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Rückblick auf den hiesigen Maoismus sowie weitere politische Strömungen zwischen Alter und Neuer Linker (17)

Maoistische K-Gruppen hatten als Avantgarde der aus dem Pazifismus hervorgegangenen und in die Umweltbewegung eingemündeten Anti-AKW-Bewegung eine Verankerung in der Gesellschaft gesucht, die jedoch nie vollkommen authentisch sein konnte, denn das Ziel der Maoisten blieb der über den Marxismus-Leninismus zu erreichende Kommunismus, während der Umweltschutz in Gestalt der Anti-AKW-Bewegung die Welt vor dem Hantieren des weißen Mannes mit spaltbaren Materialien retten wollte; man konnte allerdings ein Stück des Weges gemeinsam zurücklegen, da Lenin 1920 in der Vierten Sitzung des II. Kongresses der Kommunistischen Internationale die Abwendung vom [sozialdemokratisch dominierten] Proletariat der Industrieländer vollziehend „die zurückgebliebenen Völker, die sich jetzt befreien“, zu eigentlichen revolutionären Subjekt während der Phase des Imperialismus erklärt hatte (s. dort): Wenn man im Weißen, vorzugsweise dem Mann, deren Gegenspieler sah, dann ergab sich daraus eine gewisse Übereinstimmung mit den Zielen des Umweltschutzes. – Auch die undogmatische Linke – abgesehen von ihren terroristischen Teilen, deren Ableger auch weiterhin versuchten, den Staat zu zerstören, um den Kommunismus gemäß anarchistischer Utopie anbrechen zu lassen, – wandte sich mit ihren Aussteigern, Alternativen und Anomalen dem Umweltschutz zu und verbündete sich mit Naturschützern, indem sie vorgab, doch dasselbe Ziel zu verfolgen wie diese; die geistige Verbindung von undogmatisch-anarchistischer Linker und Umweltschutz bestand darin, daß beide eine Lebensform jenseits des vom weißen Mann dominierten und repräsentierten Gesellschaftssystems erstrebten.

So fanden K-Gruppen und undogmatisch-anarchistische Linke über den Umweltschutz zusammen, was seinen organisatorischen Ausdruck schließlich in der Gründung der Partei der Grünen fand (1980); ein zweiter Zweig der Neuen Linken neben dem sozialdemokratischen mit seiner Sozialindustrie begann Gestalt anzunehmen. Ihre Verankerung in der Gesellschaft verdankten die grünen Umweltschützer vor allem Bürgerinitiativen, an deren Stelle später von Stiftungen finanzierte NGOs traten. – Über den Umweltschutz ließ sich auch die us-amerikanisch inspirierte Frauenbewegung samt Pazifismus in den zweiten Zweig der Neuen Linken integrieren, denn der Umweltschutz wollte die Welt vor dem Schmutz des weißen Mannes retten, der Pazifismus dieselbe vor dessen Kriegslüsternheit, und die Frauenbewegung wollte die gesellschaftlichen Verhältnisse umkehrend sich selbst vom weißen Mann befreien (s. dort).

