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Archiv für Oktober 2015

Gedankensplitter (28. Okt. 2015)

Der reine Kalauer beruht nicht auf einem Hörfehler o.ä., sondern darauf, daß manch ein Wort Verschiedenes zu bezeichnen vermag; Rosinen tragen keinen Helm, auch wenn sie sich in einem Stollen befinden. Ebenso kann ein ganzer Satz recht Unterschiedliches bedeuten, je nach dem Zusammenhang, dem er entstammt, und somit auch entsprechend der Geisteshaltung, die ihm zu Grunde liegt. Beispielsweise heißt es auf einem Plakat von 1981 zum X. Parteitag der SED: „das schaffen wir!“ Dazu ist eine Frau abgebildet, deren Aussehen an die junge Merkel erinnert, die sich zuletzt als Kanzlerin mit der Aufmunterung „Wir schaffen das“ an die Öffentlichkeit wandte. So scheint es nahezuliegen, den Slogan von 1981 und die Parole von 2015 gedanklich mit derselben Person oder zumindest einander – vielleicht nicht nur äußerlich – ähnelnden Frauen zu verknüpfen und beide Aussagen für inhaltlich miteinander nahezu identisch zu halten. Diesen Beitrag weiterlesen »

Anstößige Textpassage

Manch einer fragt sich vielleicht: „Was hat er denn eigentlich genau gesagt, der israelische Premierminister? In den Nachrichten ist in bezug auf ihn immer wieder von einer Infragestellung des gültigen Geschichtsbildes der NS-Zeit die Rede.“ – Daher gebe ich – zusammen mit meiner Übersetzung, drei Anmerkungen und einem Nachsatz – die anstößige Textpassage wieder, die wohl jeden Bundesdeutschen der Strafverfolgung ausgesetzt hätte. Sie entstammt einer am Di., d. 20. Okt. in Jerusalem gehaltenen Rede.* Diesen Beitrag weiterlesen »

Aktuelle Notiz (19. Okt. ’15)

Zur Messerattacke vor der Kölner Oberbürgermeisterwahl auf die Kandidatin von CDU, Grünen und FDP: Wenn man die Bürger lehrt, Attentäter zu verehren, die – wie Georg Elser – als Einzeltäter einen Anschlag auf den Urbösen verübt haben, dann scheint es wenig erstaunlich, daß sich einzelne – bewußt oder nicht bewußt – zur Nachahmung berufen wähnen, indem sie ein Attentat auf den Politiker durchführen, den sie für den Repräsentanten des Bösesten oder den Bösen selbst halten.

Kampfideologie der Diktatur

von virOblationis

„Die Stimmung kippt!“ Es werden „Ängste“ geschürt und sind zu beruhigen. Der „Haß“ führt zu kriminellen Handlungen, und deshalb müssen verbale Äußerungen von Hassern als „hate speech“ zensiert und bestraft werden. – Was steht diesem Dunkel entgegen? Auf jeden Fall das Selbstvertrauen, die Zuversicht; in Worte gekleidet: „Wir schaffen das!“ Eine jedem geläufige Phrase der derzeitigen Kanzlerin, die kaum zufällig an das Motto „Yes we can!“ aus dem US-Präsidentschaftswahlkampf von 2008 erinnert. Diesen Beitrag weiterlesen »

fiat justitia aut pereat mundus (4)

Aus den gelegentlichen Übereinkünften zwischen einzelnen Familien vor dem Beginn des Neolithikums werden dauerhafte hervorgegangen sein, so daß allmählich eine vorstaatliche Gesellschaft entstand. – Um die Egalität aufrecht zu erhalten, mußten die Familien einander gleichen. Wenn hinsichtlich der Sprache, Kultur und Religion allzu große Unterschiede bestanden hätten, wäre ein – auf Gegenseitigkeit gegründeter und im allgemein geltenden Recht fixierter – Zusammenschluß kaum erfolgt; treten gravierende Unterschiede aber nachträglich auf, droht die eine Gesellschaft in einander ausschließende Teile zu zerbrechen, z.B. wenn die Religion einiger Familien den ihr Angehörenden gebietet, Ehen nur mit denjenigen zuzulassen, die denselben Kult pflegen, wodurch andere Familien derselben Gesellschaft ausgeschlossen werden. Es läßt sich dann irgendwann auch kein einheitliches Recht mehr aufrechterhalten. – Taucht also eine bis dahin fremde, exklusive Religion auf und verschwindet nicht wieder, so verdrängt sie entweder die bisherige, oder es entsteht eine Parallelgesellschaft mit eigenem Recht; als Beispiel wurde im zweiten Teil das Judentum der vormodernen Zeit genannt, also bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Gegenwärtig entwickeln sich mohammedanische Gemeinden hin zu Parallelgesellschaften, in denen die Scharia herrscht, was irgendwann offiziell anerkannt werden könnte. Diesen Beitrag weiterlesen »

fiat justitia aut pereat mundus (3)

Auf ein Übergreifen der Moral vom Bereich des Familiären auf den der Gesellschaft weist auch Arnold Gehlen* in seinem Buch „Moral und Hypermoral. Eine pluralistische Ethik (Frankfurt / Bonn 1969, 2. Aufl. 1970)“ hin. Gehlen spricht von Humanitarismus und sieht einen solchen, der die im familiären Bereich beheimatete Moral auf den der gesamten Gesellschaft ausweitet, bereits in der Antike wirksam. So ist bei Gehlen die Rede vom „Ethos der Großfamilie mit der Erweiterung zum Humanitarismus“.** Er charakterisiert den Humanitarismus als „Ausdehnung und Entdifferenzierung des ursprünglichen Sippen-Ethos“.*** Diesen Beitrag weiterlesen »