Inhaltsverzeichnis

Archiv für August 2015

fiat justitia et pereat mundus

„fiat justitia et pereat mundus.“  Es soll Gerechtigkeit (gemacht) werden, und möge [auch] die Welt [darüber] vergehen! – Dies war der Wahlspruch Ferdinands I.*, der ab 1531 in Deutschland für seinen Bruder Karl V.** regierte und sich mit der anhebenden Reformation konfrontiert sah. – Das Recht steht höher als die vergängliche Welt, und daher muß dem Recht entsprochen werden, auch wenn die Welt dadurch zu Grunde geht. Die Gesetze haben der von Gott geschaffenen – immateriellen bzw. unvergänglichen – Natur des Menschen zu entsprechen; nur dadurch gewinnen sie ihre Autorität. Die Welt aber muß am Ende ohnehin untergehen, um verwandelt in eine neue Erde und einen neuen Himmel den Erlösten Heimat zu sein. Diesen Beitrag weiterlesen »

Sozialindustrie 7 (letzter Teil)

Die Saecularisierung kirchlicher Einrichtungen für Bildung, Erziehung, Armenfürsorge und Krankenpflege begann bereits innerhalb der christlichen Gesellschaft und unter einer christlichen Obrigkeit. Im liberalen Staat des Industriezeitalters, also während des 19. und 20. Jahrhunderts, fand dies seine Fortsetzung; nur geriet die Saecularisierung dabei in einem Widerspruch zum Wesen der Einrichtungen, die von ihrer Geschichte her christlich geprägt waren, denn der liberale Staat zeichnete sich dadurch aus, daß er das Bekenntnis zu Gott verweigerte. Diesen Beitrag weiterlesen »

Sozialindustrie 6

Die staatliche Beaufsichtigung kirchlicher Einrichtungen für Bedürftige begann, wie am Beispiel des Pariser Hôtel de Dieu illustriert wurde, bereits im Mittelalter. Der Staat übernahm später kirchliche Einrichtungen und saecularisierte sie oder gründete eigene. Sorgten im Mittelalter Angehörige von Bruderschaften für Kranke, so traten in der Neuzeit allmählich Pflegekräfte an ihre Stelle, die keiner kirchlichen Gemeinschaft angehörten. – Der protestantische Pastor Theodor Fliedner* bildete in Kaiserswerth bei Düsseldorf seit 1836 unverheiratete Diakonissen aus nach dem Vorbild weiblicher Krankenpflegeorden. Die in Kaiserswerth und bei den Barmherzigen Schwestern in Paris unterrichtete Florence Nightingale** bemühte sich zuerst für Verwundete englische Soldaten während des Krimkrieges (1853 – 1856),*** und danach gründete sie eine Ausbildungsstätte für Krankenpflegerinnen in England (1860). – Während des 20. Jahrhunderts setzte sich allgemein die staatliche Vereinheitlichung der Ausbildung von Krankenschwestern durch. Diesen Beitrag weiterlesen »

Sozialindustrie 5

Im Anschluß an John Locke wird die Menschennatur neu definiert;* danach steht sie im Widerspruch zur traditionellen Gesellschaft, und es ergibt sich daraus die Pflicht, die Gesellschaft so umzuformen, daß sie der vermeintlichen Natur des Menschen entspricht. Dazu nahmen die USA das Recht eines „pursuit of hapiness“ in ihre Unabhängigkeitserklärung (1776) auf, und dazu errichteten die französischen Revolutionäre ihre Republik (nach 1789). Danach hob die Moderne an. – „So kann John Locke, einer der Aufklärer und Erfahrungsphilosophen aus England, im Grunde als ,Erfinder‘ der Menschenrechte bezeichnet werden; denn seine Formulierungen über die Rechte jedes einzelnen Menschen und die prinzipielle Gleichberechtigung als Ideal, als Leitfaden für das Verhalten, gingen nahezu wörtlich in die amerikanische Bill of Rights von Virginia, also in die erste Unabhängigkeitserklärung eines modernen, demokratischen Staates, ein, und sie haben dann später die amerikanische Verfassung und auch die französischen Verfassungen in und nach der Französischen Revolution beeinflußt. Diese waren freilich auch von anderen Philosophen, z.B. Rousseau und den Aufklärungsdenkern, vorbereitet worden. Doch selbst in der Erklärung der Menschenrechte der UN findet man noch fast wörtliche Übereinstimmungen mit der Ausarbeitung dieser Ideen bei John Locke.“** Diesen Beitrag weiterlesen »

Gedankensplitter (5. Aug. 2015)

Um einen Überblick zu gewinnen, ist es ratsam, sich auf eine Anhöhe zu begeben und von dort aus Umschau zu halten. – Um das Tagesgeschehen zu verstehen, ist ebenfalls ein Bemühen um Distanz sinnvoll, auch wenn sie nicht leicht zu gewinnen ist, wenn man gleichzeitig in irgendeiner Weise an den Vorgängen teilnimmt. Diesen Beitrag weiterlesen »