Schon bevor bundesweit die Partei der Grünen entstand, gab es einzelne Landesverbände, so in West-Berlin die Alternative Liste seit 1978 und schon zuvor Entsprechendes in Hamburg, die Bunte Liste samt der Grünen Liste Umweltschutz (GLU); K-Gruppen und undogmatische Linke hatten in der Hansestadt 1978 organisatorisch noch nicht zusammengefunden. Eine in Kreisen der Alten Linken, hier: der DKP, entstandene Karikatur, zeigte, daß man sich sehr wohl des hohen Anteils von Maoisten in der BuLi bewußt war; diese anläßlich der Bürgerschaftswahl in Hamburg 1978 entstandene Karikatur zeigte nämlich einen Schmetterling als Symbol der BuLi, der festgebunden an einen schweren Schraubenschlüssel, das Emblem des „Arbeiterkampfes“ und damit des KB, versuchte emporzufliegen, um damit den KB hinaufzuziehen, damals noch vergeblich, da die BuLi nur dreieinhalb Prozent erhielt, doch immerhin mehr als drei Mal so viel wie die GLU. – Ein Landesverband der Partei der Grünen entstand 1979 in Hamburg, in dem eine Hälfte der BuLi ebenso aufging wie die nicht nur in Hamburg existierende GLU in der grünen Bundespartei; die zweite Hälfte der BuLi folgte 1982 nach, woraufhin sich der Hamburger Landesverband der Grünen in Grün-Alternative Liste (GAL) umbenannte und so zur Bürgerschaftswahl antrat, bei der die GAL ein Ergebnis von fast acht Prozent erzielte. – Der zweite Zweig der Neuen Linken hatte sich als Partei etabliert und alsbald entledigte man sich lästiger Mohren, da man ihrer als Larve nicht mehr bedurfte. Ein prominentes Beispiel für das Hinausdrängen von „nützlichen Idioten“ aus der Partei gab der „biologisch-dynamisch“ wirtschaftende Bauer Baldur Springmann* ab.

* geb. 1912, gest. 2003

 

1 Kommentar zu „Rückblick auf den hiesigen Maoismus sowie weitere politische Strömungen zwischen Alter und Neuer Linker (17)“

  • Achim:

    Das ist komplett falsch, – s. richtig unter Teil 16 :
    „Maoistische K-Gruppen hatten als Avantgarde der aus dem Pazifismus hervorgegangenen und in die Umweltbewegung eingemündeten Anti-AKW-Bewegung [eine Verankerung in der Gesellschaft gesucht. . .}“
    Klassische
    P a z i f i s t e n die allmählich informiert/interessiert wurden — zT. auch aus der OSTERMARSCH-Bewegung oft garnicht so pazifistisch, da ideologisch v.a. antiwestlich-antizionistisch, „entspannungs“politik-ideologisch bis DKP(-Umfeld)-organisatorisch dominiert, und später auch SPD-Bewegte u. -U-Boote mit der zunehmenden, durch Helmut Schmidt beförderten ( Sozialabbau- u. NATO-Doppelbeschluss-Krise 1979-82), parallel die gandhischen „Gewaltfreien“ und teils Graswurzel-Anarchos später -Grünen — schlossen sich erst tröpfelnd aus dem großstädtischen Massereservoir an, – und sei es vermehrt, nach entsprechendem Gerangel auf Vorbereitungskonferenzen durch DKP-Funktionäre und dem späteren Saarland-SPD-Umweltminister [wg. seiner verräterisch-irreleitenden Rolle, speziell 1982 in Brokdorf „Container“]Jo Leinen, nur um die linken Platzhirsche zu bleiben und die je nach Ort auch ohne K-Gruppen unberechenbaren bis militanten AKW-Gegner zurück in die für sie angenehme/ beherrschbare Bahnen zu lenken. Und weiter die Sicherheit der AKW-Technologie zu propagieren, hätten sie nur mehr/die Kontrolle über die „Konzerne“ oder „wie in der DDR“ oder wie es Jusos und Linkssozialisten aus der SPD „irgendwie“ mit Wahlen, Propaganda, Demonstrationen und entsprechenden Karrieren anstrebten.

    Rot-/Bunt-/Links-Alternative, Linksautonome als parlamentaristische bis anarchistische Linke brauchten sich(daher) als „Undogmatische“ und auch mit den „dogamtischen“ K-Grüpplern nicht erst zusammenzufinden ( außer auf Aktions-/Bündnis-Konferenzen) denn abgesehen von den vielen Neu-Bewegten, kannte man sich, kam aus dem gleichen Reservoir — außer den wirklichen Arbeiterpolitikern – und v.a. hatte man ein gemeinsames strategisches Ziel „gefunden“, daß unabhängig vom Streit um Weg des Kampfes für eine andere/bessere Gesellschaft überhaupt oder der Art des Sozialismus unbedingt gemeinsam zu erreichen sei, bei
    gleichzeitiger Alternative zum DDR- und „sowjetischen“ Staatsbürokratkapitalismus, der nach der Aufstellung der modernsten Mittelstrecken-Raketensystems SS-20, mit der man ergänzend zur Seeaufrüstung danach trachtete, Europa bis Portugal von Amerika zu trennen, 70er-schlussendlich Afghanistan „stabilisierte“.

