Politik der US-Demokraten, ein Zurückwerfen an Stelle bloßer Eindämmung, doch die Aufstände in der DDR (1953) und Ungarn (1956) zeigten, daß die USA tatsächlich gar nicht daran dachten, irgendein Volk aus dem sowjetischen Machtbereich zu befreien; statt von einem Vorrücken sprach Dulles von massive retaliation, massiver Vergeltung, was den Angriff der Gegenseite voraussetzte. Dulles war allenfalls verbal radikaler als Truman. – Nicht einmal die Kubanische Revolution (1959) in unmittelbarer Nähe der Außengrenze der USA im Bereich Floridas wurde verhindert.

* geb. 1888, gest. 1959; US-Außenminister 1953 – 1959

Der Bolschewismus wollte und konnte zwar nicht dauerhaft die Funktion eines Subsystems der us-amerikanischen Weltordnung übernehmen. Sein Machtbereich erstreckte sich mittlerweile von der Elbe bis hinein nach China und Korea. Auf die Weltrevolution vermochte er grundsätzlich nicht zu verzichten, doch ließ sie sich nicht wie vor der Entwicklung von Atomwaffen gedacht durchführen, sondern mußte auf unbestimmte Zeit vertagt werden, um die Welt nicht dem Inferno eines Atomkriegs auszusetzen.

Drei Jahre nach Stalins Tod bekannte sich der XX. Parteitag der KPdSU* (1956) zur Friedlichen Koexistenz, nicht aus Schwäche, denn technologisch hatte die Sowjetunion mit den USA weitgehend gleichgezogen, sie sogar tw. überholt: Die UdSSR schoß als erster Staat mittels einer Interkontinentalrakete einen Satelliten, den Sputnik, in eine Erdumlaufbahn (1957). Interkontinentalraketen waren seit Mitte 1957 erfolgreich getestet worden, in den USA erst am Ende desselben Jahres; 1960 waren sie in der UdSSR einsetzbar, in den USA 1959. – Damit verloren BRD und DDR als Verbündete der USA und der UdSSR an Bedeutung.

* Kommunistische Partei der Sowjetunion

 

 

1 Kommentar zu „Die Entstehung der Neuen Linken 4: Die manichäischen Umkehrungen“

  • Merkel-Fan:

    Petition: Gutmenschen müssen für Ausländern haften und aufkommen

    Jeder ausländerfreundliche Politiker und alle weiteren ausländerfreundlichen Gutmenschen müssen bei sich zuhause eine Asylantenfamilie aufnehmen, persönlich für diese finanziell und karitativ sorgen jeden von einer Person mit Migrationshintergrund geklauten Euro oder geklauten Gegenstand muss ein Gutmensch der beklauten Person ersetzen.

    Jedem Pastor seinen Mulla ins Wohnzimmer! Jede Kirche und alle Gutmenschen-Tempel, wie Partei-Zentralen, Gewerkschaftssitze usw. sollen bis zu den Decken mit Asylanten und Migrationshintergründlern vollgestopft werden.

    weiteres unter https://www.openpetition.de/petition/online/gutmenschen-muessen-fuer-auslaendern-haften-und-aufkommen

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