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Artikel-Schlagworte: „Kultur“

Zweck des Staates: Traditionelles und modernes Verständnis

Nach traditionellem Verständnis besteht der Zweck des Staat im Gemeinwohl, wozu die Sicherung des irdischen Daseins durch Schutz nach innen durch das Strafrecht und außen durch das Militär gehören sowie Verhinderung der Drangsalierung eines Standes durch einen anderen, der das Daseinsrecht der Angehörigen des ersteren beeinträchtigen würde. Der Zweck des Staates beschränkt sich auf das Irdische; er hat nicht die Aufgabe, die Menschen zu Gott zu führen oder ihnen eine Moral vorzuschreiben; das familiäre Privatleben ist nicht Angelegenheit des Staates. Vielmehr beschränkt er sich auf die Sphäre des in der Gesellschaft geltenden Rechtes, und dieses hat wiederum der Natur des Menschen Menschen als Gott ebenbildlicher Creatur zu entsprechen. Diesen Beitrag weiterlesen »

Was ist „fact“, und was ist „fake“? – Zugleich ein Beitrag zum Reformationsjubiläum

Ludwig Wittgensteins* „Tractatus logico-philosophicus (1921)“ beginnt mit dem Satz „1 Die Welt ist alles, was der Fall ist.“ Es geht in diesem Satz um eine objektive Wirklichkeit; derselbe Satz bedarf allerdings eines Subjektes, um niedergeschrieben zu werden, wie die objektive Wirklichkeit eines sie beobachtenden Subjekts, das uns gelegentlich seine Beobachtungen mitteilt, soweit wir dasselbe nicht selbst bemerken.** Wittgenstein definiert weiter: „1.1 Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge.“ – Im Folgenden heißt es dann: „2 Was der Fall ist, die Tatsache, ist das Bestehen von Sachverhalten. 2.01 Der Sachverhalt ist eine Verbindung von Gegenständen (Sachen, Dingen).“ „Sachverhalte“ gibt die englische Übersetzung des Tractatus mit „atomic facts“ wieder: „2 What is the case, the fact, is the existence of atomic facts. 2.01 An atomic fact is a combination of objects (entities, things).“

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Ein gesegnetes Osterfest!

Auferstehung

Gesegnete Weihnachten!

Jan van Eyck, "Die Madonna des Kanzlers Rolin (1435)"

Jan van Eyck, „Die Madonna des Kanzlers Rolin (1435)“

 Nicht den irdischen Frieden bringt das Christkind, sondern einen höheren, den die Verfolger nicht fassen können und der das Diesseits überstrahlt: „Friede auf Erden, Wohlgefallen den Menschen!“

Notizen zur Utopie (3)

Der Fall Münsters im Jahre 1535 markierte einen tiefen Einschnitt in der Entwicklung des Wiedertäufertums. Der überwiegende Teil derjenigen, die den Chiliasmus nicht aufgeben wollten, verließ anscheinend das kontinentale Europa und ließ sich in England nieder. So war es möglich, daß sich der zurückbleibende Teil rasch umorientierte und sich in eine – den Münsteraner Wiedertäufern geradezu entgegengesetzte – Gemeinschaft von Pazifisten transformierte. Diesen Beitrag weiterlesen »

Notizen zur Utopie (2)

Als Renaissancehumanist schuf Thomas Morus an die klassische Antike anknüpfend eine erste neuzeitliche Utopie, indem er den platonischen Idealstaat zum lebensfernen Wunschbild überhöhte, das er notgedrungen in eine entlegene Weltgegend entrückte, während Platon sein als Modell der am vortrefflichsten geordneten Polis gedanklich irgendwo innerhalb des griechischen Siedlungsraumes angesiedelt hatte.  Dazu sei angemerkt, daß Utopia die latinisierte Wiedergabe des griechisch konstruierten Kunstwortes ou-topos, Nicht[-auf Erden zu findender]-Ort, ist; Thomas Morus hätte angesichts des masculinen „topos“ eigentlich von einem Utopius sprechen müssen, doch da er den Nicht-Ort auf einer Insel, insula, lokalisierte, nannte er diese Utopia. – Wie Platon in seinem letzten Werk, den „Gesetzen“ eine der Lebenswirklichkeit noch nähere Staatsverfassung entwarf, so spricht auch Thomas Morus von den den Utopiern benachbarten Makariern; bei letzteren ist das Privateigentum nicht abgeschafft, doch man begrenzt es, indem das Gesetz es dem König verbietet, daß sein Staatsschatz mehr als eintausend Pfund in Gold oder eine entsprechende Summe in Silber umfaßt, wobei stillschweigend vorausgesetzt sein dürfte, daß jedes Privatvermögen weit niedriger ist. Doch während die „Gesetze“ das umfangreichste Werk Platons bilden, werden die Makarier an nur einer einzigen Stelle der „Utopia“ erwähnt.* Diesen Beitrag weiterlesen »