    Gleichzeitig konnten die parlamentaristischen Parteimacher, verstärkt durch einen Teil der „kommunistischen“ Karrieristen eine Sogwirkung erzeugen und hoffen, die Militanten und „Stalinisten“ per Wählerzulauf und Sitzen zu überrunden, – während letztere den sich bildenden GRÜNEN weiter die parlamentarischen Illusionen erklären und den sich entwickelnden, zT. massenfeindlichen Öko(logismus)-Ideologie vorhalten würden — oder auch, meist unbeachtet in üblichen Reflexionen der/ über die Neuen Linken und den „68er“-Rückbesinnungen, ökologische Erkenntnisse und Umweltschutzziele zum Teil ihres Arbeiterkampfprogramms machten.
    Dazu besann man sich — KABD, MLPD und dieverse Trotzkisten, die nicht „alternativ“ in den parlamentaristisch-karrieristischen Sog gerieten – erneut oder erstmals vertieft auf Marx/Engels, was diese grundlegend zum Verhältnis von Mensch, Natur(zerstörung) und Produktion gesagt hatten und hielt das Anfangs der 80er den mittlerweile zum Ökopaxlertum Geronnenen kritisch entgegen, – s. dazu ganz unten.
    – In der „K-Gruppe“ KABD (auf dem Weg zu den Parteigründungs-Voraussetzungen), von der sich meist nur örtliche und einzelne Mitglieder am Umwelt- und Anti-AKW-Kampf beteiligten, gab es auf dieser Grundlage um 1978 herum eine systematische Geführte Auseinandersetzung um die „Produktionskraft/-Technologie“ AKW und ob man diese nicht/ doch zwar kritisch, aber grundsätzlich unterstützen müsse.
    Die Entscheidung fiel nach Monaten und der ausgiebigen Sichtung der alarmierenden Fakten und Ereignisse, auch in Aufnahme des Marx’schen Begriffes, daß es sich um eine Destruktionskraft handele und sie nicht gesellschaftlich verantwortbar mit einer Verbesserung der Sicherheits- und Lagertechnologie zu meistern sei, also unabhängig vom Gesellschafts- und Staatssystem abzulehnen ist.

