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Gedankensplitter (17. Dez.)

Einen Punkt des Gedankensplitter-Beitrages vom 15. Dezember muß ich tw. korrigieren. Zwar bleibe ich skeptisch hinsichtlich der Möglichkeit eines vom Vierten Stand geführten Staates*, doch die Begründung sollte anders lauten, denn es fehlt dem Vierten Stand nicht, wie ich vorgestern im dritten Absatz schrieb, ein einheitliches objektives Interesse: Dieses besteht in einer angemessenen Entlohnung.**

Natürlich vermögen Volksmassen jede Obrigkeit zu stürzen, aber sie werden die Macht nicht dauernd in Händen halten können. Das Staatswesen ruht auf drei Voraussetzungen, der Sicherung der materiellen Existenz, der Sicherung des Siedlungsraumes und ggf. der Klärung des Verhältnisses zum Transzendenten. Stets werden auf die Dauer diejenigen am mächtigsten sein, die einen oder mehrere dieser Bereiche beherrschen, nicht diejenigen, die ihnen als Vierter Stand dabei zu Diensten sind. Doch wird andererseits nur ein solcher Staat dauerhaft Bestand haben, der die Interessen sämtlicher Stände als Gemeinwohl anstrebt; verfolgt er dies nicht, fordert er Teile der Gesellschaft zum Widerstand heraus.

* Im real existierenden Sozialismus herrschte angeblich das Proletariat, tatsächlich eine Gruppierung von Ideologen als eine Art Afterkirche.

** Der jeweiligen Werktätigkeit soll die Entlohnung angemessen sein, nicht einfach möglichst hoch, wie der gegenwärtig verbreitete Ungeist des „Westens“ meint, der das „immer mehr“ auf jeden einzelnen abhängig Beschäftigten überträgt, der seine „Karriere“ zu verfolgen habe, indem er seine Arbeitskraft möglichst teuer verkaufe. Würde nämlich ein zu hoher Lohn bezahlt, zerstörte dies den betreffenden Betrieb. – Auf der Ebene der Unternehmen entspricht dem erwähnten Ungeist die unbedingte Profitmaximierung, die – wie eine unkontrollierte Zellvermehrung als Krebserkrankung – den wirtschaftlichen Organismus jedes Landes früher oder später zerstören muß.

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