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Gedankensplitter (11. Nov.)

Am heutigen Tage weiht der französische Staatspräsident zu Notre Dame de Lorette eine neue Gedenkstätte ein, die die Namen von mehr als einer halben Million in jener Landschaft während des 1. Weltkrieges Gefallenen birgt. Das Besondere dabei: Die Namen sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt, und es fehlen Rang und Volkszugehörigkeit. Natürlich mag man im ersten Moment denken: “ Ja, im Tode sind eben alle gleich“, was eben einem weit verbreiteten Irrtum entspricht, in bezug auf diesseitige Würden und Zugehörigkeiten aber wiederum zutrifft.

Doch es liegt, so fürchte ich, der außergewöhnlichen Gestaltung der Gedenkstätte ein anderer Gedanke zu Grunde: Man zeigt damit, wie im Zeitalter der Nationalstaaten Menschen aus den verschiedensten Weltgegenden – es waren auf Seiten des „Westens“ auch Soldaten aus den Kolonien beteiligt – im Artois zusammentrafen, um einander zu massakrieren. Wo es aber nur noch einzelne Personen als Angehörige einer einzigen Menschheit gibt, wird so etwas unmöglich sein und für immer der Vergangenheit angehören: „No nation – no border – no war anymore!“ – Verstörend nur, daß bei der Herstellung dieses paradiesischen Zustandes beständig Menschen hingeschlachtet werden, und zwar hekatombenweise.

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