    Fakt ist sicher, daß der Pro-/Grünen-Parlamentarismus der direkten bis militanten Aktion im Umwelt- und Anti-AKW-Bereich, einschließlich der zum Teil darin eingebetteten akademischen K- und marxistischen Fraktion, einen Teil des Schwungs nahm. Und gleichzeitig „erlößte“ diese Perspektive und ihre Rekrutierungserfolge sie von dem sozi- und marxistischen Diktum, eine Arbeiter- oder wenigstens auf die kleinen Leute ausgerichtete Politik zu machen. Hinzu kam ab 79 konkurrierend, daß dieser Themen- & Aktionsbereich-Bereich durch die westdeutsche Antwort auf den NATO-Doppelbeschluss, das Aktionsbündnis „Krefelder Appell“, politisch, organisatorisch u. massenpsychologisch „überlebenswichtig“ allmählich überflügelt wurde:
    Nicht nur weil in dem Bündnis von vorneherein nur die pazifistischen bis DKPistischen Organisationen ohne die ostkritischen GRÜN-/Bunt-Alternativen, die „gewaltfreien“ Undogmatischen und Anarchos die Macht hatten ( das später, Ende 83/85 wieder vom SPD-Parteivorstand geentert wurde in antiamerikanischer Abstimmung mit dem SED/DKP(-Pazifismus)lertum,- also durch Jo Leinen, dem KOFAZ-Bündnis und dem inzwischen mobilisierten, funktionalen Gewerkschaftertum) ausstrahlend auf die Gesamtbewegung und, nach Zuckerbrot & Peitsche aus dem „bürgerlichen“ Presse- bzw. dem alt-etablierten parlamentarischen Lager, zunehmend v.a. in SPD-Arrangement mit den GRÜNEN: – V.a. nach erster Aufstellung der neuen NATO-Waffen 1983/ 84 bzw. parallel nach bestandener Prüfung, – im Kern schließlich die Aufgabe eines echten politischen Widerstandes auf dem Höhepunkt der Bewegung mit Millionen Demonstrierenden gemäß dem Brandt’schen Diktum „Protest JA, Widerstand Nein“, parallel zu Kohls Machtübernahme und sein „Die Karawane zieht weiter“; v.a. aber bewegungspolit-ideologisch neu orchestriert und besiegelt auf der (4. ?) großen Kölner Konferenz Febr. 84.
    Überflügelt oder aufgesogen und auch deshalb auf neue Weise aus der linken, umweltpolitisch erprobten direkten bis militanten Aktion und Volksverankerung zurückgeholt, weil mit dem nun wirklich als näherrückend empfundenen Atombomben-Tod (wogegen mit im Kern zunächst nur die Unterstützung der sowjetischen Position im Genfer Sprengkopf-Kuhhandel propagiert wurde,) eine konfrontative Weltfrage in den Mittelpunkt rückte, an der auch die bisher üblichen und zT. Aktionsformen, wie die Platzbesetzung, (ohne/ verstärkte Arbeiterbewegung) scheitern mußten,
    – eine Entwicklung zwischen Massenverachtung, Untergangsangst und Omnipotenz-Phantasien, die andererseits zum neuen Grünen-, Gewaltfreien- und Frauenleben-(Weltuntergangs-)Theaterdonner, „Die Ins“ und/ anderen unterwürfigen Glaubwürdigkeits-Anstrengungen prima passten, (- am „besten“ personifiziert in dem tragik-komisch gepaarten Duo Petra Kelly und (Ex-NATO-)General(!) Gert Bastian; zu anderen Entwicklungen in der „Undogmatischen Linken“ und linksalternativen Grünen s. Jutte Dithfurts Bericht über das Eindringen von Fischers Dachlatten-Fraktion in diese.).

    Dem schlossen sich in „Alternative“ zu politischen Widerstandsaktionen an, wie sie sich im Herbst 83 mit massenweisen betrieblichen Arbeiterstreiks angekündigt hatten, zunehmend selbstbetrügerische, den i n n e r e n Frieden selbsttherapeutisch bearbeitende bis esoterische öffentlichen Mummenschanz und Selbstbeherrschung bis zur Selbstvernichtung (Hungerstreiks bis zum Tode), – dies letztlich auch ganz im Sinne der „undogmatischen“ Neu-Parlamentarier nach „oben“ v.a. GLAUBWÜRDIGKEIT und ( gruppenpsychologisch fundierten Zwischen-)Menschlichkeit reklamierten, womit (lt. Meyers Konversationslexikon) der Maßstab des ( glaub =) kreditwürdigen Bankrotteurs „ziel“führend wurde durch die nun eingeübte Fähigkeit, real der mobilisierten neuen Mittelschichtler/ Intelligenzia, mit seiner „menschelnden“ Maske zu verschmelzen.

    Dazu wurde von ideologiekritischen Linken aus Freiburg und Württemberg in „DIKTATUR DER FREUNDLICHKEIT“ die Kritik an der Ideologie der Zwischenmenschlichkeit und an der (Maren Marons) „Philosophie der GRÜNEN“ als Grauens-Philosophie erarbeitet, wobei m.A. nach positive Wirkungen der Kritischen Theorie Adornos/Horkheimers einflossen, konzentriert im antitotalitären Satz „Das Ganze ist das Unwahre!“, in der Sichtung starker faschistischer Latenzen und Sehnsucht im zT. menschenfeindlich werdenden und GAIA-theoretischen Ökopaxlertum und der Analyse eines entsprechenden neuen massen-gesellschaftlichen Resonanzbodens, mit Verbindung oder Neuentwicklung brauner Eso-Ökologie samt Selbstermächtigung über ein magisches Weltbild und erneuerten Weltverschwörungsglauben.

