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Archiv für Januar 2015

Gedankensplitter: Globaler Neoliberalismus 2 (30. Jan. ’15)

Die Rede von einer „zu klein gewordene[n] Spitze der Pyramide“ im vorangegangenen Artikel läßt sich am besten mit Hilfe der sog. Knickpyramide von Dahschur illustrieren, da dort die Regelmäßigkeit des Aufbaues durch eine Abflachung unterbrochen wird; bei dem Prozeß der Konzentration des Reichtums verhält es sich allerdings umgekehrt: Nicht auf einem vergleichsweise steilen Unterbau wird eine flachere Spitze gesetzt, sondern eine zunehmend flachere und breitere Basis trägt eine immer schmalere Spitze. Diesen Beitrag weiterlesen »

Gedankensplitter (29. Jan. ’15)

Als immer mehr Fußballspieler von auswärts in der Auswahl des Proficlubs meiner Heimatstadt spielten, verlor ich das Interesse an ihrem Abschneiden in den Wettbewerben nicht sogleich. Doch schließlich gab es nur noch einen Hiesigen in der Mannschaft, und danach gar keinen mehr; ich weiß nicht, wie viel Deutsche ihr inzwischen überhaupt noch angehören. Mich verbindet mit ihnen lediglich der Standort, an dem einerseits ich lebe und andererseits so viel Geld aufgebracht wird, daß davon eine mehr oder weniger erfolgreiche Truppe zusammengekauft werden kann. – Bei der z.Z. stattfindenden Handballweltmeisterschaft in Qatar, so hörte ich, spielt das Team des Gastlandes erfolgreich. Ihm gehören nur vier Einheimische an; der Rest besteht aus Eingebürgerten. Doch darüber hinaus hat man auch Publikum aus Spanien engagiert, da sich im Gastgeberland der Weltmeisterschaft nicht genügend Interessierte finden ließen. Ein Beipiel dafür, wie das Geld alle Grenzen der Nationen aufhebt, das mich aber schon fast surreal anmutet.

Gedankensplitter: Globaler Neoliberalismus 1 (23. Jan. ’15)

Es fällt nicht schwer, Belege dafür zu finden, daß die Kluft zwischen Armen und Reichen überall größer wird; man gebraucht dafür gern das Bild der sich öffnenden Schere. – In den USA bespielsweise beobachtete man, daß seit 1980 die höheren Einkünfte schneller wuchsen als die geringeren, und die Kurve stieg noch steiler an, als die Geldmenge rasch vergrößert wurde während des Ankaufs von Staatsanleihen durch die FED seit Ausbruch der Finanzkrise 2008. Um dies mit einer Zahl als Beispiel zu konkretisieren: Von 2009 bis 2011 ist die Gruppe der wohlhabendsten sieben Prozent der US-Bürger um 28% reicher geworden, die restlichen dreiundneunzig um 4% ärmer. Diesen Beitrag weiterlesen »

Gedankensplitter (17. Jan. ’15)

Wenn man sich die Namen der Friedensnobelpreisträger anschaut, fällt auf, daß mehrere davon auch als US-Präsidenten amtiert haben: Theodor Roosevelt mit dem „Big Stick“ (1901 – 1909 / 1906), Woodrow Wilson, der sein Land in den 1. Weltkrieg führte (1913 – 1921 / 1919), Jimmy Carter, na ja (1977 – 1981 / 2002), und Barack Obama (ab 2009 / 2009), der alsbald nach der Verleihung die Stuxnet-Attacke gegen die Iran durchführen ließ (2010), den Libyen-Krieg vom Zaune brach (2011) und den Umsturz in der Ukraine erfolgreicher betrieb (2013/2014) als sein Vorgänger (2004). Franklin D. Roosevelt (1933 – 1945) fehlt in dieser Liste zwar, doch immerhin erhielt sein Außenminister* besagte Auszeichnung, und sein Verbündeter Winston Churchill (1940 – 1945 Premierminister / 1953) wurde mit dem Literaturnobelpreis prämiert. Diesen Beitrag weiterlesen »

