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Das Pariser Attentat vom 7. Jan. 2015

von virOblationis

 

Die Attentäter von Paris, die zwölf Menschen abschlachteten, das seien zwar Mohammedaner gewesen, aber eben auch Männer, und zwar intolerante, [und intolerante Christen gibt es ja zweifellos auch.] Die Intoleranten haben einen Anschlag auf die Meinungsfreiheit verübt; [dabei handelte es sich nur zufällig um Mohammedaner, weniger zufällig um Männer.] – So etwa die offizielle Beurteilung des gestrigen Massakers, das im Grunde nichts mit dem Islam zu tun habe. [Nazis als Terroristen beispielsweise würde man hingegen kaum zugestehen, daß ihre Taten nichts mit dem eigentlichen Nationalsozialismus zu tun haben.]

Von der mohammedanischen Herkunft der Täter lenkt der Verweis auf Intoleranz nur ab, weil er sich auf ein unwesentliches Merkmal bezieht; intolerant sind nämlich auch die „anständigen Aufständischen“, die Mitbürgern das Demonstrationsrecht durch ihr Verhalten absprechen. Die mohammedanische Herkunft der Täter hingegen ist wesentlich, da der Islam das gesamte Selbstverständnis der Täter bestimmen dürfte und sie insofern auch zu ihrer Untat motiviert hat. Wollte man dagegen halten, daß solches auch mit anderem religiösen Hintergrund und bei Männern schlechthin denkbar ist, so ist dies durch den Hinweis darauf zu entkräften, daß solche oder vergleichbare Verbrechen vom Islam regelmäßig hervorgebracht werden, von anderen Religionen o.ä. nur ausnahmsweise: In der Regelmäßigkeit zeigt sich die Verwurzelung im Islam, so daß die Herkunft der Täter aus seinem Bereich ein wesentliches, ja das wesentliche Merkmal darstellt.

Das Christentum lehrt, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist, weil es sich jenseits von Politik und Gesellschaft angesiedelt weiß. Seine Verbindung mit der griechischen Philosophie führt zwar zur Aneignung des Naturrechtsgedankens, doch wie dieses in einzelnen Gesetzen auszuformulieren ist, mag das römische Recht exemplarisch verdeutlichen; die menschliche Vernunft wird aber stets berechtigt sein, die Ausformulierung zu hinterfragen. – Der Islam denkt vollkommen anders: Er zielt auf die Errichtung einer Sozialordnung, die von der Scharia bestimmt wird; einzelne Bestimmungen mögen mit dem römischen Recht übereinstimmen, doch besitzen sie einen grundlegend anderen Stellenwert, denn die Scharia versteht sich als göttliches Recht, deren Gebote auf Offenbarung beruhen und damit unhinterfragbar sind. Zwar wurde auch das biblische Gesetz, insbesondere die zehn Gebote, auf dem Sinai offenbart, doch dort wurde nach christlichem Verständnis nur proklamiert, was die menschliche Vernunft – in unsichererer, nicht so eindeutiger Weise – auch selbst zu erdenken fähig ist, weil jedem Menschen das Gesetz natürlicher Weise ins Herz [als Hegemonikon bzw. Verstandesorgan] eingeschrieben ist (s. Röm. 2, 14f.).

Das Christentum versteht die menschliche Natur so, daß sie auf Glückseligkeit hin angelegt ist, die also jeder persönlich für sich anstrebt, die aber in dieser Welt allenfalls ansatzweise zu erreichen ist. Daher ist das Geistliche, nicht sichtbare, das eigentliche Gebiet des Glaubens und der Kirche. – Der Papst trug als Stellvertreter Christi zwar (vom Mittelalter an bis zu Paul VI.) die mit drei Kronen geschmückte Tiara als Zeichen der universalen Herrschaft des Heilands, doch dachte er deshalb nicht daran, die staatliche Gewalt in den Ländern des Abendlandes an sich zu reißen. Die Eigenständigkeit der Politik und der Gesellschaft wurde nie grundsätzlich in Frage gestellt, auch wenn im Bereich des Politischen das christliche Bekenntnis eines Volkes nicht unberücksichtigt bleiben darf; so ist auch vom Staat die katholische Wahrheit anzuerkennen und die Kirche in ihrem Wirken zum Heil der Seelen zu fördern. Im Bereich des Sichtbaren aber hat der Glaube nicht sein eigentliches Dasein, so daß naturwissenschaftliche Forschungen grundsätzlich unabhängig von ihm betrieben werden und politische Fragen von der Vernunft, nicht mittels Bekenntnis zu entscheiden sind; der Kaiser erhält, was ihm zusteht und verfügt darüber.