    – Damit konnte schließlich auch Moskau/ Ostberlin einhergehen, konnten sie nun versuchen, trotz der ab 1981 inzwischen offen faschistischen Diktatur in Polen oder des Massenmords durch Abschuss des koreanischen Jumbojets, vom Klasseninteresse geleiteten Friedenserhaltungs- und Abrüstungkampfs völlig abzugehen und sich propagandistisch und zum grün-esoterischen Theaterdonner passend, Grauen erregend mit dem Menschheits-„Überlebenskampf“ an die Spitze zu stellen, – allerdings dabei zus. mit Teilen der SPD und anderen deutschen Patrioten nie vergessend, zusammen mit dem nun „objektiv“ möglichen „vernünftigen deutschen Kapital“ die „Spitze“ gegen die USA zu richten. – Etwas, das der Container-Jo Leinen-Ziehvater und heutige „Kommunistinnen“-Gatte O.laFontaine nie aus den Augen verloren hat und sie so an die erneut antizionistisch-antiamerikanischen Fraktion der „neuen Rechten“ anschlussfähig macht/e, zumindest nach Ende der Blockkonfrontation — wie es sie bei der alten Neuen Rechten theoretisch geführt von Alain de Benoiste wie auch durch Noam Chomsky „trotz“ des 11-9-Massakers und der israelischen Niederschlagung der Terror-Intifada der den Islam schützend – bzw. an ihre Querfront-Plattformen, -Konferenzen, Talkshows inzw. v.a. über Online-Formate etc. der vonBülow, Wimmer, Blüm, Elsässer, Augstein, Todeshöfer etc. und von Einzelnen abgestuft bis zu passenden/ Verteidigung (noch/ von) gewaltlosen Islam-Konvertiten oder pan-nationalen bis iranischen Djihadisten.
    Analog gab es dies „ganz links“ nach den antiwestimperialistisch-antizionistischen Waffenbrüderschaften auf höchster (u. zT. KGB-organisierter) und terroristischer Guerilla-Ebene plus PLO-Unterstützung auch in den Zellen der „Antiimperialistischen Zellen“ (AIZ), indem man zum Islam konvertierte.
    – Ob ihnen dort & deshalb die Polygamie zugestanden wird, wie dem großen antiwestlichen deutsch-patriotischen Kultur-Vorbild, Diplomaten und Djihad-Theoretiker Max Freiherr von Oppenheim, ist noch/ nicht berichtet worden ( -> http://www.Jihad_made_in_Germany ).

    Vom HASS auf den weißen Mann aber war bei all diesen nichts zu hören, – es sei denn verpackt in der fatalistischen Welt(untergangs-)Sicht, im Antiamerikanismus und Antikolonalismus bzw. der notwendigen Unterstützung der Entwicklungsländer bzw. der oft dogmatisch eingeteilten 3. Welt, – die mal KGB-organisiert, mal im RZ- oder raf-Bündnis den Westkapitalismus besiegen helfen sollten – oder aber im proletarisch-internationalistischen Bündnis den revolutionären Prozess auch gegen die SU und ihr neo-kolonialistisch-imperialistisches Pakt-System wenden soll/te (Material und auch sowjet. Zahlen dazu in „Supermacht Sowjetunion“ und „Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion“.)

    **( Analog zum Begriff UMWELT(schutz) bzw. -Zerstörung steht bei Marx/Engels der „Riß“ oder die „Zerstörung“ des gesamten „Stoffwechsels“ des „Naturzusammenhanges“
    – ausrisshaft gekürzt zu & aus
    „Destruktiver Fortschritt. Marx, Engels und die Ökologie“

    http://www.linksnet.de/artikel/19105, von Michael Löwy – Jg. 1938, brasilianisch-französischer Intellektueller, Forschungsdirektor für Soziologie am Centre National de Recherche Scientifique in Paris; Veröffentlichungen vor allem in New Left Review und Socialist Register; langjähriges Engagement in der Vierten Internationale. Zuletzt in UTOPIE kreativ: Eine neue Internationale?, Heft 169 (November 2004).] 1
    In Frankreich wird unterschieden zwischen Ökologie als Wissenschaft und Ökologismus als politisch-sozialer Strömung (Anm. des Übersetzers). 2 Friedrich Engels: Anti-Dühring, MEW, Bd. 20, Berlin 1968, S. 264. 306 UTOPIE kreativ, H. 174 (April 2005), S. 306-315 ]