Gedankensplitter (12. Jan. ’15) – aktuelle Bestätigung

In dem Gedankensplitter vom 12. Jan. hieß es: „Tatsächlich sind die Attentäter eher das Produkt einer fortgeschrittenen Auflösung der Gesellschaft, während die Kritiker eben den Prozeß der Auflösung nicht hinnehmen wollen. Aus der Sicht der Anhänger des Multikulturalismus stellen beide Gruppen jedoch Gegner ihrer Ideologie dar, und um das „weiter so“ zu beschwören, suchen sie einerseits die Massendemonstrationen in ihrem Sinne zu deuten und identifizieren andererseits beide Gruppen von Gegnern miteinander.“ – Jüngst hat der ehemalige türkische Außenminister und jetzige Ministerpräsident auf der Klaviatur der Ideologie des Multikulturalismus gespielt und – statt der Pariser Attentäter – die in Syrien und dem Iraq kämpfenden IS-Dschihadisten mit der PEGIDA-Bewegung gleichgesetzt, indem er beiden eine mittelalterliche [bzw. anti-globalistische] Geisteshaltung zuschrieb. Diesen Beitrag weiterlesen »

Gedankensplitter (12. Jan. ’15)

„Am Wochenende kam es zu massenhaften Manifestationen, die einmütg den Willen zur weiteren Auflösung der europäischen Nationen bekundeten.“ Dieser Anschein jedenfalls soll erweckt werden, da man den ohnehin angesichts der jüngsten Attentate sich äußernden Unmut in die obrigkeitlich gewünschten Bahnen zu lenken sucht. Der Protest richte sich gegen den Terror und damit gegen die Feinde der Freiheit, so heißt es; darunter läßt sich alles Mögliche verstehen, vorzugsweise jedoch das Bekenntnis zur Fortsetzung des Prozesses zur Schaffung einer immer offeneren Gesellschaft, bestehend aus einer globalen Mischung verschiedenster Menschen, die in Frankreich, in Deutschland oder wo auch immer leben. – Das Attentat auf die französische Satirezeitschrift läßt sich noch vergleichsweise einfach als solch ein Anschlag auf die Freiheit interpretieren, bei dem Massaker in einem Laden für koschere Lebensmittel fällt dies sehr viel schwerer; darum steht letzteres wohl auch eher im Hintergrund, während sich das Interesse vor allem auf das Blutbad in der Redaktion konzentriert (Stichwort: „Je suis Charlie“, ich bin Charlie). Diesen Beitrag weiterlesen »

Das Pariser Attentat vom 7. Jan. 2015

von virOblationis

 

Die Attentäter von Paris, die zwölf Menschen abschlachteten, das seien zwar Mohammedaner gewesen, aber eben auch Männer, und zwar intolerante, [und intolerante Christen gibt es ja zweifellos auch.] Die Intoleranten haben einen Anschlag auf die Meinungsfreiheit verübt; [dabei handelte es sich nur zufällig um Mohammedaner, weniger zufällig um Männer.] – So etwa die offizielle Beurteilung des gestrigen Massakers, das im Grunde nichts mit dem Islam zu tun habe. [Nazis als Terroristen beispielsweise würde man hingegen kaum zugestehen, daß ihre Taten nichts mit dem eigentlichen Nationalsozialismus zu tun haben.] Diesen Beitrag weiterlesen »

Gedankensplitter (7. Jan. ’15)

Seit Beginn des Jahres gilt in Deutschland ein Mindestlohn. Obwohl er niedrig angesetzt ist, bereitet er manchem, der seine Mitarbeiter ihm entsprechend entlohnen soll, Schwierigkeiten. Der Grund dafür besteht darin, daß der Mindestlohn für abhängig Beschäftigte innerhalb der deutschen Grenzen gilt, während für die Unternehmerseite diese Grenzen sozusagen aufgehoben sind: Die heimische Bourgeoisie leidet – direkt oder indirekt – unter der Globalisierung. Als Beispiel illustriere dies die deutsche Textilindustrie, die seit den achtziger Jahren so weit geschrumpft ist, daß etwa eine halbe Million Arbeitsplätze weggefallen sind, d.h. fast alle; schon vor zehn Jahren gab es nicht einmal mehr einhunderttausend Beschäftigte in der deutschen Textilindustrie, und von zweieinhalbtausend Unternehmen blieb zum selben Zeitpunkt wenig mehr als ein Drittel. Diesen Beitrag weiterlesen »