Inhaltsverzeichnis

Archiv für Juni 2015

Sozialindustrie 3

von virOblationis

Wie im vorigen Teil deutlich geworden ist, sorgte sich der Erste Stand, die Geistlichkeit, im lateinischen Abendland nicht nur um Arme und Kranke, wie im griechischen Osten, sondern ebenso um die Bildung; daher spricht man auch vom Lehrstand. Es war auf den Benediktinerorden und seine Schulen hingewiesen worden. In den Klöstern wurden auch lateinische Handschriften kopiert, so daß in den frühmittelalterlichen Bibliotheken der Benediktiner das restliche Bildungsgut des lateinischen Westens erhalten blieb. Natürlich war einiges in den stürmischen Zeiten des 5. und 6. Jahrhunderts verloren gegangen, als auf dem Terrain des Westteil des Römischen Reiches verschiedene germanische Königreiche entstanden, bis der letzte Kaiser abgesetzt wurde (476). Doch schon zuvor, seit dem 3. Jahrhundert, hatte es im lateinischen Westen einen Niedergang der Kultur und des Wohlstandes gegeben. So verfolgte Boethius, der „letzte Römer“,* das Ziel, das im griechischen Osten nach wie vor bewahrte und noch vermehrte Bildungsgut, dem Westen in lateinischer Übersetzung zugänglich zu machen. Sein Zeitgenosse Cassiodor**, der ebenso wie Boethius höchste politische Ämter im italischen Ostgotenreich bekleidete, zog sich angesichts des Krieges, mit dem das Land vom oströmischen Kaiser überzogen wurde (535 – 553) und der es nachhaltig verwüstete, aus dem öffentlichen Leben zurück und gründete auf seinem Landbesitz das Kloster Vivarium, wo Handschriften gesammelt und durch Abschreiben bewahrt wurden; und eben dies setzten später die Benediktiner fort. Diesen Beitrag weiterlesen »

Möglichkeit und Wirklichkeit

von virOblationis

Am Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, also in der Endphase der alten BRD, fiel mir auf, daß – von „fortschrittlich“ Gesinnten der im Entstehen begriffenen Neuen Linken – immer wieder gefordert wurde, sozusagen allen alles möglich zu machen. Nicht etwa, daß man bereits gemeint hätte, Frauen sollten Männer sein können oder Männer Frauen; nein, aber es hieß beispielsweise, man solle doch an einem historischen Bauwerk außen einen Fahrstuhl anbringen, damit auch Gehbehinderte mühelos alle Etagen erreichen könnten; so sollten ihnen dieselben Möglichkeiten eröffnet werden wie denjenigen mit zwei gesunden Beinen. Diesen Beitrag weiterlesen »