    „In dem berühmten Text von Engels über den »Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen« (1876) bietet derselbe Naturalismustyp die Grundlage für eine Kritik menschlichen Raubbaus an der Umwelt:
    »Schmeicheln wir uns indes nicht zu sehr mit unsern menschlichen Siegen über die Natur. Für jeden solchen Sieg rächt sie sich an uns. Jeder hat in erster Linie zwar die Folgen, auf die wir gerechnet, aber in zweiter und dritter Linie hat er ganz andre, unvorhergesehene Wirkungen, die nur zu oft jene ersten Folgen wieder aufheben. Die Leute, die in Mesopotamien, Griechenland, Kleinasien und anderswo die Wälder ausrotteten, um urbares Land zu gewinnen, träumten nicht, daß sie damit den Grund zur jetzigen Verödung jener Länder legten, indem sie ihnen mit den Wäldern die Ansammlungszentren und Behälter der Feuchtigkeit entzogen.
    Die Italiener der Alpen, als sie die am Nordabhang des Gebirgs so sorgsam gehegten Tannenwälder am Südabhang vernutzten, ahnten nicht, daß sie damit der Sennwirtschaft auf ihrem Gebiet die Wurzel abgruben; sie ahnten noch weniger, daß sie dadurch ihren Bergquellen für den größten Teil des Jahrs das Wasser entzogen […]. Und so werden wir bei jedem Schritt daran erinnert, daß wir keineswegs die Natur beherrschen, wie ein Eroberer ein fremdes Volk beherrscht, wie jemand, der außer der Natur steht – sondern daß wir mit Fleisch und Blut und Hirn ihr angehören und mitten in ihr stehn, und daß unsre ganze Herrschaft über sie darin besteht, im Vorzug vor allen andern Geschöpfen ihre Gesetze erkennen und richtig anwenden zu können.«4

    – Die Ökologisten meinen, Marx schreibe der menschlichen Arbeit im Anschluß an Ricardo den Ursprung allen Werts und allen Reichtums zu; er übergehe den Beitrag der Natur. Diese Kritik resultiert meiner Ansicht nach aus einem Mißverständnis: Marx verwendet die Theorie des Arbeitswerts, um den Ursprung des Tauschwerts im Rahmen des kapitalistischen Systems zu erklären. Die Natur hat dagegen Anteil an der Bildung der wahren Reichtümer, die nicht Tauschwerte sind, sondern Gebrauchswerte.

    Diese These wird von Marx ganz ausdrücklich in der Kritik des Gothaer Programms gegen die Ideen Lassalles und seiner Schüler vorgebracht: »Die Arbeit ist nicht die Quelle alles Reichtums. Die Natur ist ebensosehr die Quelle der Gebrauchswerte (und aus solchen besteht doch wohl der sachliche Reichtum!) als die Arbeit, die selbst nur die Äußerung einer Naturkraft ist, der menschlichen Arbeitskraft.«5

    Im KAPITAL: »Von einer täglich bedrohlicher anschwellenden Arbeiterbewegung abgesehn, war die Beschränkung der Fabrikarbeit diktiert durch dieselbe Notwendigkeit, welche den Guano auf die englischen Felder ausgoß. Dieselbe blinde Raubgier, die in dem einen Fall die Erde erschöpft, hatte in dem andren die Lebenskraft der Nation an der Wurzel ergriffen. […] Aber in seinem maßlos blinden Trieb, seinem Werwolfs-Heißhunger nach Mehrarbeit, überrennt das Kapital nicht nur die moralischen, sondern auch die rein physischen Maximalschranken des Arbeitstags. […] Es erreicht dies Ziel durch Verkürzung der Dauer der Arbeitskraft, wie ein habgieriger Landwirt gesteigerten Bodenertrag durch Beraubung der Bodenfruchtbarkeit erreicht.«15

