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Aktuelle Notiz (21. April 2016)

Wie gestern durch das US-Finanzministerium bekannt gegeben wurde, soll das Bild des us-amerikanischen Präsidenten Andrew „Old Hickory“ Jackson auf der Zwanzig-Dollar-Note ab 2020 ersetzt werden durch das der – zumindest außerhalbe der USA – weit weniger bekannten Harriet Tubman. Diese hat allerdings drei Pluspunkte aufzuweisen: schwarz, anti-racistisch, Frauenrechtlerin. Angesichts der Minuspunkte Jacksons, weiß, männlich, Racist, erscheint eine Ersetzung nur allzu folgerichtig; es kommt ein weiterer Malus Jacksons hinzu, auf den am Schluß des Artikels hingewiesen werden soll, weil er eine andere Thematik betrifft, aber gleichfalls von nicht unerheblichem Gewicht ist, wenn auch weniger für die aktuelle Propaganda geeignet.

Araminta Harriet Tubman, geb. Ross, kam wohl 1820/1825 zur Welt; ihren zweiten Vornamen Harriet, den sie mit ihrer Mutter gemein hatte, bevorzugte sie ab etwa der Mitte der vierziger Jahre; 1844 heiratete sie einen schwarzen Freigelassenen und führte seitdem den Namen Tubman.

1849 floh Harriet Tubman von Dorchester County (Maryland) nach Philadelphia (Pennsylvanien); ab 1851 engagierte sie sich bei der sog. Underground Railroad, die flüchtige Sklaven ins weiter nördlich gelegene Kanada schleuste, da 1850 der neue Kompromiß zwischen Süd- und Nordstaaten beschlossen worden war, zu dem der Fugitive Slave Act (1850) gehörte, wonach flüchtige Sklaven nunmehr festzunehmen und auszuliefern waren. – Harriet Tubman befürwortete auch Gewalt zur Abschaffung der Sklaverei und verherrlichte den 1859 wegen eines auf die Initiierung eines Sklavenaufstandes zielenden Überfalls auf ein Waffenarsenal hingerichteten Congregationalisten und militanten Abolitionisten John Brown*, den sie seit 1858 persönlich kannte, als Märtyrer! Dies war nicht etwa im übertragenen Sinne gemeint, sondern wortwörtlich; Harriet Tubman berief sich auf prophetisch-visionäre Eingebungen.

* geb. 1800, gest. 1859

Für Harriet Tubmans Lebensunterhalt sorgte ein abolitionistisch gesonnener Senator, der ihr 1859 ein Stück Land im Staate New York schenkte. – Harriet Tubman gehörte einer schwarzen Methodistengemeinde an, der sie später einen Teil ihres Grundbesitzes überließ, der zur Errichtung eines Altenheimes für Schwarze genutzt wurde (1908).

Während des Sezessionskrieges (1861 – 1865) diente Harriet Tubman den Truppen der Nordstaaten anfangs als Köchin und Krankenpflegerin, dann als Spionin und bewaffneter Scout. Nach dem Kriege suchte sie Anschluß an die us-amerikanische Frauenbewegung. 1896 konstituierte sich die „National Federation of Afro-American Women“, und zu den Rednerinnen der ersten Versammlung gehörte Harriet Tubman.

Mit ihrer Flucht 1849 hatte Harriet Tubman ihren Ehemann verlassen, und wie er ging auch sie eine weitere Ehe ein (1874); später adoptierte sie ein Mädchen. – 1913 starb Harriet Tubman etwa neunzigjährig an einer Lungenentzündung; sie wurde an ihrem Wohnort mit militärischen Ehren beigesetzt. Nach ihrem Tode stieg sie zu einer bekannten Vorkämpferin für Racen-Gleichheit und Frauenrechte auf; so wurde in Harlem ein Denkmal für sie errichtet. Im April 2016 endlich beschloß man, sie posthum durch die Abbildung auf der Zwanzig-Dollar-Note zu ehren. Dort war bis dahin Andrew Jackson zu sehen, dessen man sich nun ohne viel Aufhebens entledigen konnte. Jackson war nämlich auch ein entschiedener Gegner des Zentralbanksystems, was ihn populär gemacht hatte. Damit paßte er zum Konkurrenzkapitalismus des 19. Jahrhunderts, aber mit dem globalen Monopolkapitalismus unserer Zeit ist das nicht mehr zu vereinbaren.

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