Notizen zur Utopie (1)

Verschiedentlich thematisiert Manfred Kleine-Hartlage in seinen Veröffentlichungen die Gründung linker Ideologien auf Utopien,  auf Voraussetzungen, die sich rational kaum plausibel machen lassen, sondern die als Grundannahmen gläubig anzunehmen sind, um von ihnen her die Wirklichkeit zu deuten, obwohl sie der alltäglichen Erfahrung widersprechen. – Diese Auffassung linker Ideologie steht im Kontrast zu deren Selbstverständnis, denn ins Besondere der Marxismus-Leninismus, versteht sich als Wissenschaft; doch setzt die Wissenschaftlichkeit eben erst ein, nachdem man die Grundannahmen akzeptiert hat. Ein von Manfred Kleine-Hartlage öfter gebrauchtes Bild veranschaulicht dieses Problem folgendermaßen: Erst wenn ich grundsätzlich akzeptiert habe, daß der Regen – entgegen meiner alltäglichen Erfahrung – nicht von oben nach unten, sondern von unten nach oben fällt, dann kann ich in einem zweiten Schritt daran gehen, dies wissenschaftlich zu begründen. Diesen Beitrag weiterlesen »

Gedankensplitter (18. Sept. 2015)

Schon seit längerem habe ich den Gedanken erwogen, ob nicht der deutsche Nationalsozialismus eine Synthese von (romanischem) Faschismus, (insbesondere französischem) Antisemtismus und (angelsächsischem) Racismus* darstellt. – Nun sehe ich meine Vermutung gerade in bezug auf den dritten und letzten Punkt weiter bestätigt durch einen Text, auf den ich bei der Lektüre eines Aufsatzes in der neuen KU gestoßen bin.** Diesen Beitrag weiterlesen »

Sozialindustrie 7 (letzter Teil)

Die Saecularisierung kirchlicher Einrichtungen für Bildung, Erziehung, Armenfürsorge und Krankenpflege begann bereits innerhalb der christlichen Gesellschaft und unter einer christlichen Obrigkeit. Im liberalen Staat des Industriezeitalters, also während des 19. und 20. Jahrhunderts, fand dies seine Fortsetzung; nur geriet die Saecularisierung dabei in einem Widerspruch zum Wesen der Einrichtungen, die von ihrer Geschichte her christlich geprägt waren, denn der liberale Staat zeichnete sich dadurch aus, daß er das Bekenntnis zu Gott verweigerte. Diesen Beitrag weiterlesen »

Sozialindustrie 6

Die staatliche Beaufsichtigung kirchlicher Einrichtungen für Bedürftige begann, wie am Beispiel des Pariser Hôtel de Dieu illustriert wurde, bereits im Mittelalter. Der Staat übernahm später kirchliche Einrichtungen und saecularisierte sie oder gründete eigene. Sorgten im Mittelalter Angehörige von Bruderschaften für Kranke, so traten in der Neuzeit allmählich Pflegekräfte an ihre Stelle, die keiner kirchlichen Gemeinschaft angehörten. – Der protestantische Pastor Theodor Fliedner* bildete in Kaiserswerth bei Düsseldorf seit 1836 unverheiratete Diakonissen aus nach dem Vorbild weiblicher Krankenpflegeorden. Die in Kaiserswerth und bei den Barmherzigen Schwestern in Paris unterrichtete Florence Nightingale** bemühte sich zuerst für Verwundete englische Soldaten während des Krimkrieges (1853 – 1856),*** und danach gründete sie eine Ausbildungsstätte für Krankenpflegerinnen in England (1860). – Während des 20. Jahrhunderts setzte sich allgemein die staatliche Vereinheitlichung der Ausbildung von Krankenschwestern durch. Diesen Beitrag weiterlesen »