    Marx und Engels scheint es an einem allgemeinen Begriff von den natürlichen Schranken der Produktivkräfteentwicklung zu mangeln.9 Hier und da wird intuitiv auf deren destruktives Potential verwiesen, wie z. B. an dieser Stelle der Deutschen Ideologie: »In der Entwicklung der Produktivkräfte tritt eine Stufe ein, auf welcher Produktionskräfte und Verkehrsmittel hervorgerufen werden, welche unter den bestehenden Verhältnissen nur Unheil anrichten, welche keine Produktionskräfte mehr sind, sondern D e s t r u k t i o n s k r ä f t e (Maschinerie und Geld) […]«.10

    Leider wird dieser Gedanke von den beiden Verfassern nicht ausgebaut,… In diesen Texten findet sich eine Art von Theorie des Risses des Stoffwechsels zwischen menschlichen Gesellschaften und Natur als Resultat des kapitalistischen Produktivismus.11
    Ausgangspunkt sind für Marx die Arbeiten des deutschen Chemikers und Agronomen Liebig:
    »Die Entwicklung der negativen Seiten der modernen Agrikultur, vom naturwissenschaftlichen Standpunkt, ist eins der unsterblichen Verdienste Liebigs.«12 Der Ausdruck Riß des Stoffwechsels erscheint namentlich an einer Stelle des 47. Kapitels »Genesis der kapitalistischen Grundrente« im dritten Band des Kapitals: »Auf der anderen Seite reduziert das große Grundeigentum die agrikole Bevölkerung auf ein beständig sinkendes Minimum und setzt ihr eine beständig wachsende, in großen Städten zusammengedrängte Industriebevölkerung entgegen; es erzeugt dadurch Bedingungen, die einen unheilbaren Riß hervorrufen in dem Zusammenhang des gesellschaftlichen und durch die Naturgesetze des Lebens vorgeschriebnen Stoffwechsels, infolge wovon die Bodenkraft verschleudert und diese Verschleuderung durch den Handel weit über die Grenzen des eignen Landes hinausgetragen wird. (Liebig.) […]
    – Große Industrie und industriell betriebene große Agrikultur wirken zusammen. Wenn sie sich ursprünglich dadurch scheiden, daß die erste mehr die Arbeitskraft und daher die Naturkraft des Menschen, die letztere mehr direkt die Naturkraft des Bodens verwüstet und ruiniert, so reichen sich später im Fortgang beide die Hand, indem das industrielle System auf dem Land auch die Arbeiter entkräftet und Industrie und Handel ihrerseits der Agrikultur die Mittel zur Erschöpfung des Bodens verschaffen.«13

    Wie bei den meisten Beispielen, die wir im weiteren sehen werden, konzentriert Marx die Aufmerksamkeit auf die Landwirtschaft und das Problem der Verwüstung der Böden, aber er verbindet diese Frage mit einem allgemeineren Problem, dem
    R i ß im System des S t o f f w e c h s e l s zwischen menschlicher Gesellschaft und Umwelt, den »Naturgesetzen des Lebens« zuwider. 8 Karl Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW, Bd. 42, Berlin 1983, S. 323. … Es ist darüber hinaus interessant, zwei wichtige – wenngleich wenig entwickelte – Marxsche Hinweise festzuhalten: auf das Zusammenwirken von Industrie und Landwirtschaft bei diesem Zerreißen und auf die globale Ausdehnung der Schäden durch den internationalen Handel.