Vollkommen verfehlt wäre es, im Islam eine Art Christentum mit anderer Akzentuierung sehen zu wollen. Der Islam zielt auf die Errichtung einer universalen Umma, einer weltweiten, auf die Scharia gegründeten Sozialordnung und nur in sekundärer Hinsicht auf die Erlösung des einzelnen, die daher auch sehr weltlich gedacht ist; geradezu sprichwörtlich geworden sind die zweiundsiebzig Jungfrauen. Für die Kirche hingegen gilt: salus animorum summa lex, das Heil der Seelen [ist] oberstes Gesetz, wonach „Vergleiche [des Islam mit dem Christentum], die auf der Prämisse basieren, alle Religionen seien im Grunde gleich [als unpolitische Gedankengebäude entsprechend dem Christentum], notwendig in die Irre führen.“* Die Kirche hat nicht den Auftrag, alle Welt dem in Gesetzen sich kundtuenden Willen Gottes zu unterwerfen, sondern alle Völker zu lehren und zu taufen (s. Matth. 28, 16 – 20).

* M. Kleine-Hartlage, Das Dschihadsystem (2010), VI. Zusammenfassung…, S. 283

Die Anhänger einer Religion, die sich von ihr dazu aufgefordert wähnen, eine bestimmte Rechtsordnung überall zu verbreiten, sehen sich genötigt, diese mit Gewalt durchzusetzen, wenn ihre Überzeugungsarbeit keine Früchte trägt; das Stichwort dazu lautet „Dschihad“. Auch wenn der Begriff des Dschihad erst später geprägt worden ist, findet sich das, worauf er sich bezieht, die gewaltsame Ausbreitung des Islam, von Beginn an, d.h. seit dem 7. Jahrhundert. – Schaut man von daher auf das Pariser Attentat vom Vortag, so wird man es als Reaktion darauf deuten müssen, daß in den Augen der Täter ihr „Prophet“ beleidigt wurde, was den Tod fordert, weil die Grundlage der Offenbarung und damit der Scharia erschüttert würde, wenn man solches ungestraft zuließe. Der Islam zielt eben primär auf die Gestaltung des Diesseits, während die Kirche im Transzendenten beheimatet ist und daher beleidigt werden kann, ohne daß sie im Innersten davon getroffen würde.

Natürlich ist nicht jeder Mohammedaner gewaltbereit und schon gar nicht unbedingt ein Terrorist, doch seine Bejahung einer auf die Scharia gegründeten Gesellschaft macht ihn potentiell anfällig für Gewalt, wenn denn nichts anderes helfen will, um die Menschen in die – seiner Überzeugung nach – gottgewollte Form der sozialen Ordnung zu überführen. „…seine (sc. des Islams) gesamte Gesellschaftsauffassung [beruht] auf der Teilung der Menschheit in zwei scharf voneinander geschiedene Gruppen und lässt keinen Zweifel daran, dass die Gruppe der ,Ungläubigen‘ über kurz oder lang zu verschwinden hat. … [Die Konsequenz besteht darin, daß der Islam schließlich] als nahezu unwiderstehlicher Anreiz zu aggressivem Verhalten gegenüber den ,Ungläubigen‘ [wirkt]… wer Allah auf seiner Seite hat, braucht nicht zu argumentieren. … [So müssen nicht etwa alle] Muslime gewalttätig [werden… Es genügt zur Aufrechterhaltung ihres Selbstverständnisses, wenn] islamische Gesellschaften stets genügend Menschen hervorbringen, die gegen die ,Ungläubigen‘ gewalttätig werden, um diese unter Druck zu setzen[, damit sie sich endlich in die Umma eingliedern lassen].“*

* M. Kleine-Hartlage, Das Dschihadsystem (2010), VI. Zusammenfassung…, S. 284 – 286

 

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