    Das Thema der Z e r r e i ß u n g des Stoffwechsels findet sich auch an einer bekannten Stelle im ersten Band des Kapitals, am Schluß des Abschnitts »Große Industrie und Agrikultur«. Es ist einer der wenigen Texte, worin Marx ausdrücklich von U m w e l t s c h ä d i g u n g durch das Kapital spricht – und eine dialektische Sicht auf die Widersprüche des von den Produktivkräften ausgelösten »Fortschritts« bietet: Die »kapitalistische Produktion […] stört […] den
    S t o f f w e c h s e l zwischen Mensch und Erde, d. h. die Rückkehr der vom Menschen in der Form von Nahrungs- und Kleidungsmitteln vernutzten Bodenbestandteile zum Boden, also die ewige Naturbedingung dauernder Bodenfruchtbarkeit. Sie zerstört damit zugleich die physische Gesundheit der Stadtarbeiter und das geistige Leben der Landarbeiter.

    „. . . Dieser Text hat mehrere bemerkenswerte Aspekte. Zunächst die Idee, daß Fortschritt destruktiv sein kann, ein »Fortschritt« in der Beeinträchtigung und Zerstörung der natürlichen Umwelt. Das gewählte Beispiel – der Verlust der Bodenfruchtbarkeit – ist nicht das beste und erscheint zu begrenzt, aber es wirft dennoch die allgemeinere Frage nach der Schädigung der Umwelt, der »ewigen Naturbedingung«, durch die kapitalistische Produktion auf. . . .

    Verschiedene Texte zeigen den Widerspruch zwischen der kurzfristigen Logik des Kapitals und der Möglichkeit einer »rationellen«, auf weit längere zeitliche Sicht und in nachhaltiger, Generationen übergreifender Perspektive betriebenen, die Umwelt achtenden Landwirtschaft: »Ganz konservative Agrikulturchemiker, wie z. B. Johnston, geben zu, daß eine wirklich rationelle Agrikultur überall am Privateigentum unüberwindliche Schranken findet […] der ganze Geist der kapitalistischen Produktion, der auf den unmittelbaren nächsten Geldgewinn gerichtet ist, widerspricht der Agrikultur, die mit den gesamten ständigen Lebensbedingungen der sich verkettenden Menschengenerationen zu wirtschaften hat. Ein schlagendes Beispiel davon sind die Waldungen, die nur da zuweilen einigermaßen dem Gesamtinteresse gemäß bewirtschaftet werden, wo sie nicht Privateigentum, sondern der Staatsverwaltung unterworfen sind.«16
    Neben der Bodenerschöpfung erwähnen die bisher zitierten Texte von Marx und Engels die Vernichtung der Wälder als Beispiel einer ökologischen Katastrophe. Es erscheint oft im Kapital:
    »Die Entwicklung der Kultur und Industrie überhaupt hat sich von jeher so tätig in der Zerstörung der Waldungen gezeigt, daß dagegen alles, was sie umgekehrt zu deren Erhaltung und Produktion getan hat, eine vollständig verschwindende Größe ist.«17 Die beiden Phänomene – Wald- und Bodenschädigung – werden im übrigen in ihren Analysen eng miteinander verbunden. An einer Stelle der Dialektik der Natur nennt Engels die Vernichtung der kubanischen Wälder durch große spanische Kaffeepflanzer und die nachfolgende Verwüstung der Böden als Beispiel für die kurzsichtige räuberische Haltung »der heutigen Produktionsweise« zur Natur und ihre Gleichgültigkeit gegenüber den entfernteren schädlichen »natürlichen Wirkungen« ihrer Handlungen.18
    . . . .
    Schließlich definiert Marx, wiederum im dritten Band des Kapitals, den Sozialismus nicht mehr über die „Beherrschung“ oder menschliche Kontrolle der Natur, sondern mittels der Kontrolle des materiellen Austauschs mit der Natur: Die Freiheit im Bereich der materiellen Produktion „kann nur darin bestehn, daß der vergesellschaftete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden.“25 Diesen Gedanken übernimmt Walter Benjamin, der als einer der ersten Marxisten im 20. Jahrhundert derartige Fragen aufgeworfen hat, nahezu wortwörtlich. Schon 1928 geißelte er in seinem Buch Einbahnstraße die Idee der Herrschaft über die Natur als „imperialistische Lehre“ und schlug eine neue Auffassung der Technik als „Beherrschung des Verhältnisses zwischen Natur und Menschheit“ vor.26

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